Familie und Beruf Väter machen mit Kindern Karriere

Seite 2/5

Schulfest im Kalender

Die Gleichstellungspolitik führt zu Panik in Unternehmen: Sie besetzen Chefposten bevorzugt mit Frauen. Aber wohin mit den vielen aufstiegswilligen Männern?
von Cornelia Schmergal, Claudia Tödtmann, Andreas Wildhagen

Väter, die das Schulfest ihrer Kids in den Outlook-Kalender ihrer Abteilung eintragen. Die sich demonstrativ zum Martins-Laterne-Basteln in der Kita verabschieden. Oder mitten im Teammeeting verschwinden, weil sie pünktlich zum Klaviervorspiel ihres Sohnes oder zum Tennisturnier ihrer Tochter kommen wollen.

Unter Deutschlands Managervätern ist der Wettbewerb um die beste Work-Wickeltisch-Balance ausgebrochen. Die PR-Strategie der Über-Daddys ist simpel: „Wechsle Windeln und rede darüber.“ Keine Frage: „Im Gegensatz zu Frauen können Männer mit Kindern für ihre Karriere punkten“, sagt Anke Hoffmann, Mit- Geschäftsführerin der Personal- und Managementberatung Kienbaum Berlin. Das Image als verantwortungsvoller Vater zahlt direkt auf das Karrierekonto der neuen Väter ein. Schließlich gelten soziale Fähigkeiten als wichtige Fahrkarte in die Führungsetage. Warum also das familiäre Engagement verschweigen?

Welche Arbeitszeitmodelle deutsche Unternehmen Familien anbieten

Pluspunkt Vaterrolle

Im Gegenteil: Wer so offen wie Cziomer über seine Vaterrolle spricht, punktet in der Firma. Und zwar nicht nur bei HP. „Bei den Arbeitgebern kommt das Supervater-Image an. Sie haben die neuen Väter als dankbares PR-Thema entdeckt“, sagt Wolfgang Jäger, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und Managementberater in Königstein im Taunus. Wer in Zeiten von Demografielücke und Fachkräftemangel modernen Vätern Arbeitsplatz und geistige Heimat bietet, zieht den rarer werdenden Managernachwuchs an.

Vorreiterfirmen spielen daher die Väter-Karte ganz offen aus. Die Großbäckerei Mestemacher lobt die branchenübergreifende Auszeichnung „Spitzenvater des Jahres“ aus. Firmen bieten Väter-Workshops und Arbeitsgruppen „Väter im Betrieb“. Veranstaltungen laden zum „Bildungslunch Väter und Wiedereinstieg“ oder zum „Elternzeitfrühstück für Väter“ ein. Und Väter-Audits sollen Unternehmen auf ihre Väterfreundlichkeit hin abchecken.

Diagramm: Informations- und Beratungsangebote Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Väter als Vorbilder

Mitarbeiter der Commerzbank gründeten bereits 2004 das unternehmensinterne Netzwerk „Fokus Väter“. Top-Ziel des Programms ist es, Beispiele zu zeigen, „aktive Vaterschaft vorzuleben“. Fraport will mit seinem Väter-Netzwerk auf Chancengleichheit auch für Väter hinweisen. Und Henkel in Düsseldorf strebt an, „dass immer mehr Männer in ihrer Vaterrolle sichtbar werden“, so Markus Dinslacken, der konzernweit die Diversity-Strategie des Konsumgüterherstellers verantwortet. Väter als Vorbilder im Kollegenkreis seien wichtig. „So wollen wir das Bild in den Köpfen der Leute ändern, dass Kindererziehung allein Frauensache ist.“

Offen über die Elternrolle sprechen und kräftig Sympathiepunkte sammeln: Die Manager-Väter fahren genau die Gegenstrategie ihrer Kolleginnen.

„Für Männer ist es cool, die Vaterrolle raushängen zu lassen“, sagt Management-Coach Barbara Schneider aus Hamburg. „Aus minimalen Elternzeiten ziehen sie den maximalen Nutzen.“

Während sich die neue Generation der Superdaddys nach der Geburt eines Kindes im Schnitt nämlich gerade mal etwas mehr als drei Monate Auszeit gönnt, unterbrechen Mütter meist ein knappes Jahr ihre Karriere. Zurück im Büro, setzen sie dann alles daran, Büro- und Kinderkram sorgfältig zu trennen. Denn jede erfolgreiche Mitarbeiterin mit Familie weiß: Will sie ernst genommen werden, muss sie im Büro alle Gespräche über Kita, Kirschkernkissen und Kindergeburtstage vermeiden. Job ist Job und Kind ist Kind. Keine Diskussion.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%