Virales Marketing – also Werbung, die sich vor allem im Internet wie das sprichwörtliche Virus ausbreitet – könnte die Marketingexperten in Unternehmen und Organisationen von ihren Sorgen befreien. Denn die Botschaften bleiben viel eher haften, wenn die Kunden Artikel auf Facebook, Texte bei Twitter oder Videos bei YouTube nicht nur einmal ansehen – sondern sie an Freunde, Bekannte, Kollegen weiterleiten und zur massenhaften Verbreitung empfehlen. Nach dem Motto: „Das musst du sehen!“
Etwa das aktuelle Video der Pflegemarke Nivea zum Muttertag. Darin schildert ein kleiner Junge, der noch nicht sprechen kann, seine Gedanken und vor allem die Liebe zu seiner Mutter. Der Spot rührt derzeit nicht nur Zuschauer zu Tränen, sondern reißt auch Internet-Nutzer zu begeisterten Kommentaren hin – vor allem, weil er nicht plump auf die Produkte des Kosmetikkonzerns aufmerksam macht.
Wie sich Viralmarketing am stärksten verbreitet
suchen gezielt nach den Spots im Internet.
Quelle: Ketchum Pleon
finden sie in sozialen Netzwerken auf den Profilen ihrer Kontakte.
der Internet-Nutzer erhalten Online-Werbung von Freunden via E-Mail.
Oder das Filmchen des südkoreanischen Elektronikkonzerns LG Electronics. Um die Qualität seiner Displays zu demonstrieren, installierte das Unternehmen direkt vor den Stehklos einer Männertoilette Bildschirme auf Augenhöhe. Darauf rekeln sich Models – und schauen den Männern scheinbar plötzlich beim Wasserlassen zu. Einige Reaktionen in der präparierten Pipibox hat der Elektronikkonzern aufgezeichnet und als Videokampagne ins Netz gestellt. Damit sammelte er nicht nur bei Hunderttausenden Internet-Usern Sympathiepunkte, sondern sorgte gleichzeitig für einen Pressewirbel mit Werbewert in Millionenhöhe.
Auch die Kampagne Kony 2012, mit der die Hilfsorganisation Invisible Children im März vergangenen Jahres auf die Greueltaten des ugandischen Kriegsverbrechers Joseph Kony aufmerksam machte und zu seiner Verhaftung aufrief, war ein viraler Erfolg. Zwar ist der Anführer der „Lord’s Resistance Army“ immer noch flüchtig. Doch immerhin verhalf das Video der Organisation dazu, in 2012 umgerechnet etwa 25 Millionen Euro an Spenden einzunehmen.
Millionen Fans gewonnen hat in wenigen Tagen auch die „Tonight Show“ des legendären US-TV-Talkers Jay Leno – mit einem Video an einer Tankstelle. Dort durfte der Amerikaner Will Sims seinen Wagen kostenlos befüllen. Zum Dank ließ er sich zu einem spontanen Karaoke-Auftritt überreden. Seine Interpretation des Rockklassikers „Living on a Prayer“ wurde auf YouTube seitdem knapp zehn Millionen Millionen Mal geklickt. Selbst die Aufzeichnung von Sims anschließendem Auftritt in Lenos Show zählt inzwischen fast zwei Millionen Zugriffe.
Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass solche Phänomene in Zukunft eher zur Regel werden als Ausnahme bleiben. Denn die potenzielle Zielgruppe ist größer denn je. Facebook hat allein in Deutschland bereits 25 Millionen aktive Nutzer. 13 Millionen Deutsche sind im Netz Fan einer Marke oder eines Produkts, ergab vor wenigen Monaten eine repräsentative Umfrage des Branchenverbands Bitkom. Einerseits.
Andererseits versanden auch viele Kampagnen im Netz-Nirwana. 50 Prozent aller YouTube-Videos haben unter 500 Abrufen, weniger als ein Prozent wird mehr als eine Million Mal geklickt.