Rainer Bechtel "Donald Duck ist eine Person aus dem echten Leben"

Donald Duck ist notorisch pleite, chronisch überschuldet - und trotzdem beliebt. Zum 80. Geburtstags des Comic-Helden erklärt der Präsident der Donaldisten den Erfolg der Ente.

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Donald Duck Figuren Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Bechtel, warum ist Donald Duck ein Sympathieträger? Er verliert. Er ist aggressiv. Warum mögen die Menschen ihn?

Bechtel: Wir mögen ihn, weil sich jeder ein Stück weit in ihm wieder findet. Donald Duck ist eine Person aus dem echten Leben. Er hält uns in gewisser Weise einen Spiegel vor. Wir sind weder nur stets Glückspilz noch nur Verlierer, sondern können uns in vielen Situationen in ihn hineinversetzen. Donald fällt 99 mal um und steht 100 mal wieder auf. Das ist sehr sympathisch. Er lässt sich nicht hängen und versucht sich immer wieder an neuen Sachen.

Was kann er alles?

Eigentlich alles. Er kann sowohl Laufbursche in der Margarinefabrik sein als auch Kunstflieger oder Glasermeister.

Nichts davon allerdings ist von Dauer.

Nein, und obwohl er nie einer geregelten Arbeit nachgeht, schafft er es, seine drei Neffen anständig zu erziehen. Das sind ja drei Knaben, die gut daher kommen. Aus pädagogischer Sicht kann man ihm wenig vorwerfen, obwohl Donald natürlich seine cholerischen Anfälle hat und auch mal gern mit der Rute hinter den Neffen herläuft, um sie zu maßregeln. Aber als Mensch ist man am ehesten bereit, sich mit der Figur Donald Duck zu identifizieren.

Donald hat keinen bestimmten Beruf...

...nein, nein, um Himmels Willen...

Donald muss sich angesichts vieler neuer Jobs sicher oft bewerben. Wie meistert er die Job Interviews?

Ganz forsch. Es gibt ein mal sogar einen Wettbewerb zwischen ihm und Dagobert. Donald sagt, der junge Agile bekäme den Job. Am Ende bekommen beide mit diversen Kniffen den Vertreterjob. Dagobert muss einen riesigen Ofen verkaufen, groß wie zwei Häuser. Und Donald soll Bandophone, eine Art Vorläufer eines Walkmans, verkaufen. Erstmal ist auch Donald erfolgreicher als Dagobert mit dem einen großen Ofen. Weil er den an einen schwer reichen Herrscher verkauft.

Donaldismus

Ist Donald faul, wenn er eine Arbeit hat?

Ja, klar. Donald ist ein Müßiggänger. Wenn ihn aber ein Thema packt, dann ufert das auch mal aus. Die Neffen fragen ihn mal nach Pflanzen, Donald kann keine Antwort geben und sofort beginnt er Pflanzenkundler zu werden und selbst die Spielzeuge der Neffen werden als Pflanzkübel missbraucht.

Würden wir ihn nicht normalerweise als jemanden wahrnehmen, der nichts durchhält, der überall wieder rausfliegt, der gekündigt wird und am Ende nicht in der Lage ist, eine Existenz aufrecht zu erhalten? Steht er nicht eher am Rande der Gesellschaft?

Jein. Es gibt zum Beispiel eine Geschichte, in der die Neffen Tick, Trick und Track darüber nachdenken, ob es Donald nicht zu etwas Größerem bringen könnte. Dabei lümmeln sie im Stadtpark und betrachten dabei bedeutende Personen aus Entenhausen, die dort wohl den ganzen Tag durch den Stadtpark zu wandern scheinen. Sie sehen dort Professor Knall, ein bedeutender Chemiker, der von seinem Beruf gezeichnet mit Narben und Verletzungen ist, aber scheinbar sehr erfolgreich in seinem Beruf. Oder sie sehen einen Arzt, der den Einwohnern wohl sogar den Bauch aufschneidet. Oder den Besitzer eines großen Kaufhauses in Entenhausen. Und während diese Mitglieder der Gesellschaft dort spazieren, sinnieren die Neffen darüber, was ihr Onkel Donald wohl tut und sprechen mit Donald darüber. Und um seinen Neffen zu beweisen, dass er schon mehr kann, geht er zu einem Gelehrten, einem Professor, der ihn darauf hin untersucht.

Was passiert?

In Entenhausen werden Qualifikationen wohl so überprüft, dass ein Gerät auf den Kopf gestülpt wird, mit Elektrosonden die Gehirnwellen gemessen und so ein exakter Wert auf einer Skala ermittelt wird. Auf einem Display zeigt sich ein Wert und in einem Buch lässt sich nachschlagen, für welchen Wert der Vermessene denn geeignet sei. In dieser Geschichte stellt sich heraus, dass Donald am ehesten als Meister-Detektiv qualifiziert ist. Das kommt allerdings nur zustande, weil eine Fliege auf dem Display sitzt und ein Komma vortäuscht.

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