Kosmetische Chirurgie Karriere mit künstlicher Schönheit

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Schön retuschierte Wahlkandidaten

Deutschlands attraktivste Politiker
Platz 11: Peer Steinbrück (SPD)Noch zwei Monate bis zur Bundestagswahl, doch Deutschlands Singles haben schon jetzt gewählt: FriendScout24 hat 700 weibliche und 1500 männliche Singles nach den Politikern mit dem höchsten Sex-Appeal im Bundestagswahlkampf 2013 gefragt. Das berichtet die „Bild am Sonntag“. Elf männliche und neun weibliche Politiker wurden bewertet. Für den Kanzlerkandidaten der SPD, der nicht gerade als Charmebolzen bekannt ist, bleibt da nur ein hinterer Platz. Nur zwei Prozent der weiblichen Singles halten Peer Steinbrück für den attraktivsten Politiker. Quelle: AFP
Platz 10: Rainer Brüderle (FDP)Doch auch der Spitzenkandidat der Liberalen schneidet im Attraktivitäts-Ranking nicht besonders erfolgreich ab. Womöglich haben ihm die Frauen die Dirndl-Äußerungen immer noch nicht verziehen. Zwei Prozent sind von Rainer Brüderle begeistert. Quelle: dpa
Platz 9: Sigmar Gabriel (SPD)Der Parteivorsitzende der SPD kommt beim anderen Geschlecht immerhin etwas besser an als sein Kollege Steinbrück: Drei Prozent der Befragten finden, dass Sigmar Gabriel den höchsten Sex-Appeal hat. Quelle: dpa
Platz 9: Renate Künast (Grüne)0,3 Prozent der 1500 befragten männlichen Singles halten die Fraktionsvorsitzende der Grünen für die attraktivste Politikerin. Umgerechnet sind das rund fünf Personen. Darauf erst einmal einen tiefen Schluck. Quelle: dpa
Platz 8: Thomas de Maizière (CDU)Viele Frauen finden Männer in Uniformen sexy. Ob dem Bundesverteidigungsminister die gelegentlichen Afghanistan-Besuche Platz 8 bei den Männern eingebracht haben, bleibt genauso offen, wie die Frage, inwieweit die Drohnen-Affäre seinem Ansehen bei Frauen geschadet hat. Denn Männer, die Geld aus dem Fenster hinauswerfen, mag keine Frau. Bleiben noch fünf Prozent im Attraktivitäts-Ranking von FriendScout24. Quelle: dpa
Platz 8: Claudia Roth (Grüne)Die Bundesvorsitzende der Grünen kann die Männer wie ihre Kollegin Künast auch nicht so recht überzeugen – zumindest aus oberflächlicher Sicht. Gerade einmal ein Prozent der Befragten finden, dass Claudia Roth die attraktivste Politikerin ist. Aber es geht im Bundestagswahlkampf schließlich auch mehr um Inhalte. Sagt zumindest jeder Politiker. Quelle: dpa
Platz 7: Bernd Schlömer (Piraten)Der Parteivorsitzende der Piraten ist relativ neu auf der großen politischen Bühne und ähnelt auch nicht so sehr dem Durchschnittsnerd: keine langen Haare, kein C++-T-Shirt, kein Pacman-Schlüsselanhänger, der Bart gestutzt. Das kommt bei den weiblichen Befragten ganz gut an: Sechs Prozent finden, dass Schlömer der attraktivste Politiker ist. Quelle: dapd

Dass sich die Parteien von gutem Aussehen Vorteile versprechen, belegen regelmäßig die Wahlplakate. Sie zeigen behutsam retuschierte Porträtfotos, die den Kandidaten an den entscheidenden Stellen das Quäntchen jünger erscheinen lassen, als er offensichtlich ist. "Frischer, so heißt das Stichwort, das gern benutzt wird", sagt die Bildbearbeiterin einer auf Retouchen spezialisierten Agentur, die auch die "Verjüngung" des Fotos auf Seite 1 vorgenommen hat. Die Weisheit des Alters scheint den Parteien weniger attraktiv als die Anmutung von Jugendlichkeit.

In der Wirtschaft ist es ganz ähnlich. Attraktives Aussehen wird allemal prämiert. Der Finanzwissenschaftler John Graham von der US-Universität Duke legte für eine Studie 2010 knapp 2.000 Teilnehmern die Porträtfotos von 100 CEOs vor. Das Ergebnis: Die Wirtschaftsbosse wirkten auf die Befragten nicht nur kompetenter und attraktiver als normale Angestellte. Jene Bosse, die als besonders fähig und gut aussehend galten, verdienten in Wirklichkeit im Schnitt auch 7,5 Prozent mehr.

Die äußere Erscheinung kann Bonus oder Malus sein. Wir können gar nicht anders, als vom Äußeren eines Menschen auf dessen Persönlichkeit zu schließen. In den leistungsorientierten westlichen Gesellschaften gelten Übergewichtige oft als undiszipliniert und schwach - Eigenschaften, die Aktionäre oder Wähler ungern an der Spitze eines Unternehmens oder Staates sehen. Dort sind Wille und Härte gefragt. Anderen, aber auch sich selbst gegenüber.

Preis der Schönheit

Das wissen natürlich die deutschen Manager. Und so haben sich in den vergangenen Jahren die Vorstellungen darüber verändert, wie der Leiter eines Milliardenkonzerns auszusehen hat. Korpulente Leute wie Jürgen Großmann, Zweimetermann, Feinschmecker und Ex-Chef von RWE, oder Solarworld-Chef Frank Asbeck wirken wie von gestern.

Ein Blick auf die Riege führender Manager von deutschen Großunternehmen zeigt: Lauter ranke, schlanke, stromlinienförmige Leistungsathleten. Mercedes-Chef Dieter Zetsche ist mit seinem gutmütigen grauen Schnauzer eher eine Ausnahme. In der Regel werden derlei Eigenheiten mit der Zeit abgeschliffen.

So trug Herbert Hainer zu Beginn seiner Karriere bei Adidas noch einen Schnurrbart - er wich über die Jahre ebenso wie etliche Kilos, damit der CEO auch äußerlich das Ideal eines Sportartikelherstellers verkörperte. Und der neue Siemens-Chef Joe Kaeser, als Ur-Bayer bis vor Kurzem ebenfalls noch Schnauzbartträger, ist auf den jüngeren Bildern kaum wiederzuerkennen: Bart und überflüssige Pfunde sind weg, das Gesicht ist kantiger geworden.

Damit entspricht der Siemens-Chef ganz dem herrschenden Attraktivitätsstandard des dynamischen Machers, wie er etwa von Henkel-CEO Kasper Rorsted oder Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain verkörpert wird. Manager, die nicht nur einen Großkonzern mit Milliardenumsätzen im Griff haben, sondern auch ihren eigenen Körper. Natürlich wollen sie damit ihre Stress- und Krankheitsanfälligkeit verringern. Gleichzeitig geht vom durchtrainierten Körper immer auch eine Botschaft aus: Er signalisiert Selbstbewusstsein, Tatkraft und Durchsetzungsfähigkeit.

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