Ungezwungener Freitag

Bitte mehr Mut in der Mitte

Lin Freitag
Lin Freitag Stellvertretende Ressortleiterin Erfolg

Gürtel sind für viele nur Mittel zum Zweck. Zeit für mehr Mut in der Körpermitte.

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Gürtel Quelle: dpa

Die Mitte hat es – gesellschaftspolitisch betrachtet – derzeit schwer. Niemand mag mehr eine Mehrheitsmeinung haben, viel beliebter ist ein Schwenk nach links oder rechts. Ähnlich verhielt es sich lange mit der Mitte unseres Körpers. Stets überstrahlt von oben oder unten, durch Oberteil, Hose oder Rock, wurde der Taille in der Frauenmode zuletzt in den Fünfzigerjahren volle Aufmerksamkeit geschenkt. Bei den Männern ist die Mitte durch das obligatorische Hemd-in-den-Hosenbund-Stopfen zwar stets präsent, aber nicht geliebt. Und: stark reglementiert.

In der vergangenen Woche zum Beispiel stürmte ein Kollege morgens ins Büro, verkündete, er habe ganz furchtbar schlechte Laune und zeigte erst auf Schuh, dann auf Gürtel. An seinen Füßen: dunkelbraunes Glattleder, in der Körpermitte: schwarzes Veloursleder. Das Baby hatte noch geschlafen, es war dunkel im Schlafzimmer, schon war das Malheur passiert.

Mit passendem Gürtel zum Schuh liegt man immer richtig

Aber war der Anlass zur Sorge überhaupt noch berechtigt? Oder gehört die farbliche Synchronisation von Gürtel und Schuh nicht in längst vergangene Zeiten, in denen zu einem korrekten Outfit auch noch der Hut gehörte? Heute sind Sneaker im Büro kein Problem mehr, und die Aktentasche musste längst dem Rucksack weichen. Hatte doch unlängst sogar der Daimler-Chef verkündet, keine Krawatten mehr zu mögen. Sollte es da nicht auch in Ordnung sein, wenn der Gürtel nicht zum Schuh passt? Die Antwort – ein beherztes Jein.

So kleiden Sie sich richtig

Wer sich selbst zu den modischen Draufgängern zählt, kann dieses Experiment wagen. Aber: Ein schwarzer Veloursledergürtel zum dunkelbraunen Glattlederschuh ist nicht mutig, sondern wirkt wie ein Versehen. Anders verhält es sich, wenn zum genannten Schuh ein zitronengelber Hosenhalter kombiniert wird – das muss Absicht sein. Wer die Sicherheit liebt, bleibt jedoch den gängigen Regeln treu: feiner Gürtel zum feinen Schuh, Veloursleder zu Veloursleder, Braun zu Braun, silberne Schnalle zur silbernen Uhr, Cowboy-Schnalle zum gleichnamigen Stiefel.

Eine weitere heikle Frage: Logo – ja oder nein? Der Hermès-Gürtel mit H-Schnalle ist zwar ein Klassiker, aber mit Ansage. Er schreit der Welt ins Gesicht, Stil und Geld zu besitzen. Wem das zu laut ist, der verzichtet besser auf solche Devotionalien des Luxus. Man wird sein Geld auch anders los. Zum Beispiel für einen aus mehrfarbigem Leder geflochtenen Gürtel der Marke Anderson. Frauen werden bei Tomas Maier, Isabel Marant, Barbara Bui oder bei Aigner fündig. Obwohl: Vielleicht vergessen Sie Letzteres gleich wieder. Der Frühling ist eine gute Zeit, um eine buntere, extravagante Mitte zu begründen – dann muss auch niemand mehr nach oben oder unten, links oder rechts abwandern.

Geht gut: aus azurblauem Wildleder, in Zitronengelb, Grasgrün oder Feuerrot.

Geht gar nicht: allzu schmale, langweilige Modelle aus schwarzem Glattleder.

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