Werner knallhart

Job-Kleidung im Sommer: Weg mit dem alten Dresscode!

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Von Eleganz auf Kompetenz schließen

Gut, bei persönlichem Kundenkontakt kann man sich ja noch ein Shirt überwerfen. Aber im Ernst: Dass wir einen Dresscode erwarten, liegt doch alleine daran, dass wir es nicht anders gewohnt sind. Aber profitieren tun wir Kunden von einem Dresscode unter unseren Bankangestellten nicht. Im Gegenteil. Würde sich unser persönliches Gegenüber so herausputzen, wie er es selber am liebsten täte, dann offenbarte er damit eine spannende Facette seiner Persönlichkeit. Wir würden unseren Dienstleister besser durchschauen.

Das bedeuten Dresscodes für Frauen
Baseline Casual für Frauen Quelle: Peek&Cloppenburg
Casual Quelle: Peek&Cloppenburg
Smart Casual Quelle: Fotolia
Business CasualWenn auf der Einladung von Business Casual die Rede ist, greifen Frauen am besten zum dunklen Kostüm, einem Hosenanzug oder einem Etui-Kleid. Der Rocksaum sollte das die Knie umspielen. Ein Minirock ist bei Business Casual genauso unangebracht, wie ein bodenlanger Rock. Jeans sind übrigens auch tabu: Wer keinen Hosenanzug besitzt und Röcke nicht mag, trägt eine dunkle Bundfaltenhose. Dieser Dresscode ist meistens bei Geschäftsessen oder Geschäftsreisen gefragt und hat eine repräsentative Funktion. Quelle: Fotolia
Business AttireBusiness Attire, Day Informal oder Tenue de Ville bedeutet, dass Sie Geschäftskleidung tragen sollten, obwohl Sie sich nicht im Büro befinden. Gefordert wird dieser Dresscode häufig bei Geschäftsreisen, bei Treffen mit Geschäftspartnern oder bei Business-Veranstaltungen im Allgemeinen. Frauen tragen also ein klassisches Kostüm oder einen Hosenanzug in Dunkelblau, Dunkelgrau, Anthrazit oder Schwarz. Dazu passt eine Bluse mit langen Ärmeln in Weiß, Hellblau oder Rosa. Alternativ geht auch ein förmliches Kleid, dessen Saum aber das Knie bedecken muss. Quelle: Fotolia
Black Tie / Cravate Noire Quelle: AP
White Tie / Cravate BlancheMänner tragen Frack mit weißer Fliege, Frauen sollen pompöse Abendkleider tragen. Und was ist mit den Herren? >>Das bedeuten Dresscodes für Männer Quelle: dpa

Wer sich als Kunde aber einen Dresscode wünscht, gibt sich freiwillig der Manipulation hin. Er sieht einen optisch genormten Mitarbeiter. Davon profitiert allein die Bank. Sie muss weniger Angst haben, dass sich ein Mitarbeiter durch seine Optik als Außenseiter zu erkennen gibt.

Und so werden auch die Bankhäuser herunter gekühlt. Damit wir Kunden weiter von hochgeschlossener Eleganz auf Kompetenz schließen.

Das gilt für Banken und Versicherungen genauso wie für viele Fernsehmagazine, Reisebüros, für Behörden und Autohäuser.

Darauf sollten Sie beim Anzug achten

Wobei: hochgeschlossen. Von wegen. Hochgeschlossen gilt ja nur für die Herren. Während Klaus Kleber mit Anzug, weißem Hemd und Krawatte moderiert, darf Gundula Gause sommerlich frisch im Kurzarm-Top.

Wo bleibt da die Gleichberechtigung der Geschlechter? Warum dürfen Frauen lockerflockig und wir Männer müssen uns zuschnüren? Weil die Arbeitswelt immer noch männlich geprägt ist. Frauen dürfen gerne Haut zeigen. Gegen den tristen Arbeitsalltag. Und den Männern bleibt die körperliche Rivalität erspart. Muskulöser Bizeps und Bierwampe bleiben gleichermaßen verborgen.

Sympathisches Fortbildungs-Angebot

Kein Wunder, dass mitunter selbst dort ein strenger Business-Dresscode herrscht, wo Mitarbeiter keinen Kundenkontakt haben. Denn warum sollte ein Geschäftsführer an Strahlkraft einbüßen, bloß weil die studentischen Aushilfen die Zeit haben, dreimal pro Woche ins Fitnessstudio zu rennen?

Es sind also allesamt niedere Beweggründe, die den altertümlichen Dresscode rechtfertigen. Blendung, Neid und modische Geschmacklosigkeit.

Wäre es nicht schöner, man ließe die Mitarbeiter einfach gewähren? Einzige Maxime: Überlege dir, ob dein Outfit dir selber gut zu Gesicht steht. Oder zu deinen von Krampfadern überzogenen Waden. Ein kleiner Online-Kurs mit Typ-Beratung wäre doch ein sympathisches Fortbildungs-Angebot.

Denn ein Dresscode allein hilft letztendlich auch nicht, andere vor Unansehnlichkeiten zu bewahren. Gehen Sie mal ins Baden-Badener Spielcasino. Dort herrscht Hemd- und Sakko-Pflicht. Eine Krawatte ist zumindest gewünscht. Sie sollten mal sehen, wie da die braungebrannten Senioren in ihren Konfirmationsanzügen herum kreuzen. Mit einem Schlips, der am Brustbein endet. Dann doch lieber aufrichtige Jeans und T-Shirt. Da fühlen sich doch alle wohler. Machen wir uns nichts vor.

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