Jacques Lacan und der Mensch als Pilger
Der Psychoanalytiker Jacques Lacan definiert das Wesen des Menschen als das eines Pilgers, der von der Ebene des Bedürfnisses, wo alle nur für ihn da sein müssen, durch die Wüste geht, den Mangel kennt und den Verzicht leistet bis er zur Ebene des Verlangens kommt. Dort lernt er, dass er deswegen nach dem Anderen verlangt, weil dieser anders ist als er, weil dieser etwas hat, was er nicht hat, weil er den Anderen gerade in diesem Anderssein bejahen, ihn lieben kann, weil er ihn nicht mehr zu besitzen braucht.
Auch diese Botschaft finden wir in einem berühmten Film: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Der Reporter, der gezwungen ist, den immer gleichen Tag immer wieder zu durchleben, muss den Weg durch den Regen gehen und lernen, was mit Liebe gemeint ist, erkennen, dass es um den Anderen geht und um den Respekt vor dessen Anderssein.
Teilhard de Chardin und der Sinn der Evolution
Pierre Teilhard de Chardin beschreibt die Evolution als einen von einer Kraft getriebenen Prozess, der von der Materie über das Leben bis zum Geist führt, also zu immer mehr Komplexität. Im menschlichen Großhirn, von der Evolution hervorgebracht, erkennt die Evolution sich selbst, wird sich ihres Anliegens bewusst, nämlich Komplexität zu erzeugen und Geist hervorzubringen. Von jetzt an, mit der Entstehung des Geistes auf der Basis des menschlichen Großhirns, wird die Weiterführung der Evolution in die Verantwortung des Menschen gelegt. Von jetzt an kann jeder sich daran beteiligen, mehr Geist hervorzubringen, bessere Gespräche, offenere Diskussionen, friedlichere Atmosphäre, gerechtere Entscheidungen, und letztlich mehr Liebe.
Teilhards Botschaft: Es liegt ein Sinn in der Evolution. Er besteht darin, mehr Geist hervorzubringen, jeder an seiner Stelle, und Verantwortung zu tragen.
Weihnachten
Weihnachten ist ein Fest, dem sich zu entziehen schwerfällt. Trotz Zeitdruck, Konsumpflicht und Traditionsroutine behält es etwas Besinnliches.
In unserem christlichen Kontext bedeutet Weihnachten die Zusage, dass es mit dieser Welt nicht mehr schiefgehen kann, dass die Menschheit nicht mehr grundsätzlich scheitern kann. Weihnachten begründet einen unerschütterlichen Optimismus.
Aber dieser Optimismus ist nicht naiv. Wenn von Sünde die Rede ist, dann meint dies, dass etwas geschehen ist, was so nicht vorgesehen war, ein Unglück, das uns alle betrifft und das mit uns allen zu tun hat. Dieser Optimismus ist nicht blind.
Das zentrale Zeichen im Christentum ist das Kreuz. Es bedeutet, dass es in dieser Welt das Absurde gibt – das unheimlich Absurde. Aber nach Karfreitag feiern wir Ostern mit der Botschaft, dass das Absurde nicht das letzte Wort ist, dass am Ende nicht das Unsinnige steht, sondern dass geheilt wird, was krank ist, und dass es eine geistige Kraft gibt, die stärker ist. Dieser Gedanke taucht auch in einem Lied von Leonard Cohen auf, wo es heißt,
There is a crack
in everything
That's how the light
gets in