Gesundheit Luxushotels werden zu Privatkliniken

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Erst untersuchen, dann entspannen

Tipps und Tricks für die Fastenzeit
Das Fasten ist auch der Verzicht auf Alkohol, Süßes oder das Handy: Ältere Menschen lehnen das Fasten laut einer Studie viel häufiger ab als jüngere. Wer nach den Karnevalstagen fastet, lässt meist den Alkohol weg. Fasten kommt vom gotischen „fastan“ und bedeutet: festhalten, beobachten, bewachen. Es beschreibt den freiwilligen und zeitlich begrenzten Verzicht, zum Beispiel auf feste Nahrung und Genussmittel aus gesundheitlichen, religiösen oder sozialen Gründen. Quelle: dpa
Religion und TraditionDie Fastenzeit soll Körper und Seele reinigen, einen Zustand innerer Ruhe herbeiführen und Raum für Gebet und Meditation schaffen. Für die Christen fängt am Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit an. Dabei werden die Sonntage nicht mitgerechnet. Die Fastenzeit ist die Vorbereitung auf Ostern und soll an die 40 Tage erinnern, an denen Jesus sich zum Fasten in die Wüste zurückzog, um sich auf sein öffentliches Wirken vorzubereiten. Im Fastenmonat Ramadan verzichten Muslime auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex. Davon ausgenommen sind Kranke, Alte, Kinder, Reisende und Schwangere. Im Judentum wird am Fastentag Jom Kippur auf Essen, Trinken und Körperpflege verzichtet. Quelle: dpa
Gesündere Ernährung danachBessere Laune durch Fasten? Das kann gut sein, denn bei vielen Menschen verbessert sich nach ein paar Tagen die Stimmung - das liegt nicht zuletzt daran, dass ein viel direkterer Draht zwischen Psyche und Körper erfahrbar ist. Warum? Während des Fastens werden große Mengen des Hormons Serotonin freigesetzt, während der Stresshormon-Pegel sinkt. Positiv ist auch, dass sich Menschen nach dem Fasten deutlich besser ernähren und dabei eher auf Fleisch verzichten als noch zuvor. Quelle: dpa
Flüssigkeitszufuhr und langsam wieder essenFasten ist nicht ganz leicht und könnte dem Körper auch schaden statt ihm gut zu tun: Deshalb sollten Sie während der Zeit auf eine besonders elektrolytreiche Flüssigkeitszufuhr achten, die etwa durch täglich zwei bis drei Liter Gemüsebrühe, Gemüsesaftschorle oder Mineralwasser erreicht werden kann. Nach dem Fasten sollten Sie langsam wieder mit dem Essen anfangen und zu Beginn auf schwerverdauliche Lebensmittel wie Kohl, Bohnen und Fleisch verzichten und dafür lieber mit Kartoffeln oder Äpfeln beginnen. Quelle: dpa
Vorbeugung von KrankheitenOb das Fasten wirklich eine positive Wirkung auf verschiedene Krankheiten hat, ist bis heute nicht so ganz sicher: Es ist aber wohl so, dass es etwa Arthritis oder Fibromyalgie längerfristig positiv beeinflusst worden sind, weil laut Studie viele Testpersonen ihre Nahrung anschließend auf komplett vegetarisch umstellten. Es kann sogar sein, dass bereits ein zweitägiges Fasten vor einer Chemotherapie die Nebenwirkungen der Behandlung reduziert - das sagen zumindest neuere Untersuchungen. Allerdings ist unklar, wie dieser Effekt zustande kommt. Quelle: dpa
Sport nicht vergessenBeim Heilfasten handelt sich um ein anerkanntes Naturheilverfahren, das Krankheiten vorbeugen oder heilen soll. Es erfolgt in speziellen Fastenkliniken und unter ärztlicher Aufsicht. Eine Kur dauert im Allgemeinen 14 bis 28 Tage. Eine kurze Heilfastenkur kann aber auch mit einer Anleitung zu Hause gemacht werden, ansonsten sollte man dafür eine Klinik aufsuchen. Während des Fastens besonders wichtig ist ausreichend Bewegung, um den Abbau von Muskeleiweiß zu reduzieren. Ob Racketsport, Entspannungstechniken oder Schwimmen ist dabei vollkommen egal. Quelle: dpa
Umfangreiche MethodenauswahlDie populärste Methode des Heilfastens stammt von dem Arzt Otto Buchinger. Er empfiehlt eine reine Trinkkur auf der Basis von Gemüsebrühe, Säften und Tees. Bei anderen bekannten Methoden stehen die Darmreinigung (Mayr-Kur) oder das Abwechseln von Trink- und Trockentagen (Schroth-Kur) im Vordergrund. An den Trockentagen ist nur ein Liter Flüssigkeit erlaubt, an Trinktagen zwei. Quelle: dpa

