Lebensmittelhandel Der Obst-Snack als Chance

Obst und Gemüse interessieren die Deutschen trotz gängiger Ernährungstrends nur mäßig. Händler wie Rewe und Edela überlegen seit Jahren, wie sie dem entgegensteuern können. Als Chance sehen sie: Anpassung.

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Wer keine Zeit oder Lust hat, eine Ananas zu zerlegen, muss nicht auf die frische Frucht verzichten. Supermarktketten wie Rewe oder Edeka bieten Ananas, Melone oder Mango schon seit Jahren verzehrfertig an, frisch und in mundgerechte Stücke geschnitten. Diese sogenannten Convenience-Angebote sollen dem veränderten Lebensstil vieler Menschen und deren Zeitmangel Rechnung tragen. Für die Obst- und Gemüsehändler sind sie so etwas wie ein Hoffnungsschimmer. Die Branche rätselt seit Jahren, wie sie den stagnierenden Konsum der Verbraucher ankurbeln kann.

Der Ratschlag der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, täglich zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse zu essen, sei weithin bekannt, sagt Margareta Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand des Ernährungsratgebers Aid-Infodienst, am Dienstag in Berlin zur Eröffnung der Messe Fruit Logistica „Das dürfte auch eigentlich nicht so schwer sein.“ Neue Ernährungstrends wie vegan oder vegetarisch und die Präferenz für gluten- und laktosefreie Nahrungsmittel sollten den Obst- und Gemüsehändlern zudem entgegenkommen.

Die besten Insekten-Snacks
AmeisenDie kleinen Tiere eignen sich gut als Snack. In Kolumbien mögen die Menschen besonders die Blattschneiderameise, denn die schmeckt nach Speck. Wer auch in Deutschland einmal einen Ameisen-Snack probieren möchte, kann mit der Einsteiger-Variante beginnen. Zwei Schalen Ameisen aus der Biozucht auf ein eingefettetes Backblech legen und bei 150 Grad knusprig backen (etwa 30 Minuten). Gleichzeitig Schokolade im Wasserbad schmelzen, über die fertigen Ameisen gießen und auf der Arbeitsfläche aushärten lassen. Quelle: dpa
SkorpioneIn China gelten Skorpione als eine Delikatesse. Unser eins denkt bei den Tierchen eher an heruntergekommene Hotelzimmer und Schreckenserlebnisse aus dem Urlaub. Die Tiere können aber auch unser Essen verfeinern. Aber Vorsicht: Skorpione müssen speziell gezüchtet sein, damit sie vor dem Verzehr nicht mehr giftig sind. Sie schmecken angebraten im Wok besonders gut. Dazu Reis und Sojasoße. Aber auch frittiert sind die kleinen Tiere leckerer, als man erwartet. Quelle: AP
Raupen Viele kennen Raupen nur so: Klein, leicht grünlich und draußen im Wald, wo sie Blätter durchlöchern. Raupen machen aber auch auf dem Tisch eine gute Figur. Wachsmottenlarven lassen sich einfach und schnell im Backofen rösten. Anschließend können die knusprigen Raupen mit Studentenfutter gemischt werden. Die leicht nussigen Insekten passen perfekt zu Erdnüssen und Rosinen. Aber auch als Beilage zu Reis und Gemüse machen sich die Insekten gut. Zehn Stück kosten 1,60 Euro. Quelle: dpa/dpaweb
HonigbienenlarvenHonigbienen können mehr als nur Frühstücksaufstrich produzieren. Ihre weißen Baby-Maden eigenen sich perfekt als Snack für Zwischendrin. In Erdnussöl anbraten und im Anschluss in eine süßsaure Soße dippen. Oder aber als Einlage in einer klaren Gemüsesuppe. Erwachsene Bienen aber bitte nicht verspeisen. Zehn Larven können für weniger als einen Euro beim Imker oder in Angelshops erworben werden. Quelle: obs
GrillenInsekten statt Schokolade: Wer mal wieder Lust auf selbstgemachte Chocolate-Chip-Cookies hat, kann auf eine alternative Variante mit essbaren Grillen zurückgreifen. Einfach Schokoteig anrühren und anstelle von Schokostückchen geröstete Grillen unterrühren. Vorher müssen allerdings die Flügel und die Beine entfernt werden. Grillen schmecken leicht süßlich und versorgen den Körper mit Proteinen. 100 Gramm Grillen haben 12,9 Gramm Protein. Zehn Stück kosten 1,50 Euro. Quelle: dpa
MehlwürmerWer sich nach einem ungewöhnlichen Zwischensnack sehnt, sollte Mehlwürmer (ganz rechts) ausprobieren. Im Backofen können die Insekten bei 180 Grad knusprig gebraten werden. Wer nicht auf süß verzichten möchte, kann die Würmer danach in geschmolzene Vollmilchschokolade tauchen - Schokofondue der besonderen Art. Kaufen kann man die Tiere zum Beispiel in der Zoohandlung. Dort kosten zehn Stück etwa 0,25 Euro. Quelle: dpa
Larve vom Riesen-SchwarzkäferEine ganz besonderer Snack sind auch Zophobas - oder nicht ganz so kompliziert: Larven vom Riesen-Schwarzkäfer. Im Internet gibt es einige Online-Shops, auf denen kuriose Köstlichkeiten verkauft werden. Zum Beispiel Insekten-Lollis mit Zitronengeschmack, die Stefan Krauß über seinen Internethandel vertreibt. Ameisen-Lollis mit mit Bananengeschmack kann man auf trau-dich-shop.com für 2,69 Euro pro Stück erwerben. Quelle: dpa

