Tablet Wie Unternehmen das iPad nutzen

Heute kommt das iPad 3 in die Läden. Auch viele Firmen werden das Tablet ordern. Der Flachrechner hat den Blackberry als Lieblingsspielzeug der Manager abgelöst. Sie können viele Prozesse vereinfachen, wie das Beispiel SAP zeigt.

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SAP-CIO Bussmann: „Wir können durch das iPad viele Prozesse beschleunigen“.

Oliver Bussmann kann sich ein Leben ohne iPad kaum noch vorstellen. Insbesondere Pulse hat es dem IT-Chef von SAP angetan: Mit der App scrollt Bussmann durch die neuesten Nachrichten und Blogeinträge, mit wenigen Fingerbewegungen teilt er spannende Neuigkeiten auf Twitter, merkt sie sich für seinen Blog oder leitet Links an andere SAP-Mitarbeiter weiter. „Ich kann so deutlich mehr Informationen absorbieren“, sagt Bussmann begeistert.

Der flache Rechner ist zum Lieblingsspielzeug der Manager geworden. Audi-Chef Rupert Stadler, Roland Bergers Aufsichtsratschef Burkhard Schwenker oder Telekom-Finanzchef Timotheus Höttges sind beispielsweise seit langem bekennende iPad-Fans. Nach einer Umfrage des IT-Riesen Cisco besitzen bereits 29 Prozent der Führungskräfte in Deutschland ein Tablet.

Apple-Hysterie erreicht Deutschland
Kampierender Apple-Fan in Sydney Quelle: rtr
Mit der Sonne rollte die Apple-Hysterie von Australien und Asien aus dann weiter in Richtung Westen - und erreichte Deutschland, die Schweiz und Frankreich, danach Großbritannien. Auch in den USA und Kanada beginnt am Freitagmorgen der Run auf die dritte Version des Tablet-Computers. Zu sehen ist der 23-jährige Christof Wallner aus Österreich, der nach München reiste, um das neue iPad zu ergattern. Deutschland gehört zu den Ländern, die bei neuen Produkten von Apple bevorzugt behandelt werden - im größten Teil Europas ist das Tablet noch nicht verfügbar. Deutsch ist auch eine der wenigen Sprachen, in der die Sprachsteuerung Siri vorhanden ist. Quelle: Reuters
Wie schon für seine Vorgänger bildeten sich auch für das neue iPad lange Schlangen vor den Geschäften in Tokio, Hongkong und Singapur (Foto). Quelle: dapd
Etwa 450 Menschen warteten vor einem Apple-Geschäft in Ginza in der Tokioter Innenstadt darauf, das mit einem besseren Display, schnelleren Prozessor und einer besseren Kamera ausgestattete Modell endlich in den Händen zu halten. „Ich wollte damit vor meinen Freunden angeben“, sagte ein 33-jähriger Computerspezialist vor einem Geschäft in dem angesagten Bezirk Shibuya. „Ich werde mein altes iPad 1 wohl meiner Frau geben.“ Quelle: Reuters
In Hongkong strömten die Kunden in das einzige Apple-Geschäft der Stadt. Sie hatten zuvor an einer Auslosung im Internet teilgenommen und mussten ihre Ausweise bereithalten. Damit sollte verhindert werden, dass Besucher vom Festland China, dem am schnellsten wachsenden Markt für Apple, den Hongkongern das begehrte Gerät vor der Nase wegschnappen und gleichzeitig die Mehrwertsteuer bei sich zu Hause umgehen. Der Verkaufsstart für das iPad 3 in China wurde noch nicht bekannt gegeben. Quelle: dpa
Hongkong ist eine Insel der Apple-Seligen in der Region. Wer bei der Verlosung nicht zum Zuge kam, konnte nur auf Kunden hoffen, die das neue Gerät auf dem Schwarzmarkt direkt vor dem Laden wieder verkaufen wollten. So wie dieser Mann, der aus Kasachstan nach Hongkong reiste, um das Gadget zu ergattern. „Ich wusste, wenn ich es nicht heute kaufe, könnte es in Zukunft schwierig werden“, sagte ein 33-Jähriger, der mehr als drei Stunden vor einem Apple-Geschäft in Hongkong wartete. Das Online-Kontingent ist laut Apple bereits ausverkauft, die Lieferfrist beträgt zwei bis drei Wochen. Quelle: dpa
Wie üblich wurde der Start der Produkteinführung von den Apple-Mitarbeitern zelebriert - so wie hier in Oberhausen. Quelle: dapd

