Schluss mit Zwangsurlaub? Werksferien werden seltener

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Mitarbeiter können sich nicht gegen Werksferien wehren

In den Werken des bayerischen Autobauers BMW ruht die Produktion an den meisten Standorten für etwa zwei Wochen. In Leipzig arbeiten die Beschäftigten schon seit Mitte Juli wieder. Die bayerischen Produktionsstätten machen analog zu den dortigen Schulferien im August dicht. In BMWs Motorradwerk in Berlin wird die Produktion wegen Umbau, Inventur und Instandhaltung sogar für vier Wochen bis Mitte August unterbrochen.

10 Tipps für einen erholsamen Urlaub
Eine Angestellte spricht mit ihrer Vorgesetzten Quelle: Fotolia.com
Die Leuchtreklame eines Hotels Quelle: Fotolia.com
Ein Haus mit Blick aufs Meer Quelle: Fotolia.com
Ein Mann sitzt mit seinem Laptop am Strand Quelle: Fotolia.com
Ein Kalender liegt auf einem Schreibtisch Quelle: Fotolia.com
Ein Frau sitz am Strand und entspannt Quelle: Fotolia.com
Ein Koffer ist auf das Dach eines Autos geschnallt Quelle: Fotolia.com

Grundsätzlich hat der Betriebsrat ein Wörtchen mitzureden: Die Werksferien müssen intern begründet und über den Betriebsrat abgestimmt sein, sagt eine IG-Metall-Sprecherin. In einigen Unternehmen werden jedes Jahr von neuem die Urlaubsgrundsätze und damit auch die Werksferien festgelegt.

Wehren können sich die Mitarbeiter trotz aller Rufe nach Individualität nicht gegen die Werksferien: „In der Regel haben die Beschäftigten keine Chance, soweit die Betriebsferien nicht den gesamten gesetzlichen Urlaubsanspruch umfassen“ sagt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin. Normalerweise dürfen Arbeitnehmer den Zeitpunkt ihres Urlaubs frei bestimmen. Im Bundesurlaubsgesetz unter Paragraf sieben ist aber nachzulesen, dass dringende betriebliche Belange dem frei gewählten Urlaubszeitpunkt entgegen stehen können. Wie viel Urlaub der Arbeitgeber verplanen darf, ist nach Ansicht von Bredereck Verhandlungssache. 1981 urteilte das Bundesarbeitsgericht, es sei angemessen, wenn drei Fünftel des Urlaubsanspruchs von Betriebsferien vereinnahmt werden können (Az.: 1 ABR 79/79).

So sollten Sie sich nicht in den Urlaub verabschieden
"Tut mir Leid, ich bin die nächsten Wochen am Pool und trinke Cocktails. Sie erreichen mich erst danach wieder." Quelle: REUTERS
"Ich brauche Zeit, weil ich gerade über Ihre Nachricht nachdenke. Bitte warten Sie solange vor Ihrem PC." Quelle: Fotolia
"Ich bin im Urlaub. Danach werde ich alle Mails direkt löschen. Wenn es wichtig war, würde ich Sie bitten, sich wieder zu melden." Quelle: dpa/dpaweb
"Der Mail-Server war leider nicht in der Lage eine sichere Verbindung herzustellen. Bitte starten Sie Ihren Computer neu und senden Sie die E-Mail nochmal." Quelle: Fotolia
"Ich danke Ihnen für Ihre Nachricht. Allerdings habe ich schon über 300 Mails vor Ihrer erhalten. Sie müssen sich also gedulden bis Sie eine Antwort erhalten. Das kann bis zu 19 Wochen dauern." Quelle: dpa/dpaweb
"Danke für Ihre Anfrage. Für die ersten zehn Worte wurde Ihre Kreditkarte mit 5,99 EUR und für jedes weitere Wort in Ihrer Nachricht mit 1,99 Euro belastet." Quelle: dpa
"Ich bin ab sofort im Urlaub und lese keine Mails mehr." Quelle: dpa

Tatsächlich sind in einigen Großkonzernen Werksferien gar kein Thema mehr: Bei Siemens in Berlin etwa, wo der Industriekonzern mit mehr als 10 000 Mitarbeitern Gasturbinen produziert, wird durchgearbeitet. Schließlich seien 90 Prozent der Produktion für den Export gedacht, so ein Sprecher. Ferienjobber seien keine Alternative, da nur hoch qualifizierte Mitarbeiter in der Produktion beschäftigt würden.

Auch beim Autohersteller Daimler wird die Produktion schon seit Jahren nicht mehr im Sommer gestoppt. Schuld sei die hohe Auslastung, sagte ein Sprecher. Gegen ungelernte Kräfte hat man bei den Stuttgartern nichts, im Gegenteil: Damit die Daimler-Mitarbeiter auch in den Schulferien in Urlaub fahren können, stellt der Autobauer in diesem Jahr mehr als 16 000 Ferienjobber ein.

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