Gentleman-Papst Bernhard Roetzel Was die Kleidung über den Mann aussagt

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"Mit kleinen Details Akzente setzen"

Kein stilvoller Mann zieht sich an wie Harald Glööckler, meint Bernhard Roetzel. Quelle: dpa Picture-Alliance

Um mal den normalen berufstätigen Männern, die nicht zum Gentleman geboren sind, ein wenig zu helfen: Wie hält man bei der Arbeit am besten die Balance zwischen zeitlosen Konventionen, aktueller Mode und individuellem Stil?

Business-Kleidung ist Status-Kleidung. Das ist eine Uniform, die seit Jahrzehnten, im Grunde seit über einem Jahrhundert feststeht. Individualität hat da sehr wenig Raum. Man kann nur mit ganz kleinen Details Akzente setzen. Mit der Krawatte, der Art der Hemdstreifen oder vielleicht einem farbigen Strumpf. Aber im Grunde kann es nur darum gehen, das Vorgegebene so perfekt wie möglich darzustellen.

Also macht man es mit allzu modischen Anzügen falsch?

Ich bin in Gesellschaft immer am altmodischsten und schlichtesten von allen gekleidet. Und meine Leser finden das gerade beeindruckend. Jegliches Bemühen um Schnickschnack ist eigentlich zu viel. Die elegantesten Männer sind immer die, die Jahrzehnte lang das gleiche anziehen.

Adieu Tristesse!
Die Hemdenmode zeigt sich in dieser Saison besonders farbenfroh. Auch Pastelltöne dürfen nicht fehlen. Quelle: Digel
Hemden aus Denim sind ein Trendthema in dieser Saison. Sie eignen sich jedoch eher für die modische Spitze. Quelle: Cinque
Der Look wirkt besonders harmonisch, wenn sich die Farbe der Krawatte im Hemd wiederfindet. Quelle: Eterna
Grün feiert ein Comeback in dieser Saison und macht auch vor der Hemdenmode keinen Halt. Quelle: Boss
Farbenfrohe Muster in Hemden und Krawatten machen Lust auf den Frühling. Quelle: Eton
Weiße Hemden zählen weiterhin zu den Klassikern. Sie eignen sich besonders unter farbenfrohen Anzügen. Quelle: Cinque
In der Freizeitmode darf getragen werden, was gefällt. Bei diesem Modell liegt der Fokus auf auffälligen Applikationen und Stickereien. Quelle: Camp David

Lassen Sie uns einige aktuelle Modephänomene durchzugehen: Harald Glööckler mit seinen exzentrischen Glitzeranzügen finden Sie vermutlich nicht so toll.

Nein. Kein stilvoller Mann zieht so etwas an. Wenn man wie ein Mode-Opfer herumläuft, fällt man negativ auf. Aber die Sprache der klassischen Kleidung versteht jeder. Wenn man dazu noch normal, bescheiden, humorvoll auftritt, wird man nicht angepöbelt. Ich lief neulich in Berlin durch die U-Bahn, da rief ein Punk mir zu: Cool, Humphrey Bogart. Ich habe noch nie eine negative Reaktion erlebt.

Was sagen Sie zu den neuerdings wieder sichtbaren Blümchenhemden?

Es kommt darauf an, welchen Status man darstellen will. Wenn Sie als Anwalt in einer konservativen Kanzlei sitzen, ist ein Blümchenhemd natürlich ein Witz. Als Freiberufler oder Angestellter in der Medienbranche können Sie das machen. Aber ab einem gewissen Alter sieht so ein Hemd immer albern aus. Man sollte nicht so aussehen wie ein Mann, der es nicht versteht, in Würde zu altern.

Bild-Chef Kai Diekmann (rechts) als bärtiger Nerd im Silicon Valley mit dem FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler. Quelle: dpa

Apropos. Wie finden Sie den neuen Look von Bild-Chef Kai Diekmann als bärtiger Kapuzenpulli-Nerd im Silicon Valley?

Das könnte Ausdruck eines Lebenswendepunktes sein. Wenn ein erwachsener Mann, der jahrzehntelang einen Look hatte, sich so verwandelt, ist es für den Beobachter irritierend. Wenige Leute werden sagen: Ist ja cool, endlich ist der nicht mehr so stieselig. Aber die ihn vorher gut fanden, können davon nur irritiert sein.  So ging es auch den Grünen-Wählern, als Joschka Fischer plötzlich im Anzug auflief. Da ist mir Christian Ströbele doch lieber, der immer gleich geblieben ist.

Wie finden Sie es, wenn ein Telekom-Vorstand Krawatten in der Konzernfarbe Magenta trägt?

Peinlich und spießig. Genauso wie blaugelbe Krawatten bei FDP-Politikern lächerlich sind.

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