Doch dem ist nicht so. Im vergangenen Jahr kaufte der durchschnittliche Privathaushalt in Deutschland 69,6 Kilogramm frisches Gemüse, das waren 1,1 Prozent weniger als 2014. Bei frischen Obst stieg die verkaufte Menge im Jahresvergleich leicht um 0,1 Prozent auf 85,5 Kilogramm. Auf diesem Niveau pendelt der Konsum seit Jahren. Den Umsatz konnte der Fruchthandel 2015 nur dank höherer Preise steigern, die auch schlechtere Ernten mit sich brachten.

Für den verhaltenen Appetit auf Äpfel, Birnen, Tomaten oder Paprika seien die Preissteigerungen allerdings nicht verantwortlich, meint Dieter Krauß, der Präsident des Fruchthandelsverbands. In Frankreich etwa liege der Konsum deutlich höher als in Deutschland, obwohl Obst und Gemüse dort deutlich teurer seien. „Die Esskultur ist eine andere, Nahrungsmittel erfahren generell eine andere Wertschätzung“, folgert Krauß.

Büning-Fesel erkennt hingegen eine positive Einstellung der Deutschen zu Obst und Gemüse, diagnostiziert jedoch eine schwindende Kompetenz bei der Zubereitung von frischen Produkten. „Die Verbraucher wissen heute vielmehr oft nicht, wie sie etwa Wirsing oder Weißkohl richtig zubereiten“, sagt sie. Bei Salat scheiterten viele schon am Dressing.

Nach wie vor fehlten zudem Gelegenheiten, an frisches und fertiggeschnittenes Obst im Berufsalltag zu gelangen. „In Konferenzen werden Kekse serviert, in den Büros stehen Boxen mit Schokoriegeln.“ Großes Potenzial sieht Büning-Fesel in einer sich ausweitenden Snackkultur. Die Antwort darauf finde sich bereits in den Supermarkttheken in Form von frisch geschnittenem Obst. Das Angebot sei jedoch zu gering.

Auch Stephan Weist, bei Rewe unter anderem für den Bereich Obst, Gemüse und Convenience verantwortlich, sieht in Deutschland noch „Luft nach oben“ für sogenannte Fresh-Cut-Produkte. Die Snackkultur schaffe Möglichkeiten, sofern der Markt fähig sei, sich den veränderten Lebens- und Essgewohnheiten anzupassen. „Zehn Gramm pro Kopf würden eine enorme marktstimulierende Wirkung für Erzeuger, Groß- und Einzelhändler in ganz Europa haben“, sagt der stellvertretende Präsident der Europäischen Obst- und Gemüsevereinigung Freshfel.

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