In Ihrem Buch „Erkennen Sie Talent“ schreiben Sie, Mentoren können bei der Umwandlung von Talent in Erfolg helfen. Wie funktioniert das?
Ich habe in meinem Leben insgesamt vier verschiedene Mentoren gehabt, die mich in verschiedenen Phasen begleitet haben. Viele meiner Klienten fragen mich: Wie finde ich meinen Mentor? Ich antworte dann immer: Dein Mentor findet dich. Mentoren schauen nicht darauf, wie viel Talent eine Person hat oder wie erfolgreich sie bereits war. Viel wichtiger ist Mentoren, welche Werte jemand verkörpert, ob er Leidenschaft hat und wofür er steht.
Sie haben in erster Linie mit Sportlern gearbeitet. Was können denn Unternehmer und Manager von Spitzensportlern lernen?
Viele deutsche Manager können nicht mit Kritik umgehen, das fällt mir immer wieder auf. Aber Fehler machen ist gut und wichtig. Denn jeder kommt einmal in eine Lebenskrise und fällt in ein Tal. In dieser Situation zeigen sich dann zwei Arten von Menschen: Die einen stehen nach Niederlagen auf und klettern gestärkt und mit neuem Wissen aus dem Krisen-Tal. Die anderen schaffen den Aufstieg nicht und gehen an der Krise kaputt. Mit solchen Situationen richtig umzugehen, ist keinesfalls genetisch bedingt, sondern kann erlernt werden.
Und das lernen Sportler zwangsläufig.
Ja, dort kommt es automatisch zu kleinen Niederlagen, kleinen Dellen und Abzweigungen auf dem Erfolgsweg. Manager können solche Niederlagen leichter umgehen, indem sie Fehler einfach auf ihre Angestellten oder Mitarbeiter schieben oder einfach keine Verantwortung dafür übernehmen. Als Sportler geht das nicht, da ist man immer der eigene Chef und trägt die volle Verantwortung. Daher lernen Sportler von Beginn der Karriere an, mit Fehlern und Krisen umzugehen. Manager sollten versuchen, sich Krisen früh zu stellen und aus Fehlern zu lernen. Das ist aber nur eine von vielen Parallelen zwischen Sport und Management.
Sie raten Ihren Sportkunden, sich als „Marke“ zu etablieren und dadurch Alleinstellungswert zu erlangen. Funktioniert das auch für Manager?
Leider versuchen bisher nur wenige Topmanager, sich als Marke zu etablieren. Beispiele, wo das doch geklappt hat, sind Bill Gates für Microsoft oder Steve Jobs für Apple. Meistens passiert das jedoch in mittelständischen Unternehmen. Ich rate Managern daher, über ihre Position und ihr Amt hinauszublicken und ihre Persönlichkeit stärker in den Vordergrund zu stellen. Das brauchen wir in deutschen Unternehmen. Topmanager sollten daher versuchen, sich mit ihrem Unternehmen zu identifizieren und selber zur „Marke“ zu werden. Sie müssen also das verkörpern, was sie tun und was ihr Unternehmen tut. Ich frage meine Klienten immer: „Wie willst du gesehen werden? Dann verkörpere es auch.“
Welche gängigen Fehler machen Manager, die trotz großem Potential den Weg zum Erfolg verhindern?
Der gängigste Fehler ist Ehrgeiz. Auch das wissen nicht viele, aber Ehrgeiz ist etwas sehr Negatives. Für mich ist Ehrgeiz der Wille, Dinge zu tun, nicht weil es Spaß macht, sondern weil es unbedingt zum Ziel führen soll. Gerade Manager gehen zur Erreichung ihrer Ziele oft über Leichen. Um Erfolg zu haben, reicht es Ehrgeiz aber nicht. Erfolg funktioniert Schritt für Schritt. Ich rate Managern, immer nur an das nächste Ziel zu denken und kleine Schritte zu machen. Passiert das nicht, wird Ehrgeiz schnell zu Egoismus und steht ihnen im Weg.
Angenommen, ich weise großes Potential auf, bin nicht ehrgeizig und habe genug Leidenschaft für das was ich tue. Ist das nun das Erfolgsrezept?
Wie gesagt: 20 Prozent Potential und 80 Prozent Leidenschaft sind schon einmal zwei wichtige Komponenten dazu. Aber niemand kommt als Einzelkämpfer zum Ziel, weder im Sport noch in der Wirtschaft. Ohne ein Team funktioniert es nicht, das müssen gerade Manager noch lernen. Mitarbeiter sind wichtig. Teamwork führt zum Erfolg, Egoismus nicht.