Oliver Bussmann kann sich ein Leben ohne iPad kaum noch vorstellen. Insbesondere Pulse hat es dem IT-Chef von SAP angetan: Mit der App scrollt Bussmann durch die neuesten Nachrichten und Blogeinträge, mit wenigen Fingerbewegungen teilt er spannende Neuigkeiten auf Twitter, merkt sie sich für seinen Blog oder leitet Links an andere SAP-Mitarbeiter weiter. „Ich kann so deutlich mehr Informationen absorbieren“, sagt Bussmann begeistert.
Der flache Rechner ist zum Lieblingsspielzeug der Manager geworden. Audi-Chef Rupert Stadler, Roland Bergers Aufsichtsratschef Burkhard Schwenker oder Telekom-Finanzchef Timotheus Höttges sind beispielsweise seit langem bekennende iPad-Fans. Nach einer Umfrage des IT-Riesen Cisco besitzen bereits 29 Prozent der Führungskräfte in Deutschland ein Tablet.
Und wenn die Chefs selbst ein iPad nutzen, merken sie schnell, dass es mehr als ein Spielzeug ist, nämlich ein effizientes Werkzeug. So statten auch immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter mit iPads aus. Im Vertrieb setzen nach der Cisco-Studie hierzulande 31 Prozent der Mitarbeiter Flachrechner ein, international sind es „nur“ 21 Prozent.
Zum heutigen Verkaufsstart des iPad 3 stehen daher auch einige Firmen und Manager auf der Warteliste, denn durch die große Nachfrage kommt Apple mit der Auslieferung nicht hinterher. Wer ein iPad im Netz bestellt, muss mit zwei bis drei Wochen Wartezeit rechnen.
SAP mit 15 000 iPads weit vorn
Bei SAP wird es in Zukunft sicher auch neue iPads geben, doch der Bedarf ist in Walldorf nicht so akut, schließlich hat die Softwareschmiede bereits 15.000 Mitarbeiter damit ausgerüstet. Als SAP im April 2010 die ersten 1000 iPads verteilte, war das Unternehmen einer der Vorreiter und inzwischen liegt es auch weltweit ganz weit vorn.
Nur die US Air Force mit 18.000 und die Korea Telecom mit 32.000 Geräten haben bislang mehr iPads geordert, zeigt eine Übersicht des US-Magazins "Forbes", dass regelmäßig die Unternehmensausstattung mit Tablets verfolgt.
Wie SAP das iPad nutzt
SAP kann damit Kunden ideal vorführen, wie sich die eigene Software auch mobil nutzen lässt, zum Beispiel mit dem SAP BusinessObjects Explorer. Doch es gibt auch diverse andere Anwendungen. Sehr beliebt ist beispielsweise der Roambi Visualizer, eine App der Firma Mellmo, mit der man Geschäftsdaten aus SAP aber auch von IBM Cognos grafisch besonders schön aufbereiten kann.
Während die Killerapplikation auf dem Blackberry E-Mail war, sind es auf Tablets für Manager vor allem Reporting und Dashboards. Doch der Vorführeffekt bei Kunden ist für SAP nur ein Aspekt, entscheidender ist die Optimierung der eigenen Arbeit.
„Wir können dadurch viele Prozesse beschleunigen“, erklärt Bussmann. Denn ob Beschaffungsantrag oder Personalfragen, jeder Manager bekommt täglich dutzende Dinge, die er nur kurz freigeben muss. Früher setzte sich Bussmann dafür am Abend hin oder arbeitete bestimmte Dinge einmal pro Woche ab. Dank Tablet könne er vieles davon nun auch schnell zwischen zwei Terminen machen.
iPad wichtiger als Firmenwagen
Ein anderer Vorteil sei es, dass Manager viel mehr Informationen in Echtzeit zur Verfügung haben. Auch viele SAP-Vertriebler können per iPad viele Daten schon von unterwegs melden. „Sie können mit diesen Informationen auf dem iPad eine komplette Vertriebsmannschaft global steuern“, sagt Bussmann.
Da die Programme einfach zu bedienen sind, erhöht sich auch die Nutzungsfrequenz. Zudem haben verschiedene Studien gezeigt, dass eine Ausstattung mit moderner Technik wie iPads positive Auswirkungen auf die Produktivität, Innovationsfreudigkeit und Loyalität zum Unternehmen hat. Selbst wenn es darum geht umworbene Fachkräfte zu gewinnen, spielt das eine Rolle. „Einige Bewerber sagen sogar, die Ausstattung mit den passenden mobilen Geräten ist schon fast wichtiger geworden, als ein Firmenwagen“, sagt Bussmann.
Und so setzen immer mehr Unternehmen auf die flachen Geräte. Alaska Airlines gibt seinen Piloten iPads statt dicker Handbücher und Audi hat den jüngsten Geschäftsbericht extra auch als App herausgebracht. Nach Angaben von Apple haben 93 Prozent der Fortune-500-Unternehmen iPads für Angestellte gekauft oder entsprechende Pläne.
Zehn Milliarden für Apple
Für Apple lohnt sich das Geschäft mit den Firmenkunden. Im Vorjahr verkaufte das Unternehmen iPads im Wert von sechs Milliarden Dollar an Geschäftskunden. Nach einer Analyse von Forrester wird Apple in diesem Jahr weltweit iPads für zehn Milliarden Dollar an Unternehmen verkaufen. Im Vergleich dazu werden die Ausgaben für Windows-PCs danach 69 Milliarden betragen, für Mac-Rechner neun Milliarden Dollar.
Vor allem bei Tablets hat Apple im Unternehmensumfeld die Nase weit vorn. Nach einer Studie von ChangeWave Research planen 84 Prozent der Unternehmen, die im zweiten Quartal Tablet-Rechner kaufen, die Anschaffung von iPads. Wobei die Konkurrenz zulegt. SAP hat beispielsweise vor vier Wochen seine Systeme so erweitert, dass die Mitarbeiter auch Android-Tablets nutzen können. Die ersten 500 Samsung-Geräte sind nun im Einsatz.
Auch in Schulen und Universitäten halten die Tablets Einzug. In der Liste der größten iPad-Kunden liegen unter den ersten zwanzig die Bildungsorganisation Teach for America, die Long Island University, der McAllen School District und das Seton Hill College.
Schäuble und die Sudoku-Zensur
Beliebt ist das iPad zudem bei Politikern. Lange waren sie im Bundestag untersagt und als der FDP-Netzpolitiker Jimmy Schulz 2010 eine Rede vom iPad ablas, erhielt er noch einen Rüffel. Im November 2010 wurden die Rechner dann offiziell erlaubt, inzwischen gibt es kaum noch Abgeordnete ohne. Die Anschaffungskosten übernimmt die Bundestagsverwaltung.
Ab und an sorgen die Geräte jedoch noch für Ärger. Als Bundesfinanzminister Schäuble im Februar ausgerechnet während der Griechenland-Debatte auf seinem iPad Sudoku spielte, war die Häme groß. Selbst die Tagesschau zeigte die Bilder. Doch nach einem Anruf aus der Bundestags-Pressestelle musste die ARD die Szene aus seinem Archiv löschen. Begründet wurde die Sudoku-Zensur mit der Hausordnung des Bundestages. Denn diese untersagt die „unautorisierte Ablichtung persönlicher Unterlagen in der Weise, dass diese lesbar sind".