Gallup Engagement Index Die Deutschen kündigen - zumindest innerlich

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Unternehmensberater profitieren

Was Absolventen von Firmen erwarten
Die StudieDie Personalberatung Kienbaum hat im Auftrag des Haniel-Konzerns fast 1000 Absolventen in sieben europäischen Ländern nach ihren Ambitionen und der persönlichen Karriereplanung befragt. Die Antworten helfen Arbeitgebern bei der Positionierung im Wettbewerb um Fachkräfte – und zeigen Absolventen, was andere bei der Karriereplanung anstreben. Geld spielt eine geringe Rolle für die Attraktivität eines Arbeitgebers, die Stimmung ist wichtiger. Quelle: dpa
Karriere als LebensinhaltFür 75 Prozent ist der berufliche Aufstieg „zentraler Lebensinhalt“, der von etwa der Hälfte der Absolventen mit dieser Einschätzung aber unabhängig von den klassischen Karrierewegen in einzelnen Unternehmen verfolgt wird. Auf den Aufstieg in einem bestimmten Unternehmen setzt die andere Hälfte. Quelle: dpa
Italiener setzen auf KarriereFür 25 Prozent der Befragten ist die Karriere kein zentraler Bestandteil der eigenen Lebensplanung. Innerhalb Europas gibt es dabei deutliche Unterschiede: In Italien sind nur sieben Prozent der Befragten dieser Auffassung, in Österreich hingegen 38 Prozent. 93 Prozent der italienischen Absolventen wollen Karriere machen. Quelle: rtr
Eigenschaften, auf die es ankommtNach Einschätzung der Absolventen ist vor allem Teamfähigkeit eine bedeutende Fähigkeit (43 Prozent sind dieser Auffassung), um Karriere machen zu können. Sogar die Fähigkeit zur Selbstkritik (39 Prozent) wird als bedeutender eingeschätzt als praktische Erfahrung (29 Prozent) oder akademische Kenntnisse (26 Prozent). Quelle: dpa
Traumziel für Männer: FührungskraftUnter Betriebs- und Volkswirten strebt die Hälfte der befragten Männer an, Führungskraft zu werden. Weniger attraktiv erscheint Männern die Rolle als Experte (33 Prozent), verschrien ist geradezu der Projektleiter (16 Prozent). Von Frauen werden die drei Positionen als jeweils gleich attraktiv angesehen. Bei Ingenieuren ist die Rolle des Experten für Männer (40 Prozent) und Frauen (46 Prozent) erstrebenswert. Quelle: dpa
Ratgeber für die KarriereplanungBesonders wichtig erachten Absolventen bei der Karriereplanung die Internetsuche (75 Prozent der Befragten) und die Präsentation von Firmen auf deren Websites (67 Prozent). Innerhalb Europas schwankt aber die Auffassung darüber, ob Praktika das Mittel zur Planung des Karrierewegs sind. Drei Viertel der französischen Absolventen sieht das so, in Deutschland sind es 63 Prozent und in Ungarn nur 38 Prozent. Recht viele bauen auch auf Rat aus dem Freundeskreis (37 Prozent) und der Familie (35 Prozent), wenn sie die Karriere planen. Quelle: dpa
Was wenige Absolventen beeinflusstSpezielle Karriereevents von Firmen sind für deutsche Absolventen weniger interessant bei der Berufsplanung (17 Prozent), auch Karrieremessen gelten als unattraktiv (12 Prozent). Im Ausland liegen die Quoten deutlich höher – vor allen italienische Berufseinsteiger mögen Karriereevents (39 Prozent). Quelle: dapd

Die vergessene Generation 50+

Gallup macht eine besonders vernachlässigte Gruppe in Unternehmen aus: die Baby Boomer. Mit 29 Prozent stellen sie die größte Gruppe der Mitarbeiter und gerade sie werden noch eher frustriert als die Generation Y, also die Arbeitsanfänger von der Uni. “Sie verschwinden zunehmend vom Aufmerksamkeits-Radar und sind die vergessene Generation am Arbeitsplatz”, meint Nink.

Dass das widersinnig ist, findet auch Personalberaterin Cohausz: “Wir geben uns wahnsinnig Mühe, die Generation Y zu verstehen – aber keiner guckt auf die Mitarbeiter, die plusminus 50 sind und noch 20 Jahre arbeiten sollen. Obwohl die Führungsetage im selben Alter ist.”

Ihr Rat an die Betriebe ist simpel, aber offenbar schwierig in der Umsetzung: “Die Unternehmen müssen sich dringend um mehr Mitarbeiterbindung kümmern – über alle Beschäftigtengruppen.” Andernfalls riskieren sie unfreiwillige Verluste. Der Aussage “Ich will heute in einem Jahr noch bei meiner derzeitigen Firma sein”, stimmten von den emotional ungebundenen Mitarbeitern nur 58 Prozent zu, von den anhänglichen dagegen 93 Prozent. Und das Unangenehme für die Firmen sind bei diesen Abgängen nicht nur die Kosten und Mühen für die Suche nach neuen Mitarbeitern und deren Einarbeitung, Know-how-Verlust und Kundenabwanderung. Ist die Kündigungsrate hoch, wirkt sich das auch negativ auf die Stimmung und die Motivation der verbleibenden Mitarbeiter aus.

Der Anteil der Mitarbeiter ohne emotionale Bindung an die Firma ist deutlich gestiegen.

Ein Sommerfest oder ein Weihnachtsbaum im Foyer mögen zwar gut gemeint sein, aber sie machen eine schlechte Behandlung über das ganze Jahr nicht wett. Mitarbeiter erspüren sofort, was eine reine Schaufenstermaßnahme und was ehrliches Bemühen um den Einzelnen ist.

Unternehmensberater sind die einzigen Profiteure

Die Entwicklung ist für die Unternehmen richtig teuer, müssen sie doch ihren Innovationsbedarf von außen teuer einkaufen: bei Unternehmensberatern, die ihnen dann eine Zukunftsstrategie liefern sollen. “Und darum profitieren Unternehmensberater von diesem Dilemma”, folgert Cohausz.

“Würden die Entscheider an der Spitze in den Zielvorgaben fürs Mittelmanagement die emotionale Bindung und Motivation der Mitarbeiter festschreiben – und zwar ganz oben – , sähe es anders aus,” so die Beraterin. Denn die zweite Führungsebene wird meist selbst falsch geführt, sie erkennt die Relevanz dieses Themas nicht, weil sie eine andere Prioritätenliste im Kopf hat: das Tagesgeschäft, Prozesse optimieren und die erwünschten Zahlen liefern.

Hinzu kommt: Nur die Top-Manager sind nicht mehr so eitel, am liebsten immer selbst glänzen zu wollen. Sie sind ja schon oben angekommen. Die Mittelmanager sind meist nicht soweit und haben nicht den Impetus, ihre nachgeordneten Mitarbeiter glänzen zu lassen. Was wiederum für ihre Company langfristig schlecht ist.

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