Es gibt Ereignisse, an die man sich auch 25 Jahre später noch so gut erinnern kann, als seien sie gestern erst passiert. In meinem Fall ist das eine Schulaufführung im letzten Jahr an der Grundschule. Nachmittags sollte ein kleines Theaterstück gezeigt werden, das wir wochenlang einstudiert hatten. Meine Rolle im Stück war nicht besonders groß, genauer gesagt beschränkte sie sich auf einen einzigen Satz, den ich kurz vor der Pause auf der Bühne aufzusagen hatte. Und genau das war das Problem.
Ich lugte während der Vorstellung hinter dem Vorhang auf meine Mitschüler, die mit geschwellter Brust ihre Dialoge vortrugen. Und je näher mein Einsatz kam, desto nervöser wurde ich plötzlich. Etwa fünf Minuten vor der Pause begann ich mir der Tatsache bewusst zu werden, dass ich diese Bühne niemals würde betreten können. Auf. Keinen. Fall.
Ich zitterte, in meinem Hals pochte es, und ich hatte tatsächlich meinen Text vergessen – obwohl der nur aus drei Wörtern bestand: „Himmel, der Watzmann!“ Also blieb ich hinter der Bühne stehen, der dunkle Samtvorhang wurde für mich zu einer eisernen, undurchdringbaren Wand. Die Kinder auf der Bühne wiederholten dreimal meinen Einsatz, im Publikum wurde geräuspert, die Lehrerin schob mich mit der flachen Hand auf dem Rücken nach vorn. Ich aber klammerte mich am Vorhang fest und konnte durch einen Spalt meine Eltern erkennen, Fotoapparat in der Hand, enttäuschte Miene im Gesicht.
Nachdem ein anderes Kind meinen Satz aufgesagt hatte, überfiel mich Scham, aber auch Erleichterung – und das jämmerliche Gefühl des Versagens. Gleichzeitig war ich überrascht. Im Vorjahr hatte ich noch stolz auf dem 65. Geburtstag meiner Großmutter live und in Fantasie-Englisch einen Celine-Dion-Hit geträllert. Was war in der Zwischenzeit bloß mit mir passiert?
Kleine Kinder haben kein Lampenfieber
Die amerikanische Journalistin Sara Solovitch hat sich intensiv mit dem Thema Lampenfieber auseinandergesetzt und gerade ein Buch dazu veröffentlicht: „Playing Scared“, also „ängstlich spielen“. Darin widmet sich Solovitch, die als Kind eine talentierte Pianistin war, der Geschichte, Psychologie und Philosophie des Lampenfiebers; beschreibt, wie sie ein Leben lang Angst vor Auftritten hatte; und schildert in einem Selbstversuch, wie sie sich ein Jahr lang bewusst damit auseinandersetzte. Denn auch bei ihr begann das Lampenfieber erst mit der Jugend.
Kein Wunder: Kinder unter zehn Jahren kennen in der Regel keine Angst vor Auftritten, weil sie soziale Bewertung noch nicht scheuen und außerdem einen sehr geringen Erwartungsdruck an sich selbst haben. Ihnen ist das Gefühl fremd, sich lächerlich zu machen (was wahrscheinlich in meinem Fall auch besser war, weil ich ansonsten niemals freiwillig einen Celine-Dion-Song vor Publikum vorgetragen hätte).
Aber warum fürchten sich so viele Menschen davor, öffentlich zu sprechen oder aufzutreten? Warum löst die Angst vor einer Blamage so starke Regungen in uns aus, die den einen erst beflügeln, den anderen aber vollkommen lähmen? Steckt dahinter ein Überbleibsel aus der Evolution – oder deutet es auf eine fehlerhafte, frühkindliche Prägung hin?
Perfektionisten haben Lampenfieber
Je älter wir werden, desto mehr manifestiert sich unser soziales Wesen. Ihm ist es wichtig, wie es von anderen wahrgenommen wird. Psychologisch betrachtet ist die Angst vor Auftritten schlichtweg die Furcht vor einer negativen Beurteilung durch andere. Solche Ängste haben vor allem diejenigen, die sich persönlich stark von ihrem Auftritt abhängig machen. Menschen, die berufsbedingt ständig Präsentationen halten müssen: Manager, Politiker, Moderatoren, aber auch Musiker oder Sportler.
