Sprachkritik Das sind die Anglizismen des Jahres

Die Grenzen sind offen - vor allem in der Sprache. Begriffe und Wort wandern hin und her zwischen den Sprachräumen. Der Berliner Professor Anatol Stefanowitsch kürt mittels Jury und einer Publikumsfrage jährlich den Anglizismus des Jahres. Ein Überblick über Sieger und Nominierte.

Wenn hier schon stünde, was als Anglizismus des Jahres gewählt wurde, dann wäre das spoilern. Das Ende verraten. Eines Kinofilms oder eines Serienverlaufs. Hier wird jedoch nicht gespoilert und im kommenden Bild folgt der "Anglizismus des Jahres".
Sowohl das Publikum wie auch die Jury waren sich einig auf den ersten drei Plätzen. Gewonnen hat "Refugees Welcome". Als Wortkombination, die Eingang gefunden hat in die deutsche Sprache.
Das betrifft den Körperbau von Vätern. Nicht ganz dick, nicht ganz schlank. Das Männer-Bäuchlein wie in den ersten Monaten einer Schwangerschaft, nur eben angegessen.
Das ist alles schön und gut mit den Anglizismen, aber wer kümmert sich eigentlich um die Situation von Lehrern an deutschen Schulen, die die Aufmerksamkeit für Anglizismen schärfen könnten? Derailing, wie aus der Schiene fahren, heißt es, wenn eine Diskussion auf ein anderes Thema gelenkt wird.
Diese Bildunterschrift (weiblich) müsste - sollte sie gegendert werden - "Diese/r Bildunterschrift" heißen, damit beide Geschlechter gleichberechtigt sind. Wer gendert, möchte die Gleichstellung befördern und Sexismus unterbinden - oftmals eben zum Preis des flüssigen Lesens. Gender heißt im Englischen zunächst mal einfach "Geschlecht".
Mansplaining ist in der ersten Stufe: Ein Mensch weiß weniger als sein Gegenüber, erklärt ihm dennoch, wie etwas funktioniert. Am häufigsten gebraucht wird es für die zweite Stufe: Ein Mann erklärt einer Frau ein Problem, das sie selbst lösen kann. In der Königsklasse erklärt dann der Mann der Frau, was sie als Frau denkt. Seit 2014 im Oxford Dictionary.
Kondom über Smartphone? Mitnichten. Sexting ist zunächst das Versenden intimer Fotos oder Texte per SMS oder Whatsapp oder ähnlichen Messengern. Allein - nicht immer ist der Sender später noch so begeistert, dass die Fotos noch im Netz sind. Safer Sexting sind die verschiedenen Vorkehrungen vom Löschen auf dem Smartphone über Einordnen in einen gesperrten Ordner bis zum Top-Tipp schlechthin eines Seitensprungratgebers: "Überprüfen Sie, ob die Empfänger-Emailadresse auch die richtige ist."
Dieser Begriff - am einfachsten mit Übergröße übersetzt - ist dennoch Gegenstand hitziger Diskussionen. Zuletzt hat sich Calvin Klein großen Unmut vieler Menschen zugezogen mit der Werbung mit einem Plus-Size-Model, das in den Augen der Kritiker nichts weiter als eine normale Frau war.
"Bescheidenheitsprahlen", "Scheinjammern" oder "Angeberheulen" sind deutsche Begriffe fürs humblebragging, bei dem man mit dem Hinweis, das einem etwas schwer fiel, eine Prahlerei von sich gibt. Diese Erklärung ist die allerbeste der Welt - aber ehrlich, das war auch ganz schön anstrengend.
Kein schönes Phänomen. Hasserfüllte Kommentare auf Facebook oder in Tweets. Hate Speech - Hass-Ansprache. In einer Hate Speech lässt der Verfasser sämtliche Normen guten Miteinanders fahren.
Wunderbare Sprachspiele haben wir 2015 mit Greece und Griechenland gelernt. Das Greferendum (Greece + Referendum) wäre dann die Abstimmung über den Grexit (Greece + Exit). Angesichts der Lage in Großbritannien ist es erstaunlich, dass es "Breferendum" für die Volksabstimmung zur EU-Mitgliedschaft noch nicht geschafft hat, die Sprache zu bereichern.
Hier ist das Ergebnis des Online-Votings, das auf den ersten drei Plätzen identisch mit dem Juryentscheid ist und belegt: Der Jahressieger ist eindeutig vorne.
Der Click, den der User macht, baiting von bait, dem Köder. Mit einem Köder locken. Im Internet mit kleinen Spielereien, viele Klicks erzeugen. Wie zum Beispiel einer Galerie über Anglizismen statt eines Textes am Stück.
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