Und wenn die Chefs selbst ein iPad nutzen, merken sie schnell, dass es mehr als ein Spielzeug ist, nämlich ein effizientes Werkzeug. So statten auch immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter mit iPads aus. Im Vertrieb setzen nach der Cisco-Studie hierzulande 31 Prozent der Mitarbeiter Flachrechner ein, international sind es „nur“ 21 Prozent.

Zum heutigen Verkaufsstart des iPad 3 stehen daher auch einige Firmen und Manager auf der Warteliste, denn durch die große Nachfrage kommt Apple mit der Auslieferung nicht hinterher. Wer ein iPad im Netz bestellt, muss mit zwei bis drei Wochen Wartezeit rechnen.

SAP mit 15 000 iPads weit vorn

Bei SAP wird es in Zukunft sicher auch neue iPads geben, doch der Bedarf ist in Walldorf nicht so akut, schließlich hat die Softwareschmiede bereits 15.000 Mitarbeiter damit ausgerüstet. Als SAP im April 2010 die ersten 1000 iPads verteilte, war das Unternehmen einer der Vorreiter und inzwischen liegt es auch weltweit ganz weit vorn.

Nur die US Air Force mit 18.000 und die Korea Telecom mit 32.000 Geräten haben bislang mehr iPads geordert, zeigt eine Übersicht des US-Magazins "Forbes", dass regelmäßig die Unternehmensausstattung mit Tablets verfolgt.

