Ein Fünfjähriger kommt aus der Kita und zeigt den Eltern stolz seine frisch eingetauschten Sammelkarten: „Guck mal, das ist Luke, der ist gut, und der da heißt Darth Vader, der ist böse.“ Der Junge hat die Filme weder gesehen noch zu Hause je davon gehört. Wieso begeistert sich trotzdem schon die dritte Generation für das Sternenkrieger-Universum?
Schöpfer George Lucas wollte in den 1970er Jahren ein modernes Märchen schaffen, weil eine ganze Generation ohne Märchen aufwachse. Die erste Trilogie, von 1977-1983 im Kino, ist denn auch die zeitlose Geschichte eines Helden, der aufbricht, um sein Schicksal zu erfüllen und die Kräfte der Finsternis zu besiegen.
Das spielten die Star-Wars-Filme ein
Veröffentlichung: 1977
Umsatz: 787 Mio. US-Dollar
Veröffentlichung: 1980
Umsatz: 534 Mio. US-Dollar
Veröffentlichung: 1983
Umsatz: 537 Mio. US-Dollar
Veröffentlichung: 1999
Umsatz: 1027 Mio. US-Dollar
Veröffentlichung: 2002
Umsatz: 649 Mio. US-Dollar
Veröffentlichung: 2005
Umsatz: 848 Mio. US-Dollar
Kern des Erfolgs bei Kindern sind die unverwechselbaren, meist klar in Gut und Böse klassifizierbare Charaktere, angefangen bei Darth Vader mit schwarzer Maske über den zynischen Weltraum-Cowboy Han Solo (Harrison Ford), den zotteligen Wookiee Chewbacca, das witzige Droiden-Paar R2-D2 und C3PO bis zur schlagfertigen Prinzessin Leia und dem gnomartigen grünen Jedi-Meister Yoda. Nur durch sie ist auch das Merchandising ein Dauerbrenner.
Die Gründe für den Erfolg bei Erwachsenen gehen noch darüber hinaus. „Ich versuchte, Märchen, Mythen und Religion auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und sie dabei auf das Wesentliche zu reduzieren“, sagt Lucas. So ist die von ihm kreierte Religion der „Macht“ – „Sie umgibt uns, sie durchdringt uns, sie hält die Galaxis zusammen“ (Alec Guinness als Obi Wan Kenobi in Episode IV) – inspiriert von Hippie-Autor Carlos Castaneda, der den Ausdruck Lebenskraft benutzte. Auch der Buddhismus stand Pate. „Vergessen Du musst alles, was früher Du gelernt“, sagt Yoda, als er Luke Skywalker ausbildet. Und dieser siegt am Ende, weil er sich weigert, gegen seinen Vater zu kämpfen.
Die Filme sehen authentisch aus, weil Raumschiffe und Helme Schrammen haben, Uniformen und Umhänge auch mal schmutzig sind. „Used Future“ heißt Lucas’ Losung für den Film, der „vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis“ spielt. Und er baut sich seine eigene, neue Welt derart freizügig aus anderen Kulturen und Mythen zusammen, dass jeder darin etwas Vertrautes wiederfinden kann. Die wichtigsten Inspirationsquellen:
Mittelalter: Rittertum, Schwerter, Zauberei, Prinzessin in Not
Western: Leben im Grenzgebiet auf dem Wüstenplaneten Tatooine, Saloon-Szene in Mos Eisley
Science Fiction: Raumfahrt, fremde Welten und Lebensformen
Zweiter Weltkrieg: Von den Nazis beeinflusstes Erscheinungsbild der Imperialen, ebenso das System der rigiden Kontrolle und Menschenverachtung. Sturmtruppe hieß Hitlers Leibgarde, die Machtergreifung des Imperators ähnelt der Hitlers. Helden-Ehrung am Ende von Episode IV filmisch inspiriert von Leni Riefenstahl
Mensch gegen Maschine: Imperiums-Soldaten gleichen gesichtslosen Maschinen, Roboter-Freunde der Rebellen haben dagegen menschliche Züge. Im finalen Kampf um den Todesstern schaltet Luke den Zielerfassungscomputer ab und vertraut seinen eigenen Fähigkeiten und der „Macht“.
All dies zusammengenommen gibt Millionen Zuschauern das Gefühl, an einer gemeinsamen Mythologie teilzuhaben. Oder wie es der US-Filmprofessor und Lucas-Biograph Dale Pollock formuliert: „,Star Wars’ stieß niemanden vor den Kopf und machte jedermann zufrieden.“