Ein weiterer Fehltritt besonders im Geschäftsleben: Zerrissene und verwaschene Jeans. Dazu greifen Deutsche besonders gerne, weiß Modekritiker Marcus Luft: „Die vorgewaschene Jeans ist die beliebteste Jeans ist in Deutschland.“ Ihr Vorteil: Durch die Waschung ist der Jeansstoff Denim weicher und bequemer als unbehandeltes, sogenanntes „Raw Denim“. Doch gerade im Geschäftsleben sollten es vor allem dunkle, einfarbige und makellose Modelle sein.
Ohne Waschmaschine
Kenner setzen ohnehin auf ungewaschene Jeans. Levi's-Chef Chip Bergh trat im Mai auf der Brainstorm Conference des US-Magazins Fortunes auf und berichtete, dass seine Jeans ein Jahr alt sei und noch keine Waschmaschine von innen gesehen habe. Stattdessen entferne er Flecken mit einem Schwamm oder einer Zahnbürste.
Die Levi's-Vizepräsidentin für Damenmode, Jill Guenza, empfahl in einem Interview mit der Modezeitschrift Elle, die Jeans regelmäßig einzufrieren. Das töte Bakterien ab und verhindere unangenehmen Geruch. Sie selbst stecke ihre Jeans einmal im Monat ins Gefrierfach. Auch Designer Tommy Hilfiger gab im November 2013 in einem Straßeninterview mit dem US-Promiportal TMZ an, seine Jeans nie zu waschen.
Modefachmann Marcus Luft erklärt das mit dem leicht auswaschbaren Jeans-Farbstoff Indigo: „Schon bei der ersten Wäsche verliert die Jeans Farbe.“ Ob man eine leicht verwaschene Jeans mit der Zeit hinnimmt oder nicht, ist letztlich Typsache. Fest steht: Je geringer die Waschung ist, desto weniger lässt sich im Büro falsch machen.
Außerdem hängt es auch vom Stoffgewicht ab, wie angemessen eine Jeans am Arbeitsplatz ist. Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut empfiehlt eher leichte Jeans. „Je schwerer eine Jeans ist, desto derber und jugendlicher wirkt sie“, sagt Müller-Thomkins. „Leichte Jeans erinnern mehr an konventionelle Anzugstoffe.“
Leichte Stoffe wirken seriöser
Doch mit der Wahl der richtigen Hose ist es nicht getan. Auch das restliche Outfit muss stimmen, sagt Marcus Luft. „Sobald das restliche Outfit typisch Business ist, muss man sich keine Sorgen machen.“ Heißt konkret: Zur Jeans ein Paar klassische Herrenschuhe wie Budapester oder Loafers, ein in die Hose gestecktes Hemd und darüber ein Jackett. Frauen können ihr Business-Outfit rund um die Jeans mit einer Bluse und einem Blazer gestalten.
In Sachen Handtaschen- und Schuhauswahl haben Frauen mehr Spielraum. Autor Bernhard Roetzel empfiehlt Ballerinas oder Pumps. „Mit einer Birkin und einem Gürtel von Hermès dazu ist das ein schicker Look“, sagt er. Männern legt er zurückhaltende Hemden nahe: „Nichts mit aufgenähten Patches wie bei 'La Martina'. Das sieht albern aus.“ Und vor allem warnt er vor Jeans-Hemden und Jeans-Jacken. Diese seien für den Büro- und Geschäftsalltag unangebracht.
Nicht zuletzt sollte man bei der Wahl des Jeans-Outfits darauf achten, ob man überhaupt der Typ dafür ist, sagt Experte Roetzel: „Ein Gentleman ist eher klassisch angezogen, in seinem Kleiderschrank hat eine Jeans keinen Platz.“ Das gilt auch für Roetzel selbst: Er hatte schon 20 Jahre keine Jeans mehr an.