Einer amerikanischen Studie zufolge geben 74 Prozent der Menschen „Sprechen in der Öffentlichkeit“ als eine ihrer größten Ängste an. Selbst Cicero, der berühmteste Redner Roms, soll unter Lampenfieber gelitten haben. Und der große Schriftsteller Mark Twain hat es auf den Punkt gebracht: „Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert vom Augenblick der Geburt bis zu dem Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten.“
Ängstliche und Perfektionisten sind besonders häufig betroffen
Herzrasen, Schwitzen, Kreislaufprobleme, Magenverstimmungen und Konzentrationsschwierigkeiten: Die Symptome des Lampenfiebers sind unterschiedlich und basieren alle auf einer erhöhten Cortisol-Ausschüttung. Das Stresshormon bewirkt einen Zustand, den manche Verhaltensforscher „Flüchten oder Kämpfen“ nennen. Was angesichts einer Gefahrensituation sicher hilfreich sein kann, hat im Alltag allerdings weder Sinn noch Platz – und erst recht nicht auf einer öffentlichen Bühne. Doch gerade dort grassiert das Lampenfieber besonders gerne.
So tricksen Sie Ihren Schweinehund aus
Geben Sie Ihrer linken Gehirnhälfte nach, die Stress vermeiden will. Sie ist der Sitz der Kritik, des Null Bock. Überlisten Sie diese Blockade, indem Sie ihr zuflüstern: "Ich muss nichts. Völlig okay, wenn ich das jetzt nicht tue." Dann legen Sie eine CD ein, die Sie in heitere Stimmung bringt. Gehen Sie kurz an die frische Luft, um den Energietreiber Sauerstoff in Ihren Körper zu locken. Und dann tasten Sie sich locker und unverkrampft an die Materie heran.
(Quelle: Lothar Seiwert, Zeit ist Leben, Leben ist Zeit)
Gehen Sie den Ablauf der lästigen Pflicht im Kopf durch. Spüren Sie kurz nach, wie Sie sich dabei fühlen. Mies, stimmt's? Und dann machen Sie in Gedanken einen Sprint nach vorn. Und führen geistig die letzten Handgriffe aus: Die letzte Mail wegklicken. Den letzten Kragen bügeln. Die Laufschuhe aufschnüren. Dann gehen Sie im Zeitraffer noch einmal durch die gesamte Aufgabe, inklusive Belohnung. Jetzt haben Sie richtig Lust drauf, oder?
Stellen Sie sich vor, wie es Ihnen nach vollbrachter Leistung gehen wird, und genießen Sie dabei die positiven Gefühle: wie wohl Sie sich in Ihrem Körper fühlen, wie stolz Sie auf sich sein werden, wie zufrieden Sie mit sich sind, wenn Sie Ihren Plan einhalten, wie Ihr gutes Gewissen Sie ruhig schlafen lassen wird.
Aktivieren Sie alle Sinne. Riechen, schmecken, sehen, fühlen Sie, was Sie danach tun werden. Und wie gut es Ihnen geht, wenn Sie diesen Berg Alltagsmist hinter sich gebracht haben. Mit der Emotion namens Vorfreude holen Sie sich einen wunderbaren Aktivator gegen Widerstände in den Körper.
Statt sich durch die Spanischlektion zu quälen, spielen Sie mit Ihrem Vorhaben nur ein wenig herum. Schmökern Sie ziellos in Ihrem Lehrbuch, lesen Sie nur die Texte unter den Fotos. Statt den ganzen neuen Vorgang auf dem Schreibtisch durchzuackern, lesen Sie einfach mal da und mal dort. Vielleicht erwachen nach einer Weile Ihre Neugier und Lust, die Sache anzupacken, von allein.
Unter Musikern sei es ein bekannter und verhasster Zustand, der oft „ängstliche Menschen trifft“, sagt Déirdre Mahkorn, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Sie hat vor fünf Jahren eine Lampenfieber-Ambulanz an der Universität in Bonn gegründet, die sie gemeinsam mit einem Kollegen führt.
