WirtschaftsWoche: Herr Smith, Sie begannen Ihre künstlerische Laufbahn als Jugendlicher mit Rap-Musik und avancierten zu einem der unangefochtenen Superstars der Filmbranche. Wie kam es dazu?
Smith: Mit einem Wort: Arbeit.
Das klingt nach einem Klischee.
Aber harte Arbeit ist in der Tat das wichtigste Prinzip. Egal, in welchem Beruf Sie tätig sind, Sie müssen Zeit darin investieren. Bei einer Beziehung gilt genau das Gleiche. Sie können nicht erwarten, Erfolg zu haben, wenn Sie nicht bereit sind, dieser Angelegenheit eine Mindestzahl von Stunden pro Tag zu widmen. Ich glaube an Malcolm Gladwells Theorie, dass du dich mindestens 10.000 Stunden mit einer Sache beschäftigen muss, um Weltspitze zu erreichen. Ich besitze nicht das meiste Talent, aber meine Arbeitsethik ist so extrem, dass es fast schon widerwärtig ist. Sie verschafft mir den entscheidenden Vorsprung.
Tops und Flops von Will Smith
Für den Film Hancock erhielt Will Smith neben der festen Gage in Höhe von 20 Millionen Dollar eine Beteiligung an den Einspielergebnissen von 20 Prozent. Weltweit spielte der Film 624 Millionen US-Dollar ein. Üblich ist, die Gewinnbeteiligung zu kappen, Details dazu sind geheim.
14 von 19 seiner Filme, in denen Smith mitspielte, haben mehr als 100 Millionen US-Dollar weltweit eingespielt. Vier davon, darunter Hancock oder Men in Black II, haben gar mehr als 500 Millionen Dollar eingebracht.
Auf der Forbes-Liste der reichsten Schauspieler, Moderatoren und Musiker steht Smith auf Platz 46, einen hinter dem Rapper Jay-Z und einen vor Tom Hanks. Die Liste führt die amerikanische Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey an.
Mit seiner Darstellung als Muhammed Ali erlebte Smith eine Niederlage. Den Kosten von 109 Millionen Dollar standen weltweite Einnahmen von 87 Millionen entgegen.
Investieren andere Kollegen nicht so viel Zeit in ihre Arbeit?
Ich gebe zu, es gibt bei mir noch eine zweite Komponente. Ich würde von mir behaupten, dass ich imstande bin, komische Aspekte in allen möglichen Situationen zu entdecken. Und ich habe den natürlichen Hang, Scherze zu machen. Denn ich kann nicht gut funktionieren, wenn die Leute um mich negative Energie ausstrahlen. Das sind alles Eigenschaften, die für das Geschichtenerzählen in Hollywood sehr gut geeignet sind. Und gleichzeitig fühlt sich der Rest der Welt davon angesprochen, was erklärt, dass meine Filme auch international erfolgreich sind.
Was genau verstehen Sie als Schauspieler unter harter Arbeit?
Mein Vater sagte immer zu mir: „Glück besteht darin, wenn Vorbereitung und Chance aufeinandertreffen.“ Das heißt: Es gibt überall Chancen und Möglichkeiten, das ist Teil der Natur. Der menschliche Verstand kann das nicht kontrollieren. Es ist nicht so, dass Ihnen jemand eine Chance gibt. Vielmehr müssen Sie schon an der richtigen Stelle stehen, wenn sich dieser Jemand umdreht. Die Verantwortung liegt also bei Ihnen. Sie müssen ständig bereit sein.
Wie sieht das in Ihrem Fall konkret aus?
Am Anfang meiner Karriere analysierte ich die Filme, die in den letzten Jahren am populärsten waren. Die meisten davon hatten Spezialeffekte, Fabelwesen und eine Liebesgeschichte. Und genau die suchte ich mir erst mal aus, um dort mitzuspielen. Der erste davon war „Independence Day“ von Roland Emmerich. Der brachte mir dann meinen Durchbruch als Kinoschauspieler. Die Rolle des US-Kampfpiloten, für die ich vorsprach, war allerdings nicht für einen Afroamerikaner geschrieben. Deswegen studierte ich vor dem Termin das Drehbuch bis ins kleinste Detail. Zudem ließ ich mir einige neue Dialogzeilen und Storyideen einfallen und konnte den Produzenten genau erklären, wie ich diese Figur darstellen würde. Kurz – meine Vorbereitung war so überwältigend, dass die Chance auf mich regelrecht zuströmte.