"House of Cards"-Erfinder Michael Dobbs "Politik ist kein Geschäft für nette Menschen"

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Das House of Lords als unbefangener Berater

Sind Wähler wirklich so schlicht, dass sie immer auf negative Werbung reagieren?

Negative Werbung funktioniert nur, wenn die Menschen schon zweifeln. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Slogan einen Stimmungsumschwung einleitet, da muss ein Unwohlsein bestehen, das er aufgreift.

Was ein Jobverlust aus Menschen macht
Ein Mann betritt einen Raum hinter einer Tür, auf der steht "Zugang Agentur für Arbeit" Quelle: dpa
Eine Frau fasst sich an den Kopf Quelle: dpa
Krebs Quelle: dpa
Psychische Belastung bei Verlust des Arbeitsplatzes Quelle: dpa
Ein Mann im Anzug dreht dem Betrachter vor einem schwarzen Hintergrund den Rücken zu Quelle: dpa Picture-Alliance
Eine Frau steht in einem Treppenhaus in Hannover. Quelle: dpa
Jugendlicher liegt am 09.12.2014 in München (Bayern) gemütlich auf dem Fußboden und betrachtet die Video-Plattform "Youtube" auf seinem iPad Quelle: dpa

Seit vier Jahren sind Sie zurück in der Politik. Premierminister David Cameron hat Sie als Peer auf Lebenszeit ins House of Lords geholt. Ist das eine Inspirationsquelle für die nächste Fernsehserie?

Das ist vor allem harte Arbeit (lacht). Ich bin ja in einem Alter, in dem viele meiner früheren Kollegen in den Ruhestand gehen. Stattdessen verbringe ich nun drei Tage in der Woche in London. Mir macht es enormen Spaß, das Geschehen im Parlament zu beeinflussen.

Wie viel Einfluss haben Sie denn? Das House of Lords spielt ja eher eine beratende Rolle...

...die durchaus wichtig sein kann. Ein gutes Beispiel war das Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Gewählte Politiker tun sich mit so einem Thema schwer, weil unterschiedliche Interessengruppen auf sie einreden. Im House of Lords haben wir über Tage sehr intensiv debattiert und alle Aspekte sorgfältig abgewogen. Dass ausgerechnet das verstaubte House of Lords sich für die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen hat, verhalf dem Thema am Schluss sicher zu einer breiteren Akzeptanz. Im Oktober wird es um Sterbehilfe gehen, die ist derzeit in Großbritannien noch illegal. Wir haben eine sehr unbefriedigende Situation, aber keinen Konsens, was die bessere Lösung wäre. Das ist ein hoch moralisches und religiöses Thema.

Was prägt Ihre Arbeit als Autor stärker: Ihre eigene politische Erfahrung oder literarische Vorbilder wie Shakespeare?

Ich kam als Jugendlicher erstmals mit Shakespeare in Kontakt, als ich „Julius Cäsar“ las. Eine 2000 Jahre alte Geschichte aus einem anderen Land. Der Typ wird von seinem besten Freund auf den Stufen des Kapitols erstochen. Was für eine Geschichte! Und in was für einer schönen Sprache sie erzählt wird! „House of Cards“ ist eine neue Fassung von „Julius Cäsar“. Und den Kunstgriff, dass der Held direkt das Publikum anspricht, habe ich mir von Shakespeare abgesehen. Der stammt aus „Richard III“. Das funktioniert im Fernsehen wunderbar.

Hätten Sie „House of Cards“ ohne Ihre Erfahrung in der Politik schreiben können?

Bestimmt nicht, oft funktioniert politisches Drama nicht, weil die Autoren die Innenwelt der Politik nicht kennen. Sie lassen sich von ihren Vorurteilen leiten, wie es in der Politik zugehen müsste. Das Ergebnis ist dann sehr oberflächlich.

Mit Adam Price, dem Schöpfer von „Borgen“, haben Sie ein neues Projekt begonnen. Wann können wir es sehen?

Wir arbeiten sehr hart daran, aber jedes Projekt braucht seine Zeit. Es geht hier nicht nur um einen schöpferischen Prozess, wir befinden uns auch in einem bürokratischen Prozess, um einen Platz im Programm der BBC zu finden und um das notwendige Geld zu bekommen. Es handelt sich um ein sehr ehrgeiziges Projekt, so viel kann ich verraten.

Hat die EU Potenzial als Handlungsort für eine Serie?

Die Euro-Krise würde ein tolles Drama ergeben. Es gab immer wieder Momente, in denen niemand wusste, was zu tun war – perfekt, um das auf der Leinwand festzuhalten.

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