Dort lassen sich aus beinahe allen deutschen Theatern und Rundfunkorchestern Musiker behandeln, genauso wie Politiker aus Landesregierungen oder Führungskräfte großer Unternehmen. Die Auftrittsangst, sagt die Expertin, treffe fast ausnahmslos Perfektionisten: „Sie sind oft die Besten. Absurderweise wissen die Besten aber oft nicht, dass sie die Besten sind.“
Ein Persönlichkeitsmerkmal, das vor allem Manager und Politiker eint: „Viele von ihnen sind süchtig nach positivem Feedback, streben nach Bedeutung und verlieren leicht das Maß ihrer Arbeit aus den Augen.“ Kann man Lampenfieber also als eine Art narzisstische Zwangsstörung verstehen? Nicht unbedingt. Eher ist sie eine soziale Phobie, die viele betrifft und sogar bis zur Todesangst steigerungsfähig ist. „In den vergangenen Monaten kommen sogar Köche zu uns in die Ambulanz“, sagt Mahkorn, „weil sie Kochkurse anbieten wollen, aber Panik beim Gedanken daran bekommen, vor mehr als drei Teilnehmern zu sprechen.“
Vollständig Heilung ausgeschlossen
Die schlechte Nachricht: Es fällt auch der Fachärztin nicht leicht, ihnen zu helfen. Vollständige Heilung ist bei Lampenfieber nämlich ausgeschlossen. Aber: „Je öfter Sie sich einer Situation aussetzen, vor der Sie Angst haben, desto eher können Sie damit umgehen.“ Wichtig sei es, dass sich die Betroffenen an echte Experten wenden und nicht an selbst ernannte Coaches: „Ängste und Panikattacken gehören grundsätzlich in die Hände von Ärzten.“
Liest man die unzähligen Ratgeber zum Thema, sollen Rollenspiele, positive Autosuggestion und Übungen zur Muskelentspannung helfen. Weil sich das aber so unbefriedigend anhört, wie es wahrscheinlich auch ist, suchen Betroffene die Hilfe längst nicht allein bei anerkannten Fachleuten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass manche Profimusiker sich vor Auftritten Betablocker einschmeißen, weil die Bluthochdrucksenker die körperlichen Folgen der Adrenalinausschüttung unterdrücken. Und trinken die ehrgeizigen Figuren in der Fernsehserie „Mad Men“ nicht auch andauernd Alkohol vor wichtigen Kundenpräsentationen? Es scheint, als würde sich der Gedanke ans Scheitern beinahe zur Existenzbedrohung entwickeln – erst recht in einer Gesellschaft, die viel Wert auf Erfolg legt.
Die Angst vor der Angst
Die australische Musikprofessorin Dianna Kenny beschrieb vor einigen Jahren in einem Buch, wie Menschen sich von der „Angst vor der Angst“ regelrecht fertig machen lassen: Einer jungen Musikerin zitterten bei einem Konzert die Finger so arg, dass sie die Klaviertasten nicht mehr treffen konnte. Ein erfahrener Pianist musste eine Aufführung in der Londoner Royal Albert Hall fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn hinschmeißen, weil er nicht mehr richtig einatmen konnte. 1994 wurde die „music performance anxiety“ sogar als offizielles Krankheitsbild durch die American Psychiatric Society klassifiziert.
Stage Fright gibt es auch im Privaten
Dabei klingt im Deutschen der Begriff Lampenfieber ja fast ein wenig putzig. Nach Angaben des Duden leitet er sich von der Beleuchtung auf einer Bühne ab, den sogenannten Rampenlichtern. Im Englischen klingt das schon weniger harmlos: „Stage Fright“, was übersetzt so viel heißt wie „Bühnenangst“.
Um dieses Thema dreht sich passenderweise gleich ein Dutzend Horrorfilme – der bekannteste von Alfred Hitchcock handelt von einem Mord in der kalifornischen Schauspielszene; im gleichnamigen Horror-Musical aus dem Jahr 2014 hat der Sänger Meat Loaf eine Nebenrolle und lässt die Geschichte mit einem blutigen Massaker auf der Bühne enden. Beide Filme spielen mit einer Art Worst-Case-Szenario des Lampenfiebers: dem tatsächlichen Sterben auf der Bühne. Denn den psychischen Tod kennen die Betroffenen ja bereits recht gut.
Auch im privaten Rahmen gibt es Beispiele für Auftrittsangst: Vor drei Jahren war ich auf der Hochzeit einer Freundin am Bodensee eingeladen. Die Tische auf der Terrasse des feinen Hotels waren mit schneeweißen Tischdecken geschmückt, die Sonne ging gerade unter und spiegelte sich in den Kristallgläsern, die Luft vibrierte von den Lachsalven und enthusiastischen Begrüßungen alter Freunde. Alles war perfekt – bis zu jenem Moment, an dem der Brautvater beschloss, eine Rede zu halten.
Tipps für die perfekte Rede
Schon beim Betreten des Raumes oder auf dem Weg zum Rednerpult müssen Sie konzentriert sein und Ihre Sprechhaltung einnehmen. Denn die Zuhörer nehmen Sie schon wahr, bevor Sie die Bühne betreten.
