IT-Sicherheit Wo Hacker ihr unheimliches Handwerk lernen

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Das Bochumer Praktikum ist bei den Studenten äußerst begehrt. Allein auf die aktuell nur 20 Plätze haben sich 50 Studenten beworben, erzählt Professor Jörg Schwenk vom Lehrstuhl für Netz- und Datensicherheit. Genommen werden nur die besten.

Die büffeln zunächst Theorie: Welche Möglichkeiten gibt es, den Administrator-Zugang einer Web-Site zu übernehmen? Wie untersuche ich den sogenannten Quellcode, also die Programmierung einer Seite, auf Sicherheitslücken? Wie sind Computerviren aufgebaut?

Szene-Treff im Hinterhof

Danach erhalten die angehenden IT-Spezialisten einen praktischen Auftrag – wobei die Übungen von Woche zu Woche anspruchsvoller werden. Zu Beginn müssen die Hacker in spe meist nur eine verseuchte E-Mail an einen fiktiven Bankmitarbeiter schicken. Am Ende rauben sie mit ihren Würmern die gesamte Bank aus.

Ebenfalls im Ruhrgebiet haben Technikverrückte im Jahr 2005 den Hackerverein „Das Labor“ gegründet. Die Vereinsräume liegen abseits einer großen Hauptstraße in einem Hinterhofgebäude. Dort sitzen die Hobby-Hacker in einer Couchecke, die Laptops auf den Knien, die Augen auf den Bildschirm fixiert.

Im Raum nebenan steht noch eine Werkstatt mit Lötkolben, Platinen und Oszilloskopen. Hier versammeln sich nicht nur Computerfreaks, sondern auch Elektrotechniker, Maschinenbauer und Physiker. Sie nennen sich ebenfalls Hacker, denn so heißen in der Szene alle, die einen „kreativen Umgang mit Technik“ pflegen.

Räuber gegen Gendarm

Ein Euphemismus, gewiss. Schon oft haben Hacker geheime Daten oder sogar Geld erbeutet. Entsprechend viel Kritik erntete die TU Darmstadt, als sie 1999 als erste deutsche Hochschule ein Hacker-Praktikum anbot. Noch mehr Computerfreaks könnten ihre Fähigkeiten für kriminelle Zwecke missbrauchen, wurde befürchtet.

Um der Gefahr vorzubeugen, klären die Dozenten ihre Studenten zu Beginn jedes Vertiefungskurses über rechtliche Konsequenzen auf und verwiesen auf die Hacker-Ethik: Wer das Know-how nutzt, um damit illegal Profit zu machen, ruiniert in der Szene seinen Ruf und wird geächtet.

Datenklau ist daher – zumindest offiziell – nur unter Wettbewerbsbedingungen erlaubt. Weil aber gerade das die IT-Freaks immer wieder reizt, gibt es für Nachwuchshacker virtuelle Räuber-und-Gendarm-Spiele. Deren Ziel ist es, den eigenen Server zu schützen und gleichzeitig die Daten der gegnerischen Mannschaften auszuspionieren.

Regelmäßig treffen sich die Teams aus Bochum und Darmstadt zum Training, um sich auf den Saisonhöhepunkt im Dezember vorzubereiten. Dann findet der weltweit größte Hacker-Wettbewerb statt, bei dem über 70 Teams gegeneinander antreten. Knapp 1000 Hacker aus der ganzen Welt sitzen dann vor ihren Rechnern und programmieren um die Wette.

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