Wie beim Knoten kommt es bei der Krawatte selbst auf die Breite an. Roetzel und Motsch raten zu einer simplen Faustformel: Je größer ein Mann ist, umso breiter sollte die Krawatte sein. Während sich fünf bis sechs Zentimeter breite Krawatten für schmale Männer eignen, darf es für den breiteren Herrn laut den Experten durchaus der acht bis neun Zentimeter breite Schlips sein. Gemessen wird dabei an der breitesten Stelle des Binders. "Die Krawatte darf nicht so wirken, als hätte man einen Schnürsenkel auf einen Gymnastikball gelegt", sagt Roetzel.
Schaumann sieht die Sache wiederum etwas anders. Er empfiehlt fülligeren Männern, eine nicht zu breite Krawatte zu nehmen. "Die Front des Körpers wird durch eine breite Krawatte nur unnötig betont", meint er. Das biete dem Auge des Gegenübers mehr Fläche zum Fokussieren.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Seide für Jedermann
Krawatten gibt es in unterschiedlichen Texturen: klassisch aus Samt oder Seide, aber auch aus Baumwolle. Wer es extravagant mag: aus Leder oder Kork. Trotz der großen Auswahl macht es Jan Schaumann deutschen Männern einfach, wenn sie sich für ein Material entscheiden müssen. "Genau wie ein Anzug aus reiner Schurwolle sein sollte, sollte eine Krawatte aus reiner Seide sein – und nicht aus Wolle, Kork, Leder oder sonst etwas."
Stilexpertin Motsch rät vor allem einem bestimmten Typen Mann zur Seide: "Wer glatte Haare und Haut hat, der sollte am besten ganz feine und edle Stoffe mit glatter Textur tragen", sagt sie.
Diejenigen Männer, die eher grobporig sind und meliertes Haar haben, sind am besten mit gröberen Stoffen beraten – zum Beispiel Wolle oder Stoffen, die in Reliefstreifen gewebt sind. "Die Seide ist mit einem Baumwollfaden verwebt und wird dadurch schwerer. Das verleiht der Krawatte Struktur", sagt Motsch. Als Beispiel nennt sie den Schauspieler Jürgen Prochnow. Er kann diese Stoffe nach Ansicht der Expertin gut tragen. "Wenn er Krawatten aus glatter Seide tragen würde, würde sein Haut noch grobporiger wirken", sagt Motsch.
Welches Muster steht welchem Mann?
Um herauszufinden, welches Muster es für welchen Mann sein darf, unterscheidet Motsch zwischen drei Gesichtstypen: dem Ernährungs-, dem Bewegungs- und dem Empfindungstyp. Ein Mann mit kurvigen Gesichtslinien sollte zum Beispiel auf eine diagonal gestreifte Krawatte verzichten. "Mode ist zwar Geschmackssache, aber wenn sich Krawattenmuster in den Gesichtslinien wiederholen, wirkt das harmonischer."
- Ernährungstyp: Dieser Typ Mann ist beleibter und hat ein rundliches Gesicht. Ein prominentes Beispiel: der deutsche Fußballfunktionär Rainer Calmund. "Er scheint mir wie ein bodenständiger und gemütlicher Mann, der Gesellschaft schätzt, aber trotz seiner Funktion wenig Sport zu treiben scheint", glaubt Motsch. Diese Eigenschaften müssen sich in der Krawatte widerspiegeln. Motsch empfiehlt daher Muster, die sich in gleichen Abständen wiederholen – weil sie Stabilität unterstützen. Von gestreiften Krawatten rät sie bei Ernährungstypen ab, da sie zu dynamisch für den gemütlichen Mann sind. "Mit einer breit gestreiften, durchschnittlich breiten Krawatte würde so ein Mann wie ein billiger Vertreter aussehen", meint die Stilexpertin.
- Bewegungstyp: Die diagonal gestreiften Krawatten kommen nach Ansicht von Motsch nur für den Bewegungstypen in Frage: Er legt Wert auf Sport, ist dynamisch, seine Gesichtslinien sind ausgeprägt und geradlinig. Als Beispiel nennt sie den Schauspieler Arnold Schwarzenegger. "Da die Gesichtslinien des Bewegungstyps sehr diagonal sind, harmonieren sie sehr gut mit den diagonal gestreiften Krawatten."
- Empfindungstyp: Die Gesichtsteile dieses Typs fallen nicht nur zarter, sondern auch viel kleiner aus. "Der Empfindungstyp braucht die feinen Krawatten, beispielsweise mit kleinen feinen Punkten", sagt Motsch. Als prominentes Beispiel nennt sie Justizminister Heiko Maas.
Jan Schaumann sieht hingegen weniger Probleme mit gestreiften Krawatten. Er meint, dass korpulente Männer gut Krawatten mit schrägen und schmalen Streifen tragen können. Sie böten dem Auge relativ wenig Halt. "Je breiter die Streifen, desto mehr richtet sich die Aufmerksamkeit auf den ohnehin schon breiten Oberkörper", glaubt Schaumann.