Immer wenige Deutsche treten in die Fußstapfen von TV-Auswanderer Konny Reimann und Co. Stattdessen treten immer mehr Auswanderer den Weg zurück in die deutsche Heimat an. Das Statistische Bundesamt verzeichnete 2012 nur noch 134.000 auswandernde Deutsche – so wenig, wie seit 2004 nicht mehr. Die Auswanderungswelle erreichte ihren Höhepunkt 2008. Im Jahr der Finanzkrise zog es 174.759 Deutsche in die Ferne, seitdem ist die Zahl kontinuierlich gesunken – während die Wirtschaftsleistung gewachsen ist.
„Je besser die Konjunktur läuft, desto eher entscheidet man sich hier zu bleiben“, sagt die Geschäftsführerin des Hamburger Raphaelswerks, Birgit Klaissle. Die Kirchenorganisation koordiniert in Deutschland 14 katholische und evangelische Beratungsstellen für Auswanderer, Flüchtlinge, binationale Paare, sowie Rückkehrer. Gerade Rückkehrer nehmen einen immer höheren Beratungsanteil der Organisation ein. Dieser habe sich seit 2010 verdreifacht.
Auch das Statistische Bundesamt verzeichnete in den vergangenen Jahren steigende Rückkehrerzahlen. Erst im Jahr 2012 sank der Wert wieder leicht. Im vergangenen Jahr fanden 115.100 Rückkehrer ihren Weg nach Deutschland, das Jahr 2011 erreichte mit 116.604 zurückkommenden Auswanderern einen Höchstwert seit fünf Jahren. 2006 kamen gerade mal 103.388 Deutsche aus dem Ausland in die Bundesrepublik. Mit der stetig steigenden Zahl sinkt zugleich der Anteil der deutschsprachigen Spätaussiedler: Lag er 2004 noch bei 6,9 Prozent waren es 2011 nur noch 1,8 Prozent. Das zeigt, dass tatsächlich vor allem zurückkehrende Auswanderer diese Entwicklung angetrieben haben.
Schuldenkrise treibt Auswanderer zurück
„Momentan sind es vermehrt Menschen, die ihre Existenz im Ausland verloren haben oder deren Job im Ausland unsicher ist“, sagt Birgit Klaissle vom Raphaelswerk. Die meisten Ratsuchenden kämen aus den USA, Spanien, Griechenland und Italien. „Die USA sind sowieso immer vertreten, weil das einfach ein so beliebtes Auswandererziel ist“ , sagt Klaissle. „Bei den südeuropäischen Ländern treibt die Schuldenkrise viele Auswanderer zurück.“
Während es die deutschen Auswanderer in den Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit schwer haben, sind sie in Deutschland gefragt. Angesichts von demografischen Wandel und Fachkräftemagel sollen Initiativen, wie „Return to Bavaria“ des Freistaates Bayern, qualifizierte Auswanderer wieder zurück gewinnen. Das „German Academic International Network“ (GAIN) des Bundesbildungsministeriums soll beispielsweise deutsche Wissenschaftler aus den USA wieder in die Bundesrepublik locken.
Dabei unterstützen die Programme die Rückkehrer. Denn viele haben es je nach Aufenthaltslänge und Kontakt zur deutschen Heimat schwer, sich wieder in der Bundesrepublik zurechtzufinden. „Wer 20 Jahre in den USA gelebt hat, kommt in ein Deutschland zurück, dass er nicht mehr kennt. Das fängt schon damit an, dass das Arbeitsamt heute Bundesagentur für Arbeit heißt“, sagt Birgit Klaissle. Daher brauchen Rückkehrer etwa Hilfe bei Behördengängen oder der Wohnungssuche. „Wer viel in einem Land gelebt hat, nimmt außerdem die dortigen Eigenschaften und Denkmuster an“, sagt Klaissle. „Je mehr Eigenheiten man übernommen hat, desto schwieriger ist die Reintegration.“