Reden Sie nie ohne Plan. Auch wenn Sie sich im Thema blind auskennen – überlegen Sie sich ganz genau, wie Sie Ihren Zuhörern die Informationen vermitteln wollen.
Machen Sie sich Stichwörter auf Moderationskarten. Ein ausformulierter Text ist unübersichtlich und verführt zum monotonen Ablesen.
Verzichten Sie auf lange Handouts oder eine vollgestopfte PowerPoint-Präsentation – Folien oder Charts sollen den Vortrag unterstützen und ihn nicht überflüssig machen.
Was wollen Sie erreichen? Bauen Sie eine Beziehung zu ihrem Publikum auf und verzichten Sie auf Belehrungen von oben herab. Damit die Distanz zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern nicht zu groß wird, sprechen Sie sie direkt an und beziehen Sie sie so in den Vortrag mit ein.
Ihre Gesten müssen das Gesagte unterstreichen und gezielt eingesetzt werden. Zu viel Bewegung kann vom Inhalt ablenken und wirkt hektisch. Symmetrische Gesten und eine geschlossene Körperhaltung, zum Beispiel verschränkte Arme, kommen beim Zuhörer nicht gut an.
„Meiner Meinung nach“, „Am Ende des Tages“, „äh“ oder „übrigens“ sind Floskeln, die Sie nicht brauchen und den Zuhörer nerven. Überlegen Sie, was Sie stattdessen sagen können, damit Sie diese Lückenfüller nicht brauchen.
Wählen Sie Ihre Formulierungen so, dass Sie deren Inhalt glaubwürdig vertreten können. Neutrale Ausdrücke können dabei helfen, falls eigenes Empfinden und Firmenpolitik auseinander fallen.
Sich über Nervosität zu ärgern oder sie verdrängen zu wollen, macht es meist noch schlimmer. Nehmen Sie ihre Nervosität hin. Häufig erhöht sie sogar die Konzentration.
Der Mann, ein erfolgreicher oberschwäbischer Geschäftsmann, dem man jede Eloquenz und Redegewandtheit dieser Welt zugetraut hätte, wurde zunächst unnatürlich blass. Dann klopfte er an ein Glas und das fiepende Mikro („Äh, könnt ihr mich alle hören?“). Bereits bei der Begrüßung der Gäste verhaspelte er sich dreimal; räusperte sich nach jedem Wort so laut, als hätte er eine mittelschwere Halsentzündung; begann nur noch ziellos vor sich hinzustottern. Meine Freundin, inzwischen ebenso blass wie ihr Vater, trat irgendwann nach vorn, um ihn zu retten.
Der Mann errötete vor Scham und trank sein Champagnerglas in einem Schluck leer, keiner hätte in diesem Moment mit ihm tauschen wollen. Ihm blieben nur noch das Mitgefühl und die Sympathien der Gäste. Immerhin, auch das macht den Menschen als soziales Wesen aus: Er kann sich in die Situation des anderen hineinversetzen. Hätte der Brautvater den plötzlichen Aussetzer offen kommuniziert, hätte das sicher für Lacher anstatt peinlicher Stille gesorgt – und er hätte zurück in seine Rede gefunden.
Je höher die Erwartungen, desto größer die Angst
Bei einer Gehaltsverhandlung oder während eines Vorstellungsgesprächs kann man sich darauf freilich nicht verlassen. Wohl aber auf die Chance, die die Cortisol-Ausschüttung ebenfalls mit sich bringen kann: eine Art Gehirn-Doping – Wachheit, Konzentration –, das professionelle Redner oft sogar noch beflügelt, anstatt sie zu hemmen. Und es bleibt die tröstende Gewissheit, dass wir im Zustand der Verliebtheit fast die gleichen Hormonschwankungen durchleben wie beim Lampenfieber.
So wie der Personalleiter eines mittelständischen Unternehmens. Bei Betriebsversammlungen muss er oft vor der gesamten Belegschaft sprechen, obwohl ihn das jedes Mal an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt. Vor lauter Herzrasen und Luftwegbleiben muss er seinen Vortrag grundsätzlich schneller beenden als ursprünglich geplant. Als er kurz nach einer der letzten Versammlungen in der Kantine einem Vorstand begegnete, lobte der explizit seine knappe, präzise Redeweise. Dass er währenddessen vor Aufregung innerlich kochte, hatten seine Zuhörer nicht mal bemerkt.
