Gesundheit Burn-out: Gefahr für das Leben

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Frank Krause in Australien

Richtig Abschied vom Ausstieg habe ich deshalb nie genommen. Auch wenn es sich pathetisch anhört: Diese Auszeit steckt für immer in mir.

Als ich nach Deutschland zurückkehrte, kam ich in eine Welt, mit der ich viel mehr Reibungsflächen hatte als vorher. Man kommt „clean“ in sein altes „Suchtumfeld“ zurück und trifft die alten „Abhängigen“ wieder. Damit sind Schwierigkeiten programmiert.

Viele Dinge, die meine Bekannten in Deutschland als Problem bezeichneten, sah ich anders, lockerer, unproblematischer. Kaum einer hat das verstanden. Meine alten Bekannten behandelten mich stattdessen wie nach einem längerem Urlaub. In Gesprächen hatte ich oft das Gefühl, durch eine Glaswand zu reden, und war danach verärgert und frustriert.

Natürlich ist das eine sehr persönliche Geschichte. Doch ein Aspekt daran scheint mir durchaus verallgemeinerbar: Man sollte damit rechnen, nach dem Ausstieg einige alte Freunde zu verlieren – sogar jene, die das Sabbatical vielleicht vorher noch unterstützt haben.

Es gibt natürlich auch positive Aspekte. So eine Auszeit bietet – wenn man nicht wieder zum früheren Arbeitgeber zurück will oder muss – ebenso viele Chancen, neu anzufangen. Ich kenne Menschen, die ihre beruflichen Ziele um 180 Grad gedreht haben, die zum Beispiel aus einer selbstständigen Tätigkeit in ein abhängiges Arbeitsverhältnis gegangen sind oder umgekehrt.

Nach wie vor Leistungsbereitschaft

Bei mir war es der Wunsch nach einer neuen Lebensbalance: Wie will ich in Zukunft zu materiellen Dingen stehen? Bin ich stark genug, dem Druck aus meinem früheren Umfeld standzuhalten? Das waren für mich die elementaren Fragen.

Und ich wollte, dass mich der Beruf nicht mehr überlastet. Ich möchte meine Arbeit gerne machen, aber ich möchte sie auch gerne wieder loslassen können und am Wochenende oder im Urlaub ohne Arbeit sein.

Zugegeben, wenn ich noch in einem Umfeld leben würde, wo das eigene Haus und die Doppelgarage nicht so eine große Bedeutung hätten, würde ich mich damit leichter tun. Deshalb schätze ich, dass ich heute genauso viel Energie auf die Abwehr der Burn-out-Spirale verwende, wie ich damals hineingesteckt habe, um mein Arbeitsleben zu organisieren.

Meine Haltung heute ist, dass man sich natürlich in Hochphasen eines Projektes besonders anstrengen muss und sollte. Ich bin nach wie vor für Leistungsbereitschaft. Aber diese Phasen dürfen nicht zum Dauerstress ausarten und zur Dauerbelastung werden.

Anspannung und Entspannung zulassen

Ich habe an mir selbst erlebt, wie sich die Arbeitsergebnisse dabei deutlich verschlechtern.

Heute weiß ich, dass ich nur deshalb gut bin, weil ich mich nicht mehr überlaste. Anspannung und Entspannung zulassen – das ist mein neues Motto. Und ich versuche, mein Leben so weit wie möglich danach auszurichten.

Allerdings sehe ich auch, dass sich solche Lebenskonzepte in den mittleren und oberen Managementebenen kaum noch durchsetzen lassen. Für diejenigen, die den Karren vorwärts ziehen wollen, wird es immer schwieriger, sich dem Sog der Selbstausbeutung zu entziehen. Ohne einen gesellschaftlichen Wertewandel, der auch die Unternehmenskultur erfasst, sehe ich hier keine Möglichkeit zu einer Trendumkehr.

Doch das würde sich lohnen. Schließlich gibt es immer mehr Menschen, die einen Burn-out erleiden. Leider.

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