Gründertagebuch Chocri will expandieren

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4. März

Slogan in der Produktion:

Ich bekomme einen Anruf von einem Unternehmer. Er möchte uns helfen, nach Österreich zu expandieren – natürlich nur gegen eine Beteiligung am Umsatz. Österreich ist das Land, in dem die Menschen am häufigsten das Wort „Schokolade“ googeln. Trotzdem kommen nur 2 von 100 unserer Kunden aus Österreich. Wir verabreden mit dem Unternehmer ein Treffen – vielleicht schafft er es ja wirklich, den Verkauf weiter anzukurbeln.

5. März

Wir bekommen Besuch von einem Vertreter von Barry Callebaut, dem weltweit größten Schokoladenproduzenten. Der Vertreter hat schlechte Nachrichten für uns: Die Kakaopreise sind seit unserer Gründung um etwa 50 Prozent auf ein 30-Jahres-Hoch gestiegen. Noch haben wir zum Glück ausreichend Schokolade übrig, um bis Ende April Tafeln gießen zu können.

Aber dann müssen wir neu kalkulieren: Wenn wir die Preise unserer Tafeln nicht erhöhen wollen, müssen wir an anderer Stelle sparen. Wir wollen deswegen versuchen, die Produktion zu automatisieren, um die Personalkosten zu senken. Chocri-Tafeln werden zwar immer Handarbeit bleiben, aber Schritte wie die Verpackung der Tafeln können auch Maschinen übernehmen.

6. März

Wie in Deutschland versuchen wir auch in den USA, potenzielle Chocri-Kunden in unserem Blog und in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter in Entscheidungen einzubeziehen. Zum Beispiel haben wir sie aufgerufen, einen Slogan für unsere englischsprachige Verpackung vorzuschlagen. Anschließend haben wir sie über die Ideen abstimmen lassen. Diese Methode, die auch „Open Innovation“ genannt wird, hat zwei Vorteile, die gerade für Gründer nützlich sind: Erstens bekommen wir mit wenig Aufwand innovative Ideen, auf die wir selbst nicht gekommen wären. Zweitens setzt sich meist eine Idee durch, die gute Chancen hat, auch auf dem Markt gut anzukommen. Heute ermitteln wir den Sieger des Slogan-Wettbewerbs und belohnen die Gewinnerin mit einem Gutschein im Wert von 50 US-Dollar. Ihr Spruch lautete: "Your style, your taste, your chocri."

9. März

Morgens finde ich eine tolle Nachricht in meinem E-Mail-Postfach vor: Christine Stimpel von Heidrick & Struggles konnte einen hochrangigen Manager eines großen Lebensmittelherstellers gewinnen und überzeugen, mit uns über ein Beiratsmandat zu sprechen. Das klingt sehr vielversprechend, ist aber noch keine Zusage, deswegen behalten wir noch für uns, wer es ist und wie er uns helfen könnte.

10. März

Abends besuche ich ein Networking-Event der Internetplattform Deutsche-Startups.de. Solche Gelegenheiten sollten Gründer nicht auslassen – sie helfen dabei, Partner und Investoren zu finden. Ich unterhalte mich mit einem Vertreter der Investitionsbank Berlin. Er könnte bei unserer ersten Finanzierungsrunde hilfreich sein. Die Zeit drängt: Bald wollen wir mit der Produktion in den USA beginnen – dafür brauchen wir Geld, um Maschinen, Mitarbeiter und Marketing zu finanzieren. Auch der Umzug und der Ausbau unserer Produktion werden teuer. Wir kalkulieren, dass wir in den nächsten Monaten rund 200 000 Euro benötigen – wir brauchen einen Investor!

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