Würden nicht die Löwen, sondern wir Menschen Giraffen verzehren, wäre alles kein Thema. Aber wir essen doch nun einmal keine Tiere aus der afrikanischen Steppe! Außer Strauß. Weil das ja was anderes ist. Irgendwie.
Sobald es um lecker geht und nicht mehr um niedlich, bleibt die große Masse der Tierfreunde stumm. Klar, denn bei der Massentierhaltung geht es schließlich um den Vorteil für uns Menschen. Anders als ein Zoodirektor braucht der Inhaber eines Schlachthauses deshalb keine Angst vor einem Shitstorm zu haben, wenn er Tausende Tiere pro Tag schlachtet. Würde der Zoodirektor von Kopenhagen eines Tages in blinder Raserei sämtliche Tiere seines Zoos abschlachten, einfach so, dann wären an diesem Tag weit weniger Tiere umgekommen, als Tag für Tag für Tag in einem mittelgroßen Schlachterei-Betrieb. Aber es wären eben Tiere tot, die den Tod irgendwie nicht verdient haben.
Den Tod verdient haben nach Ansicht von uns Konsumenten offenbar jeden Tag rund 130.000 niedliche kleine Hühnerküken. Weil sie männlich sind. Die setzen kaum Fleisch an. Die lohnen sich nicht. Die werden dann einfach vergast oder geschreddert. Und dann weggeschmissen. Jeden Tag 130.000. Das geht. Weil es ja nicht im Zoo passiert. Würden täglich 130.000 Vögel bei der Kollision mit Windkraftanlagen verenden, die Energiewende stünde wohl vor dem Aus.
Viele halten es für inakzeptabel, wie im Osten Europas verwilderte Hunde eingefangen und getötet werden. Zuvor hatte einer einem Kind auf der Straße ins Gesicht gebissen. Die armen Hunde, heißt es.
Schweinen zerbrechen unter ihrem Mastgewicht regelmäßig die Schultergelenke. Dann warten sie tagelang unter Schmerzen und mit gesenktem Kopf in ihren Stallboxen auf den Tod. Das nehmen wir so hin. Denn schwere Schweine machen die Wurst billiger.
Aber die Spanier sollen doch bitte mit diesem barbarischen Stierkampf aufhören, sagt man. Und wahrhaftig: Diese Art von Tierquälerei spart uns Fleisch-Konsumenten keinen einzigen Cent.
Oh Mann, jetzt bin ich ganz verwirrt. Pro Jahr isst jeder von uns in Deutschland durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch. Bei 81 Millionen Leuten entspricht das rund 4.050.000 Giraffen.