Wie SAP das iPad nutzt

Das kann das neue iPad
„The new iPad“ - unter diesem schlichten Namen stellte Apple-Chef Tim Cook die dritte Generation seines erfolgreichen Tablets vor. Der Markt wächst schnell - und noch immer profitiert vor allem Apple mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent. Mit dem neuen Tablet wird Apple diesen Vorsprung wohl mindestens halten können. Quelle: dapd
Wichtigste Neuerung: Endlich hat auch das iPad wie das iPhone eine „Retina-Auflösung“. Weil das Display des iPads deutlich größer ist, bedeutet das eine Vervierfachung im Vergleich zum Vorgängermodell auf erstaunliche 2048x1536 Pixel. Das ist deutlich mehr als ein Full-HD-Fernseher (1280x1080). Die Vervierfachung hat einen guten Grund: So können ältere iPads-Apps einfach die neue Größe skaliert werden, ohne dass sie verschwommen aussehen. Die Pixeldicht beträgt nun 264 Punkte pro Zoll (PPI) - bei den beiden Vorgängern waren es 132 PPI. Nur beim iPhone 4S mit dem kleineren Display sind es noch etwas mehr. Auch wer nah an das Display herangeht, kann keine einzelnen Pixel mehr erkennen. Daher der Name Retina, wie die Netzhaus des menschlichen Auges heißt. Quelle: REUTERS
Passend zum Retina-Display hat Apple dem neuen Gerät auch eine neue Fünf-Megapixel-Fotokamera spendiert, die hier von einem Apple-Mitarbeiter demonstriert wird. Die Kamera kann auch Videos in Full-HD-Qualität (1920x1080 ) aufnehmen. Die Foto-Kamera kommt mit ihren fünf Megapixel Auflösung nicht ganz an die des iPhone 4S heran, das eine Kamera mit acht Megapixel Auflösung besitzt. Quelle: dpa
Verkaufsstart ist der 16. März - auch in Deutschland. Dann auch werden Websites wie iSuppli das neue iPad auseinandernehmen und ihm die letzten Geheimnisse entlocken - zum Beispiel die Größe des eingebauten Arbeitsspeichers. Dazu machte Apple bei der Präsentation keine Angaben. Interessierte können ein iPad auf der Apple-Website vorbestellen. Quelle: dapd
Die teuerste Version des neuen iPads soll 829 US-Dollar kosten - die billigste 499 Dollar. Das ist dieselbe Preisspanne wie bislang. In Deutschland wird es die neuen iPads ab 479 Euro nur mit WLAN zu haben - also ohne den mobilen LTE-Funk. Geräte mit 4G-Funk gibt es ab 600 Euro. Das Spitzenmodell mit 4G-Funk und 64 Gigabyte Speicher für Daten und Apps kostet in Deutschland 800 Euro. Das Vorgängermodells iPad 2 gibt es ab sofort ab 400 Euro zu kaufen. Quelle: dapd
Um die Retina-Auflösung flüssig ansteuern zu können, hat Apple auch den Grafikchip kräftig aufgerüstet. Die Grafikeinheit des neuen Dual-Prozessors A5X soll um ein Vielfaches schneller sein als die seines Vorgängers. Während dem Hauptprozessor nur zwei Kerne zur Verfügung stehen, greift der Grafikchip auf vier zurück. Quelle: dapd
Damit die neue hohe Auflösung auch zur Geltung kommt, müssen die Entwickler ihre Apps anpassen. Apple selbst brachte natürlich zum Start des neuen iPads die eigenen Apps auf den neuesten Auflösungs-Standard des iPads - darunter die Office-Anwendungen Keynote, Numbers und Pages, die Podcaster- und Musik-App Garageband und das Videoprogramm iMovie. Andere Entwickler müssen nun noch nachziehen. Als weitere Neuerung kommt Apples Foto-Management-Software iPhoto vom Mac auch auf das iPad. Damit gibt Apple ein weiteres Signal, dass die Tablets den Personal Computer mit der Zeit immer unwichtiger machen. Auf dem neuen iPad kann man Fotos mit einer Auflösung von bis zu 19 Megapixeln bearbeiten - das reicht auch für anspruchsvolle Fotografen. Quelle: Reuters

SAP kann damit Kunden ideal vorführen, wie sich die eigene Software auch mobil nutzen lässt, zum Beispiel mit dem SAP BusinessObjects Explorer. Doch es gibt auch diverse andere Anwendungen. Sehr beliebt ist beispielsweise der Roambi Visualizer, eine App der Firma Mellmo, mit der man Geschäftsdaten aus SAP aber auch von IBM Cognos grafisch besonders schön aufbereiten kann.

Während die Killerapplikation auf dem Blackberry E-Mail war, sind es auf Tablets für Manager vor allem Reporting und Dashboards. Doch der Vorführeffekt bei Kunden ist für SAP nur ein Aspekt, entscheidender ist die Optimierung der eigenen Arbeit.

„Wir können dadurch viele Prozesse beschleunigen“, erklärt Bussmann. Denn ob Beschaffungsantrag oder Personalfragen, jeder Manager bekommt täglich dutzende Dinge, die er nur kurz freigeben muss. Früher setzte sich Bussmann dafür am Abend hin oder arbeitete bestimmte Dinge einmal pro Woche ab. Dank Tablet könne er vieles davon nun auch schnell zwischen zwei Terminen machen.