Die zehn Stärken introvertierter Personen
Behutsam vorgehen, Risiko und Abenteuer meiden, aufmerksam beobachten, Respekt zeigen, vor dem Reden denken, unaufdringlich sein. Im Gespräch kann die Vorsicht eines introvertierten Menschen für ein druckfreies Gesprächsklima sorgen, in dem sich das Gegenüber ernst genommen fühlt.
Aus der eigenen Erfahrung schöpfen, Wesentliches betonen, Inhalte mit Bedeutung und Qualität vermitteln, inhaltsreiche Gespräche führen. Introvertierte sind fortlaufend damit beschäftigt, das was sie sehen, denken und erfahren zu verarbeiten und diese Hintergrundaktivität gibt den leisen Menschen Tiefgang – dafür brauchen sie aber Zeit!
Fokussieren können, Energie gezielt auf eine Aktivität richten, intensiv und beständig bei einer Sache bleiben. Konzentrierte Menschen strahlen Intensität aus, weil sie sich ihrer aktuellen Tätigkeit mit ganzer Kraft und Aufmerksamkeit widmen – das kann ihnen auch eine starke Präsenz verleihen.
Aus den Äußerungen des Gegenübers Informationen, Positionen und Bedürfnisse herausfiltern, einen Dialog schaffen: das ist eine der wichtigsten, aber auch meist unterschätzten Fähigkeiten. Zuhören wirkt Wunder, vom Beziehungsaufbau bis zur Konfliktlösung.
Innere Ruhe als Basis für Konzentration, Entspanntheit, Klarheit und Substanz. Auch die Fähigkeit, für äußere Ruhe im Sinne einer reizarmen Umgebung zu sorgen, kann als Stärke gesehen werden und kann für Extrovertierte wertvoll sein, weil leise Menschen sie ermutigen, auf sich und ihre Bedürfnisse zu achten und vor dem Handeln nachzudenken.
Planen und strukturieren, komplexe Zusammenhänge unterteilen und daraus systematisch Informationen, Positionen, Lösungen und Maßnahmen herleiten. Diese Stärke hilft auch dabei, Struktur in unübersichtliche Zusammenhänge zu bringen.
Allein sein können, selbstständig sein, innerlich losgelöst von der Meinung anderer nach eigenen Prinzipien leben, von sich selbst absehen können: Introvertierte Menschen sind weniger auf die Rückmeldungen ihrer Mitmenschen und auf Umwelteindrücke angewiesen.
Geduldig und mit langem Atem einer Sache nachgehen, um ein Ziel zu erreichen. Eine gründliche Vorgehensweise und die Bereitschaft, sich auch durch „dicke Bretter“ zu bohren, gehört zu dieser Eigenschaft.
Lieber und leichter schriftlich als mündlich kommunizieren. In manchen Situationen kann eine schriftliche Mitteilung nützlicher sein als eine mündliche. Auch eine schriftliche Vorbereitung kann unterstützend wirken – etwa vor Arbeitsgruppentreffen oder Diskussionen.
Sich in die Lage der Kommunikationspartner versetzen können, mit wenigen Konflikten leben, Gemeinsamkeiten und gemeinsame Interessen in den Vordergrund stellen, kompromissbereit sein, diplomatisch vermitteln. Ein leiser Mensch, der über Einfühlungsvermögen verfügt, wird leichter das Vertrauen seiner Mitmenschen gewinnen.
Der Pädagoge Gerhard Mantel schreibt in seinem Buch „Mut zum Lampenfieber“: Je größer der freie gestalterische Spielraum, den man sich selbst bei einem Auftritt zugesteht, desto geringer die Angst, einen Fehler zu machen. Oder andersrum: Je höher die Erwartungen an sich selbst und je starrer das Korsett des Vortrags, desto schwerer macht man es sich.
Meistens sind die Situationen nachträglich sowieso viel harmloser. Der Brautvater tanzte in jener Hochzeitsnacht beschwingt bis fünf Uhr morgens, offensichtlich war er froh darüber, dass die Anspannung seiner Rede endlich abfiel. Bei der Hochzeit seiner zweiten Tochter will er sich bei der Gästebegrüßung durch seine Frau vertreten lassen.
Und die Schulaufführung in der Grundschule? 25 Jahre später kann sich keiner meiner Klassenkameraden mehr an meinen Nichtauftritt erinnern. Von der Celine-Dion-Interpretation gibt es dagegen leider Videoaufnahmen.