Rund 20 heimische Architektenbüros entwarfen ihre Projekte immer luxuriöser. Auf dem Höhepunkt des Booms versuchte auch Patrick Simmen sein Glück. Der Architekt hatte sich rund um Wollerau am Zürichsee einen Namen gemacht. Er eröffnete im Juli 2011 vis-à-vis des Eingangs des Badrutt's Palace mit der ortsüblichen Champagnerparty seinen luxuriösen Simmen Store. Seit August steht das Geschäft wieder leer. "Die Zweitwohnungsinitiative hat uns einen Strich durch die Akquistionsbemühungen gemacht", erklärt eine Sprecherin der SimmenGroup. Simmen ist dabei nicht allein. Ladenflächen an besten Lagen stehen leer, so auch gegenüber dem berühmten Hotel Kulm oder ganz prominent im Zentrum an der Plazza da Scoula.
Nicht alle Entwickler können mit so viel Rücklage operieren wie die alteingesessene Familie Testa, die ein gutes Dutzend Projekte in der Planung hat. Markus Testa, Geschäftsführer der Familienholding, ist Optimist. Aber Illusionen macht er sich keine. "Schauen Sie auf das Tal, und zählen Sie die Baukräne. Bald werden Sie nur noch halb so viele sehen", sagt Testa.
Der Kanton sei schuld, so lautet ein Argument, weil dieser nicht mehr so großzügig Aufenthaltsbewilligungen für Ausländer erteile. So können Nicht-EU-Bürger zwar ohne Erwerbstätigkeit eine Bewilligung erhalten, wenn "erhebliche kantonale fiskalische Interessen" dafür sprechen. Das Steueramt hat für das Oberengadin festgelegt, was "erheblich" bedeutet: eine Million Franken Steuern. Die Sorglosen am Hang können es aussitzen, die Besorgten im Dorf werden leiden. Im Frühling fällt der Vorhang. Und geht im Winter wieder hoch.