Herr Bendzko, erfolgreiche Menschen werden immer nach ihrem Erfolgsrezept gefragt. Schießen Sie los.
Tim Bendzko: Mein Erfolgsrezept ist, das ich keines habe. Ich will nicht wissen, wie man den perfekten Song schreibt. Für mich ist Musik dann gut und erfolgreich, wenn ich dem Musiker jedes Wort glaube. Das war auch die Prämisse meines neuen Albums: es so zu machen, wie ich es für richtig halte.
Kritiker behaupten, dass Ihr zweites Album kommerziell gefloppt sei ...
Lustig, oder? Dabei war es eines der erfolgreichsten Alben 2013. Man wird in den vergangenen zehn Jahren nicht so viele Alben finden, denen das gelungen ist. Was lernt man daraus? Was andere Leute als Misserfolg werten, muss einem irgendwann egal sein.
Und wie gehen Sie mit Schulterklopfern um?
Ähnlich. Wichtig ist, dass man Erfolg für sich selbst definiert. Wenn einem 100 Leute auf die Schulter klopfen und man von 100 Leuten gesagt bekommt, dass man nichts kann, muss das gleichsam wertlos sein. Entscheidend ist, ob man selbst zufrieden ist.
Das dritte Album gilt für Musiker oft als richtungsweisend. Macht Sie das nervös?
„Immer noch Mensch“ ist das Album, welches am Ende definiert, was ich kann. Deswegen bin ich auch verhältnismäßig entspannt, weil ich weiß: Ich habe die bestmögliche Leistung abgeliefert. Wenn das nicht funktioniert, dann ist es bitter, aber ich kann es nicht besser.
Bücher, TV, Streaming? Diese Medien finden die Deutschen unverzichtbar
Nur wenige Erwachsene in Deutschland können sich ein Leben ohne Bücher oder Fernsehen vorstellen. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur aus dem Januar 2016. Andere Unterhaltungsmedien hielten die Befragten dagegen eher für entbehrlich.
Nur eine Minderheit von 13 Prozent der Befragten findet gedruckte Bücher verzichtbar. Elektronische Bücher (zum Beispiel Kindle oder Tolino) halten 41 Prozent für verzichtbar.
14 Prozent der Befragten können sich ein Leben ohne das klassische Fernsehen vorstellen.
Schon wesentlich mehr können sich vorstellen, auf Musik-CDs zu verzichten: Rund ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten fand CDs verzichtbar. Hörbücher auf physischen Tonträgern wie CDs spielen für 46 Prozent keine allzu wichtige Rolle.
Ein Leben ohne Kinobesuche ist für 23 Prozent vorstellbar.
Auf Spielfilme oder Serien von DVD würden 24 Prozent der Befragten verzichten.
Weniger wichtig finden die Erwachsene laut der YouGov-Umfrage Online-Videotheken. 38 Prozent könnten ohne das Streaming von Serien und Filmen (etwa via Netflix, Amazon, Maxdome, Watchever) leben, 40 Prozent ohne Musik-Streaming (zum Beispiel via Spotify oder Apple).
Eindeutig ist die Tendenz, wenn man nach den Altersgruppen schaut: So finden bei den 18- bis 24-Jährigen immerhin 21 Prozent das Fernsehen verzichtbar, bei den Menschen über 55 sind es dagegen nur 10 Prozent.
Film-Streaming finden dagegen die Leute ab 55 kaum relevant: 50 Prozent können darauf verzichten, wie sie angaben. Bei den Jüngeren (zwischen 18 und 24 Jahren) sind es dagegen nur 27 Prozent, die es missen könnten. In der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre sind es sogar nur 24 Prozent
Wann stand für Sie fest, dass Sie Musiker werden wollen?
Das wollte ich eigentlich schon immer. So richtig los ging es bei mir allerdings erst im Jahr 2009, als ich einer von 14 Gewinnern eines Gesangswettbewerbs wurde. Das war für mich ein ganz entscheidender Punkt, weil ich da auf der Berliner Waldbühne stand und für mich die Frage final beantworten konnte, ob ich nun Musik mache, weil die Leute klatschen oder weil ich das innere Bedürfnis danach habe.
Fühlten Sie sich vor 22.000 Zuschauern sofort in Ihrem Element?
Ganz im Gegenteil. Als ich auf die Bühne kam, hat mir das zunächst einen riesigen Respekt eingejagt.
Wie ging es danach weiter?
Der Auftritt hat mir zunächst mal gar nichts weiter eingebracht außer der Erkenntnis, mich komplett auf die Musik konzentrieren zu wollen. Kurze Zeit später erkrankte ich an einer Stimmbandentzündung. Ich hatte damals noch einen festen Job als Auto-Auktionator.
Wie kamen Sie denn daran?
Ein Freund arbeitete in einem Auto-Auktionshaus. Für die Musik war es damals noch zu früh, und eine Ausbildung oder ein anderes Studium zu beginnen hatte nicht so richtig Sinn. Also habe ich angefangen, als Aushilfe in dem Auktionshaus zu arbeiten. Nach etwa zwei Monaten hat es mich derart gelangweilt, Autos hin- und herzufahren, dass ich meinen Chef gefragt habe, ob ich denn nicht auch auktionieren könnte. Nach ein paar Monaten Training stand ich auf dem Podium und habe auktioniert.
Da ist eine Stimmbandentzündung natürlich schlecht ...
Ich sah sie als Signal, mit meinem Job aufzuhören, weil ich mir sonst durch das viele Sprechen auf den Auktionen meine Stimmbänder ruiniert hätte. Also kündigte ich, um mich auf Musik zu konzentrieren.
Ganz schön mutig.
Genauso war es. Absurderweise stand ich gerade vor einer Gehaltserhöhung, als ich die Kündigung einreichte. Meine Mutter dachte, ich sei total übergeschnappt. Aber eigentlich war es für meine Familie keine große Überraschung, die wusste, dass ich schon immer Profimusiker werden wollte.