In den Werken des bayerischen Autobauers BMW ruht die Produktion an den meisten Standorten für etwa zwei Wochen. In Leipzig arbeiten die Beschäftigten schon seit Mitte Juli wieder. Die bayerischen Produktionsstätten machen analog zu den dortigen Schulferien im August dicht. In BMWs Motorradwerk in Berlin wird die Produktion wegen Umbau, Inventur und Instandhaltung sogar für vier Wochen bis Mitte August unterbrochen.
Grundsätzlich hat der Betriebsrat ein Wörtchen mitzureden: Die Werksferien müssen intern begründet und über den Betriebsrat abgestimmt sein, sagt eine IG-Metall-Sprecherin. In einigen Unternehmen werden jedes Jahr von neuem die Urlaubsgrundsätze und damit auch die Werksferien festgelegt.
Wehren können sich die Mitarbeiter trotz aller Rufe nach Individualität nicht gegen die Werksferien: „In der Regel haben die Beschäftigten keine Chance, soweit die Betriebsferien nicht den gesamten gesetzlichen Urlaubsanspruch umfassen“ sagt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin. Normalerweise dürfen Arbeitnehmer den Zeitpunkt ihres Urlaubs frei bestimmen. Im Bundesurlaubsgesetz unter Paragraf sieben ist aber nachzulesen, dass dringende betriebliche Belange dem frei gewählten Urlaubszeitpunkt entgegen stehen können. Wie viel Urlaub der Arbeitgeber verplanen darf, ist nach Ansicht von Bredereck Verhandlungssache. 1981 urteilte das Bundesarbeitsgericht, es sei angemessen, wenn drei Fünftel des Urlaubsanspruchs von Betriebsferien vereinnahmt werden können (Az.: 1 ABR 79/79).
Tatsächlich sind in einigen Großkonzernen Werksferien gar kein Thema mehr: Bei Siemens in Berlin etwa, wo der Industriekonzern mit mehr als 10 000 Mitarbeitern Gasturbinen produziert, wird durchgearbeitet. Schließlich seien 90 Prozent der Produktion für den Export gedacht, so ein Sprecher. Ferienjobber seien keine Alternative, da nur hoch qualifizierte Mitarbeiter in der Produktion beschäftigt würden.
Auch beim Autohersteller Daimler wird die Produktion schon seit Jahren nicht mehr im Sommer gestoppt. Schuld sei die hohe Auslastung, sagte ein Sprecher. Gegen ungelernte Kräfte hat man bei den Stuttgartern nichts, im Gegenteil: Damit die Daimler-Mitarbeiter auch in den Schulferien in Urlaub fahren können, stellt der Autobauer in diesem Jahr mehr als 16 000 Ferienjobber ein.