Star-Pianist Lang Lang "Die Sicht der Dinge hörbar machen"

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"Nicht jeder, der viel übt, wird dafür belohnt"

Pianist Lang Lang performt mit der Band Metallica Quelle: REUTERS

Sie haben eine sehr entbehrungsreiche Kindheit gehabt, unter großem Leistungsdruck gelitten. Ihr Vater wollte Sie unbedingt zur „Nummer eins“ unter den Pianisten trimmen. Kommt Qualität von Quälen?

Es war hart, sehr hart. Aber gut, ich habe es geschafft. Und von heute, vom Erfolg aus gesehen, relativiert sich manches. Es ist halt so. Man kann nicht erst mit zehn Jahren mit dem Klavierspielen anfangen, das ist zu spät. Vielleicht noch mit sechs, aber auch das ist schon schwierig. Du holst die sechs Stunden täglich, die andere bereits als Drei- oder Vierjährige am Klavier verbracht haben, einfach nicht mehr auf.

Ist es leichter ein Star zu werden, zu sein – oder einer zu bleiben?

Einer zu werden, dafür braucht es jedenfalls nicht nur Talent und Fleiß, sondern auch Glück. Nicht jeder, der viel übt, wird dafür am Ende auch belohnt, das ist mir sehr bewusst. Einige schaffen es, andere schaffen es für ein paar Jahre und sind dann plötzlich wieder weg vom Fenster. Wieder andere haben einfach nur Pech. Auf der anderen Seite glaube ich: Wenn du heute wirklich gut bist, hast du auch alle Chancen. Das ist ja das Schöne an YouTube: Niemand ist heute gezwungen, sein Können zu verbergen. Niemand kann dich daran hindern, dein Talent zur Schau zu stellen. Denken Sie nur an Justin Bieber. Der ist im Netz entdeckt worden.

Konzerttermine

Was aber ist, wenn man einmal den Gipfel erklommen hat? Wie bleibt man oben? Gerade die Klassikbranche, die von der Neuinterpretation des Immergleichen lebt, braucht ständig neue Gesichter, neue Dirigenten, neue Pianostars...

Fest steht, dass man sich auf seinen Meriten nicht ausruhen kann. Es spielt in dieser Branche keine Rolle, wie gut du vor zehn Jahren gespielt hast – für deinen Marktwert hier und heute bedeutet das rein gar nichts. Welche Konsequenzen ziehe ich daraus? Eigentlich ist es ganz einfach: Ich denke nicht ans Gestern, nicht an die Erfolge, die vergangen sind. Ich konzentriere mich auf die Zukunft, auf das, was ich erreichen will. Und ich konzentriere mich immer auf das Nächstliegende. Im Moment zum Beispiel auf die Konzerte im März in Deutschland...

...Sie spielen drei Mozart-Sonaten und Balladen von Chopin...

...das gleiche Repertoire, das ich in einem Live-Recital in der Royal Albert Hall in London für eine DVD eingespielt habe. Es ist die erste Klassikproduktion in einer neuen hochauflösenden Technik, die 4K heißt. Ich bin gespannt aufs Ergebnis. Die Bildqualität ist sagenhaft. Unglaublich, wirklich.

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