Liebe in Ostasien Chinesinnen suchen romantische Westler

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Zu viele Frauen

Singletreff Quelle: Michael Ryan für WirtschaftsWoche

„Unsere Partys laufen sehr gut“, erzählt sie. Es gibt nur ein Problem: Es kommen zu viele Frauen. „Auf einen westlichen Mann kommen drei Chinesinnen.“ Josie zeigt eine Liste von Neuanmeldungen für die nächste Party. Auf der Excel-Liste stehen 28 Frauen und vier Männer. Josie beschwichtigt, viele Männer würden sich erst kurz vorher oder gar nicht anmelden. Sicher ist sie sich nicht.

Eine halbe Stunde später sind die ersten Gäste bei der Party eingetroffen. Gabi stammt aus Nordostchina und sagt, sie suche zwar nicht primär nach westlichen Männern. „Aber es ist unkomplizierter mit denen. Sie wollen nicht gleich heiraten.“ Die 24-Jährige hat ein Jahr in Helsinki gelebt und arbeitet jetzt bei einer großen Beratungsfirma.

Männermangel

Um 20 Uhr ist das Apartment gut gefüllt. Rund drei Dutzend Frauen zwischen 20 und 40 stehen ein bisschen aufgeregt herum. Erin ist Managerin einer Spa-Kette. Die 30-Jährige erzählt von einer Beziehung mit einem Franzosen. „Es war ungewöhnlich. Westliche Männer sind sehr direkt, aber viel romantischer als Chinesen. Sie sagen einer Frau, wenn sie ihnen gefällt.“ Nur Männer sind keine hier. „Shanghai ist eben eine Frauen-Stadt“, sagen sie, auf den Männermangel angesprochen.

„Viele gut verdienende und ausgebildete Frauen stehen unter dem Druck ihrer Familien, endlich zu heiraten“, erklärt Josie Chen. „Manche sind regelrecht verzweifelt.“ Ab dem Alter von 27 gilt eine Frau in China als Sheng Nu, als Restefrau. Die meisten ihrer Teilnehmer, sagt Josie Chen, seien zwar auf der Suche nach einer längerfristigen Beziehung, auf der Stelle heiraten aber möchten sie nicht. „Eine Beziehung zu einem westlichen Mann ist ein Weg, den traditionellen Erwartungen zu entkommen.“

Am beliebtesten aber seien Übersee-Chinesen, sagt Partyveranstalterin Josie Chen. „Die kommen aus demselben Kulturkreis, haben aber westliche Manieren und Umgangsformen.“

„Wir wurden auf Weibo schon massiv beschimpft“, erzählt Josie Chen über ihre Erfahrungen mit Reaktionen auf der Twitter-ähnlichen Social-Media-Plattform, „weil wir chinesische Frauen mit westlichen Männern verkuppeln.“

Interkulturelle Verständigungsprobleme

Das Land hat zwar eine atemberaubende wirtschaftliche Modernisierung erlebt, gesellschaftliche Freiheiten aber hinken hinterher. Die Hypergamie, das Hinaufheiraten in eine höhere soziale Stufe, ist ein Erbe des Konfuzianismus und nach wie vor stark ausgeprägt.

Wer dem entfliehen will, muss die interkulturellen Verständigungsprobleme in Kauf nehmen, die eine Beziehung mit einem westlichen Mann mit sich bringt.

Das geht nicht immer gut. Furong und Markus aber sind glücklich: Vor neun Monaten kam ihre gemeinsame Tochter Eva auf die Welt. Sie krabbelt und quengelt auf dem Teppich im Wohnzimmer. Verheiratet sind die beiden immer noch nicht.

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