Werner knallhart

Mein schönster Urlaubs-Flop: Mietwagen-Nepp in Spanien

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Außergewöhnlich schlecht informiert

Wir riefen dort verdammt noch mal an. Die Agentur saß in London und hatte schon seit 14 Uhr Feierabend.

Ich ging zurück an den Schalter des Bösen: "Der Fiat hätte bei der Online-Buchung fast die Hälfte gekostet. Jetzt bieten Sie uns den als gleichwertigen Ersatz an."

"Oder einen SUV. Der ist normal viel teurer. Und außerdem ist es doch egal. Das Wetter soll die ganze Woche über sowieso scheiße werden."

Ich unterstellte zu Gunsten des Frechdachses, dass er womöglich kein unverschämter Lügner, sondern einfach nur außergewöhnlich schlecht informiert war. Die Wettervorhersage zeigte Sonne, Sonne, Sonne.

"Wir! Wollen! Ein! Cabrio! Wenn Sie ein Paar Schuhe kaufen wollen, hilft es Ihnen auch nichts, wenn Ihnen der Verkäufer zum gleichen Preis einen doppelt so wertvollen Hut andrehen will."

Von der Seite sprang eine junge Mitarbeiterin von etwa 24 Jahren ihrem Kollegen zur Seite: "Señor! Das ist Spanien hier. Akzeptieren Sie es!"

Warum hatten bei der dramatischen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien ausgerechnet diese Leute einen Job?

"Ziehen Sie nicht Ihr schönes Land in den Schmutz. Ihre Firma ist das Problem. Jetzt sagen Sie mal ehrlich: Finden Sie Ihr Vorgehen fair?"

"Nein. Aber ich kann es nicht ändern."

"Wer ist der Chef hier?"

Eine zweite Kollegin kam plötzlich dazu: "Der arbeitet heute nicht."

"Können Sie uns denn weiter helfen?"

"Nein."

"Geben Sie mir dann bitte mal die Kontaktdaten von Ihrem Chef. Dann rufe ich den an."

"Nein. Das darf ich nicht."

"Wie heißen Sie?"

"Silvia."

"Und weiter?"

"Das dürfen wir nicht sagen."

Zwei von fünf Sternen

Achselzucken und lauter leere Gesichter. Meins eingeschlossen.

Ich versuchte in aller Eile, meine Rechte als EU-Verbraucher im Kopf zu überschlagen. Aber dann dämmerte es mir: Ich war in einer spanischen Autovermietung. Oh Gott! In meinem Kopf nur Dunkelheit und Ödnis.

Hier griff jetzt das oberste Autovermieter-Gesetz: "Wenn du dein Gepäck nicht zu Fuß durch den Staub ziehen willst, fährst du, was noch auf'm Hof parkt." Bei OK Rent a Car nennt man das "Optionen".

Wir nahmen den Audi. Und holten später nach, was wir zu Hause wohl nicht akribisch genug gemacht hatten: Wir lasen die Online-Bewertungen anderer Kunden. Zwei von fünf Sternen im Schnitt. Reihenweise Beschwerden über vor Ort plötzlich dazu zu buchende Versicherungen.

Hihi! Diese Masche haben sie sich bei uns nicht mehr getraut. 1 zu 0 für uns blöde Touris. Ich überlegte ernsthaft, den Triumph mit einem Eimer Sangria zu begießen.

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