Hersteller reden sich meist damit heraus, diese Maßnahmen dienten der Qualitätssicherung. Doch dann wäre zumindest ein deutlicher Hinweis an den Käufer fällig, wie man das Gerät trotzdem weiter betreiben kann. Doch der fehlt in aller Regel. Die Stiftung Warentest hat 2013 bei einem Test von Waschmaschinen keine Belege gefunden, „dass gezielt ein frühzeitiger Verschleiß von Produkten herbeigeführt wird.“
Doch „Möglichkeiten dafür“ gebe es viele, räumen die Autoren ein und listen die „Tricks“ auf: „hohe Reparaturkosten, fest eingebaute Akkus, fehlende Ersatzteile, Drucker, die fälschlich leere Patronen anzeigen oder Produkte, die sich nicht reparieren lassen“.
Wie das geht, zeigt zum Beispiel Bosch mit seinem Akku-Rasenmäher rotak 43 li, über den sich ein Haiko P. am 20. Mai 2014 beschwert: Der Akku habe kurz nach Ablauf der zweijährigen Garantie den Geist aufgegeben. Der Ersatz koste 100 Euro. „Die Akkuzellen“, schreibt Haiko P., „sind verlötet, sodass nur sehr schwer festgestellt werden kann, welche kaputt ist. Eine Zelle kostet ungefähr 3 Euro. Man braucht Spezialwerkzeug, um an das Innenleben heranzukommen. Der Akku könnte auch nur verschraubt sein, ohne Komforteinbußen.“ Absicht oder einfach nur Nachlässigkeit der Bosch-Entwickler?
Verantwortung des Managements
Die Frage der Vorsätzlichkeit sei natürlich nicht durch technische Tests nachweisbar, sondern allenfalls vor Gericht zu klären, wendet Schridde ein. „Manchmal hat das einfach mit schlechter Kommunikation von Beschaffung und Ingenieuren zu tun. Aber das ändert nichts an der Verantwortung des Managements. Wenn es billigend in Kauf nimmt, dass ein Produkt nur begeistern aber nicht haltbar sein soll, ist das schließlich eine gewollte Unterlassung.“
Der Einwand von Unternehmen, Verbänden und anderen Skeptikern der geplanten Obsoleszenz: Welcher Hersteller sollte aus dem Murks ein System machen? Beschädigt das nicht seine Marke? Schridde hält diese Argumente, die er auch von Unternehmen und Verbänden hört, für „Nebelkerzen“. Die Hersteller produzierten nicht so sehr direkt für den Konsumenten, sondern für den Handel. Und der habe beim Einkauf nicht dasselbe Interesse wie der Konsument.
„Geplante Obsoleszenz ist ein Zeichen der Hilflosigkeit der Betriebswirte: In dem Moment, wo ein Markt gesättigt ist, fällt ihnen nichts Besseres ein als die Umschlagshäufigkeit im Sortiment hoch zu drehen“, sagt Schridde. Eisenriegler sieht das genauso: „Die Optimierung für die Hersteller im Sinne von "wie kann ich viel verkaufen" hat erst stattgefunden, seitdem eine gewisse Marktsättigung eingetreten ist. Die haben wir eindeutig bei Haushaltsgeräten.“