iPad wichtiger als Firmenwagen

Ein anderer Vorteil sei es, dass Manager viel mehr Informationen in Echtzeit zur Verfügung haben. Auch viele SAP-Vertriebler können per iPad viele Daten schon von unterwegs melden. „Sie können mit diesen Informationen auf dem iPad eine komplette Vertriebsmannschaft global steuern“, sagt Bussmann.
Da die Programme einfach zu bedienen sind, erhöht sich auch die Nutzungsfrequenz. Zudem haben verschiedene Studien gezeigt, dass eine Ausstattung mit moderner Technik wie iPads positive Auswirkungen auf die Produktivität, Innovationsfreudigkeit und Loyalität zum Unternehmen hat. Selbst wenn es darum geht umworbene Fachkräfte zu gewinnen, spielt das eine Rolle. „Einige Bewerber sagen sogar, die Ausstattung mit den passenden mobilen Geräten ist schon fast wichtiger geworden, als ein Firmenwagen“, sagt Bussmann.

Und so setzen immer mehr Unternehmen auf die flachen Geräte. Alaska Airlines gibt seinen Piloten iPads statt dicker Handbücher und Audi hat den jüngsten Geschäftsbericht extra auch als App herausgebracht. Nach Angaben von Apple haben 93 Prozent der Fortune-500-Unternehmen iPads für Angestellte gekauft oder entsprechende Pläne.

Zehn Milliarden für Apple

Die besten Apps für das iPad
Downloads und Umsatz Mobile Apps in Deutschland
Screenshot der App Zattoo Quelle: Screenshot
Screenshot der Couchfunk-App Quelle: Screenshot
Screenshot Deutschlandfunk-App Quelle: Screenshot
Screenshot App von Twitter Quelle: Screenshot
Screenshot der App Hootsuite Quelle: Screenshot
Screenshot der Flipboard-App Quelle: Screenshot

Für Apple lohnt sich das Geschäft mit den Firmenkunden. Im Vorjahr verkaufte das Unternehmen iPads im Wert von sechs Milliarden Dollar an Geschäftskunden. Nach einer Analyse von Forrester wird Apple in diesem Jahr weltweit iPads für zehn Milliarden Dollar an Unternehmen verkaufen. Im Vergleich dazu werden die Ausgaben für Windows-PCs danach 69 Milliarden betragen, für Mac-Rechner neun Milliarden Dollar.

Vor allem bei Tablets hat Apple im Unternehmensumfeld die Nase weit vorn. Nach einer Studie von ChangeWave Research planen 84 Prozent der Unternehmen, die im zweiten Quartal Tablet-Rechner kaufen, die Anschaffung von iPads. Wobei die Konkurrenz zulegt. SAP hat beispielsweise vor vier Wochen seine Systeme so erweitert, dass die Mitarbeiter auch Android-Tablets nutzen können. Die ersten 500 Samsung-Geräte sind nun im Einsatz.

Auch in Schulen und Universitäten halten die Tablets Einzug. In der Liste der größten iPad-Kunden liegen unter den ersten zwanzig die Bildungsorganisation Teach for America, die Long Island University, der McAllen School District und das Seton Hill College.

Schäuble und die Sudoku-Zensur

Beliebt ist das iPad zudem bei Politikern. Lange waren sie im Bundestag untersagt und als der FDP-Netzpolitiker Jimmy Schulz 2010 eine Rede vom iPad ablas, erhielt er noch einen Rüffel. Im November 2010 wurden die Rechner dann offiziell erlaubt, inzwischen gibt es kaum noch Abgeordnete ohne. Die Anschaffungskosten übernimmt die Bundestagsverwaltung.

Ab und an sorgen die Geräte jedoch noch für Ärger. Als Bundesfinanzminister Schäuble im Februar ausgerechnet während der Griechenland-Debatte auf seinem iPad Sudoku spielte, war die Häme groß. Selbst die Tagesschau zeigte die Bilder. Doch nach einem Anruf aus der Bundestags-Pressestelle musste die ARD die Szene aus seinem Archiv löschen. Begründet wurde die Sudoku-Zensur mit der Hausordnung des Bundestages. Denn diese untersagt die „unautorisierte Ablichtung persönlicher Unterlagen in der Weise, dass diese lesbar sind".

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