In der Buchinger-Wilhelmi-Klinik in Überlingen oberhalb des Bodensees wie auch im Partnerbetrieb in Marbella gehört die einstündige Eingangsuntersuchung ebenso zum Ritual des Aufenthalts wie der Besuch von Vorträgen und abendlichen Konzerten.

Chefarzt Stefan Drinda weiß, dass seine Klientel oft mehr Beratungsbedarf hat, als das Gesundheitssystem in Deutschland parat hält. Von Ländern wie Aserbaidschan oder arabischen Nationen ganz zu schweigen; das Stimmengewirr im Speisesaal belegt, dass viele Gäste lange Wege in Kauf nehmen, um sich auf Herz und Nieren prüfen zu lassen und Tipps für ein gesünderes Leben bei Küchenchef Hubert Hohler als Souvenir mitzunehmen. Drinda arbeitet mit der örtlichen Klinik zusammen, unter anderem, wenn eine Kernspintomografie sinnvoll erscheint. Alles das kann der Gast auf der Swimmingpool-Terrasse mit Seeblick oder vom Laufband im Fitnessstudio mit der gleichen Aussicht auf sich wirken lassen.

Fastenkuren gegen Alltagsbeschwerden

Die europäische Hotellerie begibt sich mit ihren medizinischen Angeboten in eine komplizierte Situation, findet Bernhard Bohnenberger, Präsident der Luxushotelgruppe Six Senses, die sich der ganzen Bandbreite von Wellness verschrieben hat. „Es hängt viel davon ab, wie sehr der Gast an die Wellnesspraktiken und Heilungserfolge des jeweiligen Hotels glaubt“, sagt Bohnenberger, der mit seiner Gruppe sieben Hotels und 18 Spas, unter anderem in den Flughäfen Heathrow und Abu Dhabi betreibt. „Wir möchten auf nicht invasive medizinische Wellness setzen, bei der Lebensstil, Ernährung, Fitness und Achtsamkeit Bestandteile der Behandlung sind“, sagt Bohnenberger.

Raimund Wilhelmi, Chef der mit Suiten um Gästen werbenden Buchinger-Wilhelmi-Klinik, hat Bohnenbergers Worte bei der vergangenen Internationalen Tourismusbörse genau vernommen. „Wir müssen unser Profil schärfen und deutlich machen, was unser Angebot ist.“

Medical Wellness, Medical Spa, Medical Care – die Begrifflichkeiten sind ähnlich, meinen aber oft sehr unterschiedliche Dinge. Schüle’s Gesundheitsresort in Oberstdorf trägt den Anspruch im Namen und trägt ihm mit zwei Ärzten Rechnung.

Luxushotels wie das Allgäu-Sonne in Oberstaufen hingegen nutzen Altbewährtes wie die Schrothkur, die laut Prospekt hilfreich ist bei Beschwerden von Migräne, Burn-out, Gicht bis zu Erkrankungen von Magen, Darm, Leber, Galle, Nieren und Bauchspeicheldrüse. Im Vitalpina Wanderhotel Europa auf der Seiseralm sollen Resonanzmassagen mit Klangschalen den Rücken stärken.

Frank Marrenbach definiert für Villa Stéphanie und Haus Julius den Anspruch: „Wir sprechen von Medical Care, da es um ärztliche Betreuung geht, das ist mehr als Wohlbefinden, Beauty und Detox.“ Die Grenzen sind ebenfalls klar: Angebote, die eher in eine Rehaklinik gehören. Denn am Ende ist das Brenners ein Luxushotel, kein Krankenhaus.

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