Überleben im Büro

Warum Sie mittags rausgehen und nicht alleine essen sollten

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Die Büro-Alltags-Bibel - Alle Regeln und Gesetze für den Job (DTV, ISBN 978-3-423-24762-7)

Wer speist mit wem? Wer wird mittags umworben? Wer unterhält die Gruppe? Wer wird beklatscht? Wer darf zu spät kommen – und trotzdem warten alle huldvoll auf ihn? All das sind untrügliche Indizien für die Rangordnung im Bürogehege, vom Alpha-Tier bis zum Tetra-Pack. Rein mikropolitisch betrachtet, ist das ein völlig normales Ränkespiel, aber sonst?

Mittagspausen sind mehr als Bewegungstherapie und Frischzellenzufuhr: Sie sind ein soziales Happening. Wenn Sie denken, die Mittagspause allein am Schreibtisch zu verbringen – entweder weil Sie schmollen oder weil Sie ach so viel zu tun haben –, würde Ihr Image als besonders engagierter und fleißiger Mitarbeiter verbessern, dann liegen Sie falsch. Aber so richtig. Im Büro zu essen, mag billiger sein, trotzdem kostet es: Nerven, Gesundheit, Freunde – Karrierechancen sowieso.

Die Erfahrung lehrt, wer zwischen Tastatur und Tacker seine Tupperdose auspackt, nimmt sich nicht wirklich eine Auszeit. Sobald das Telefon bimmelt, geht man ja doch dran. Und die E-Mail, die gerade im Posteingang erscheint, wird natürlich auch gleich geöffnet und beantwortet. Abschalten sieht irgendwie anders aus, oder?

Brot an Tupperdose

Und, glauben Sie mir, sollte der Chef jetzt zufällig ins Büro stürmen, lässt Sie das das Klappbrot im Mundwinkel nicht gerade souverän wirken. Mal ehrlich: Wenn Sie an jemanden denken, der vor seinem Schreibtisch in eine Leberwurststulle beißt und dabei in eine bunte Plastikbox schaut, sehen Sie dann vor sich den dynamischen Aufsteiger, der nächstes Jahr die Verantwortung für 300 Mitarbeiter bekommt oder den phlegmatischen Pullunderträger? Eben. Solche Bilder brennen sich unweigerlich in die Netzhaut der Kollegen, sie haben sie hundert Mal in Filmen gesehen und deswegen prägen sie irgendwann auch Ihr Image.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Es ist völlig okay, sich sein Essen ins Büro mitzubringen oder auch mal ein Office-Lunch zu zelebrieren. Aber was, wo und mit wem Sie essen, übermittelt immer auch eine sublime Botschaft, wer Sie sind und wer Sie sein könnten. Und belegtes Brot an Tupperdose ist nun mal nicht das Bild für Engagement und Erfolg.

Kontakte knüpfen

Alleine essen ist wie Masturbation – man ist zwar hinterher entspannt, so recht befriedigt aber nicht. Es fehlt der soziale Kontakt. Zudem verpassen Sie so zahllose Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen oder alte zu vertiefen. Sie könnten in der Mittagspause zum Beispiel Kunden näher kennenlernen oder herausfinden, wie Sie in Zukunft besser zusammenarbeiten. Oder Sie verabreden sich mit Kollegen, mit denen Sie sonst nicht viel zu tun haben. So lernen Sie das Unternehmen besser kennen und erfahren womöglich eine wichtige Sache, die Ihnen im Job weiterhilft. Sehen Sie das Mittagessen doch mal als Investition: Es kostet Sie maximal 90 Minuten, dafür erhalten Sie ein wachsendes und immer festeres Netzwerk, gewinnen womöglich neue Einsichten und Freunde. Vermeiden Sie aber bitte trotzdem, ständig über Geschäftliches zu reden. So schalten Sie nicht ab – und langweilen Ihr Gegenüber.

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