Tim Bendzko „Plan B ist eine Ausrede“

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Vorschuss für hochwertiges Essen

Hat das Überwindung gekostet?
Nicht wirklich. Ich war damals 24, hatte keinerlei Verpflichtungen, keine Kinder. Das Risiko war also überschaubar. Wäre ich damals zweifacher Vater gewesen, hätte ich meinen Job niemals gekündigt.

Wie hat Ihr Chef reagiert?
Grandios, wirklich. Ich erklärte ihm, dass ich das mit der Musik jetzt einfach machen muss. Das fand der so stark, dass er mir anbot, wieder einsteigen zu können, sollte es mit der Musikkarriere nicht funktionieren.

Klingt nach einem guten Plan B.
Wenn man als Künstler Erfolg haben möchte, darf es keinen Plan B geben. Plan B ist nichts anderes als eine Ausrede. Das Fatale an einem Plan B ist, dass du früher oder später bei ihm landen wirst. Mal abgesehen davon: Mein Ego hätte es natürlich niemals verkraftet, bei meinem Exchef wieder auf der Matte zu stehen, um in meinen alten Job zurückzukehren. Zum Glück musste ich auf das Angebot nie zurückgreifen. Nur ein paar Monate später unterschrieb ich meinen ersten Plattenvertrag, danach ging dann alles ziemlich schnell.

Was haben Sie sich von dem ersten Vorschuss Ihrer Plattenfirma gegönnt?
Nichts. Mit dem ersten Vorschuss habe ich meine Platte produziert. Es ist eine unendliche Geschichte mit den Vorschüssen. Kaum erhält man sie, geht der Großteil auch wieder fürs nächste Album drauf.

Wofür geben Sie gerne Geld aus?
Für qualitativ hochwertiges Essen. Ich esse einfach gerne gesund und würde es niemals vor mir selbst rechtfertigen können, irgendwann im Krankenhaus zu landen, weil ich mit meiner Gesundheit herumgeschludert habe. Ich kann nur Höchstleistung in meinen Beruf erbringen, wenn ich körperlich topfit bin, vernünftig mit mir und meinem Wohlbefinden umgehe. Aus diesem Grund rauche ich nicht und nehme keine Drogen, weil das alles Dinge sind, die irgendwann zurückkommen.

Gehen Sie auch genauso vernünftig mit Ihrem Geld um?
Im Großen bin ich weitsichtig, im Kleinen aber genauso unvernünftig. Ich würde mir niemals spontan ein Auto kaufen. Meine bisher größte Anschaffung ist geradezu lächerlich im Vergleich zu dem, wofür manch ein Profisportler sein Geld ausgibt.

Protzige Autos zum Beispiel. Welches Auto fahren Sie?
Ich besitze kein Auto, das ist für mich auch kein Statussymbol. Ich würde mich einfach nicht gut dabei fühlen, 100.000 Euro für ein Auto auszugeben. Das kriege ich nicht übers Herz, dafür bin ich dann doch zu sehr Ossi (lacht).

Wann geht Ihnen das Geld denn locker aus der Hand?
Wenn ich heute beschließen sollte, das mein iPhone silber und nicht mehr schwarz sein soll, hält mich nichts auf. Dann kaufe ich mir das einfach. Bis zu einer gewissen Grenze sind solche Ausgaben ja auch in Ordnung. Ich finde es genauso komisch, wenn man bei einem guten Einkommen bei allem knauserig ist. Manchmal macht es einfach Spaß, Geld für dumme Sachen auszugeben.

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