Dem Sprichwort zufolge können wir uns zu Tode langweilen. Dahinter steckt mehr als eine Binsenweisheit. Die britischen Forscher Annie Britton und Martin Shipley vom Universitätscollege in London werteten vor einigen Jahren eine Langzeitstudie mit etwa 7.500 Beteiligten aus. Ergebnis: Jene Personen, die ihr Leben besonders langweilig fanden, litten am ehesten an Herzkrankheiten und starben früher.
Wohlgemerkt: Langeweile war nicht die Todesursache – aber offenbar führte sie zu einer ungesünderen Lebensweise. Die Betroffenen rauchten mehr, tranken häufiger und ernährten sich schlechter.
Was sich gegen die Langeweile tun lässt? So trivial es auch klingt, aber das beste Gegenmittel ist, seine Arbeit gerne zu machen. Natürlich kann das nicht immer funktionieren. Kein Job der Welt ist immer und überall aufregend, spannend und stimulierend. Gelegentliche Eintönigkeit ist also normal. Doch Langeweile lässt sich auch produktiv nutzen.
Selbst wenn eine Aufgabe noch so dröge erscheint – erhält sie nicht vielleicht doch irgendetwas Wertvolles, Interessantes, Lehrreiches? Womöglich kann es auch tröstlich sein, wenn am Ende des öden Tunnels eine spannendere Aufgabe wartet.
Literatur-Tipps zum Thema Langeweile
Annie Britton und Martin Shipley (2010)
Bored to death?
International Journal of Epidemiology
Band 39
Nummer 2
Seite 370-371
Kari Bruursema, Stacey Kessler und Paul Spector (2011)
Bored employees misbehaving: The relationship between boredom and counterproductive work behavior.
Work & Stress
Band 25
Nummer 2
Seite 93-107
Joy Charlton und Rosanna Hertz (1989)
Guarding against boredom.
Journal of Contemporary Ethnography
Band 18
Nummer 3
Seite 299-326
John Eastwood et al (2012)
The Unengaged Mind: Defining Boredom in Terms of Attention, Perspectives on Psychological Science.
Band 7
Nummer 5
Seite 482-495
Edward Hitchcock et al (1999)
Effects of cueing and knowledge of results on workload and boredom in sustained attention. Human Factors.
Band 41
Nummer 3
Seite 365-372
John Maltsberger (2000)
Mansur Zaskar: A Man Almost Bored to Death. Suicide and Life-Threatening Behavior.
Band 30
Nummer 1
Seite 83-90
Bloß sollte die Langeweile nie chronisch werden. Wer das Gefühl ständig empfindet, sollte die Warnzeichen ernst nehmen. Ist der Job wirklich der richtige? Könnte man mit seinem Vorgesetzten über neue Herausforderungen reden?
Langweile macht kreativ
Wer sich das nicht zutraut, für den hält die Wissenschaft immerhin eine beruhigende Erkenntnis bereit: Langeweile kann sogar die Kreativität fördern – weil sie uns Zeit für Tagträume einräumt.
Das vermuten zumindest Sandi Mann und Rebekah Cadman von der Universität von Central Lancashire. Sie ließen kürzlich 70 Freiwillige in zwei Experimenten langweilige Aufgaben erledigen. Danach absolvierten sie verschiedene Kreativitätstests. Und siehe da: Die Langweiler-Gruppe war jedes Mal einfallsreicher als die Kontrollgruppe.
Dazu passt auch ein Zitat des amerikanischen Autors Clifton Fadiman: „Langeweile, zur rechten Zeit empfunden, ist ein Zeichen von Intelligenz.“