Vordenker 10 Thesen zum Management der Industrie 4.0

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Der Großteil des Potenzials von Industrie 4.0 wird nicht genutzt

7. Wir brauchen disruptive Geschäftsmodelle!

Industrie 4.0 wird von vielen Unternehmen nach dem Prinzip Eisberg benutzt: Man digitalisiert einige bislang schon vorhandene lineare Prozesse und will einige Roboter und autonomen Systeme anschaffen. Die Spitze des Eisbergs. Die überwiegenden neun Zehntel des Potenzials der neuen Industrie bleiben ungenutzt. Das ganze Potenzial der Industrie 4.0 nutzt, wer mit neuen bzw. dafür prädestinierten Management-Ansätzen wie Open Innovation oder Crowdsourcing, Coopetition, Co-Creation, User Experience oder Design Thinking komplett neue Geschäftsmodelle, Produkte, Services und Zielgruppen entdeckt, entwickelt und erschließt.

Leider kennen viele Führungskräfte diese Ansätze nicht oder können sie noch nicht anwenden: Enablement tut Not. Und leider unterstützt die Firmenkultur vielerorts und verständlicherweise keine neuen, disruptiven Geschäftsmodelle – eben weil sie das traditionelle Kerngeschäft disrumpieren: Cultural Change tut Not.

8. Schluss mit Compliance-Arien!

Compliance-Richtlinien sind allgegenwärtig, nötig und wichtig – aber kein Tabernakel. Die Wirtschaft braucht eine neue Compliance. Wer in seinem migrierenden Unternehmen den nötigen Startup Spirit einführen, fördern und erleben möchte, kann seinen Digital Natives kein 50-seitiges Compliance-Kompendium auf den Tisch legen, das nicht ohne juristisches Zusatzstudium verstanden, geschweige denn praktiziert werden kann.

Eine Compliance-Erklärung, die – überspitzt formuliert – nicht auf rund eine A4-Seite passt, ist nicht 4.0-kompatibel. Ebenfalls selbstverständlich, aber bisher selten anzutreffen: Eine Compliance, die nicht versucht, die kulturellen Maßstäbe des Mutterlandes den teilweise völlig anderen kulturellen Rahmenbedingungen anderer Ländern aufzuzwingen. Sondern eine, die tatsächlich, zumal in Zeiten der Globalisierung, international abgestimmt und deshalb in globalen Supply Chains akzeptiert und angewandt wird.

9. Einfach mal machen!

Viele Unternehmen sind aktuell in einem Meeting-Marathon gefangen, bei dem führende Vertreter die technologischen und strategischen Aspekte der Industrie 4.0 und deren Konsequenzen für die einzelnen Funktionen diskutieren. In allen Details, bis auf die dritte Dezimalstelle. Während andere sich digitalisierende Unternehmen sie rechts und links überholen. Das sind jene Unternehmen, die sich an den Kalenderspruch „Probieren geht über Studieren“ erinnern.

Unternehmen, die nicht in deutscher Gründlichkeit die hundert-zwanzigprozentige Lösung austüfteln, sondern mit einer 80%-Lösung und einer Fail-Fast-Fehlerkultur, die ihnen die nötige Agilität, Flexibilität und Wandlungsfähigkeit verleiht, als erste ein neues, disruptives Geschäftsmodell in den Markt bringen und dann Upgrade-as-You-Go praktizieren. Unternehmen also, die einfach mal machen!

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