Familie und Beruf Väter machen mit Kindern Karriere

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Effiziente Arbeit

Stefan Keuchel Quelle: Arne Weychardt für WirtschaftsWoche

Noch heute verschweigen viele Frauen im Lebenslauf ihre Kinder. Auch einige Headhunter und Coaches raten dazu. Kinder könnten als Signal verstanden werden, nicht genug Zeit für den Job zu haben.

Bei Männern ist es genau umgekehrt: Erwähnen sie den eigenen Nachwuchs, wird ihnen ungefragt ein stabiles Umfeld und bessere Fähigkeiten im Umgang mit Mitarbeitern attestiert.

Kein Wunder, dass Männer diesen Wettbewerbsvorteil für sich nutzen. HP-Mitarbeiter Cziomer streicht sein Engagement für die Familie im Büro täglich heraus. Im Outlook-Kalender der Abteilung blockt er für jeden sichtbar alle Arbeitstage von 17 bis 21 Uhr als „Familienzeit“ – bei seinem Arbeitgeber, so Cziomer, gelte das ohnehin als Best Practice. Und sicherlich ist er auch als Signal zu verstehen, dass Firma und Familie irgendwie zusammengehen.

Diagramm: Elternförderung Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Trotz vieler Vaterpflichten glaubt Cziomer, dass er heute effizienter arbeitet als zu Singlezeiten. „Früher habe ich länger im Büro gesessen, aber auch mehr Zeit davon verdaddelt.“ Heute weiß er, dass er keine Minute länger bleiben kann als bis 17 Uhr. Um halb sechs schließt die Krippe. Falls in der Firma trotzdem mal ein Meeting für 18 Uhr einberufen wird, entscheidet der 30-Jährige von Fall zu Fall. Ist er einer der Hauptakteure, sucht er einen neuen Zeitpunkt. Wenn nicht, erkundigt er sich beim Protokollführer nach den Beschlüssen und reicht den eigenen Input nach.

Virtuelles Meeting mit Vorgesetzen und Sohn

Oder er wählt sich eben von zu Hause in die Telefonkonferenz ein. Wenn dann, wie neulich bei einem solchen virtuellen Meeting mit zwei ranghohen Vorgesetzten, sein Sohn dazwischenplappert, sei das auch kein Problem. Erst hätten alle gelacht, sagt Cziomer. „Und dann haben wir ganz normal weitergemacht.“

Situationen, die auch Stefan Keuchel schon erlebt hat. Er arbeitet als PR-Manager bei Google Deutschland in Hamburg und hat vier Kinder aus drei Beziehungen (14, acht, vier Jahre und drei Monate). Keuchel lebt mit seiner jetzigen Frau und den zwei gemeinsamen Kindern zusammen in Hamburg, kümmert sich aber auch um seine beiden älteren Söhne aus früheren Beziehungen. Im digitalen Netzwerk Google+ stellt er sich als „happy father & husband“ vor. Doch das mit der Happiness klappt im Alltag nicht immer. Der 43-Jährige hat einen stressigen Job mit vollem Terminkalender. Er wünscht sich mehr Zeit für die Familie.

von Kristin Rau, Manfred Engeser

Zwei Wochen Urlaub

Doch woher nehmen? An normalen Arbeitstagen kommt er selten vor 20 Uhr nach Hause. Seine Frau kümmert sich derzeit um die beiden kleinen Kinder. Vor 14 Jahren, bei seinem ersten Sohn, arbeitete Keuchel noch härter und länger. „Das Kind zu Hause war kein Grund für Männer, früher nach Hause zu gehen“, erinnert er sich. Heute sei es für ihn selbstverständlich, bei wichtigen Familien-Events auch mal früher zu gehen. Zum Elternsprechtag etwa. Oder zum Martinsumzug.

Dass sein Arbeitgeber ihm – wie allen Neu-Eltern – zur Geburt neben 250 Euro Startgeld auch zwei Wochen Urlaub geschenkt hat, freute ihn sehr. So sehr, dass er diese Zeit in seiner E-Mail-Abwesenheitsnotiz kurzerhand als „Vaterschaftsurlaub“ titulierte.

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