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Kreativbranchen sind auf dem ausfsteigenden Ast

Ein Sektor aber wird sich in den nächsten 20 Jahren zum größten Wachstumsmotor entwickeln: die „Creative Industries“.

Dazu gehören etwa Architektur und Design, Buch- und Verlagswesen sowie Software.

Nach Berechnungen der Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung hat die Kreativwirtschaft ihren weltweiten Umsatz von 831 Milliarden US-Dollar im Jahr 2000 binnen fünf Jahren auf 1,3 Billiarden gesteigert. Die Europäische Kommission zählt sie zu den erfolgreichsten europäischen Wirtschaftsfeldern überhaupt. Und die Experten sind sich einig: Der jährliche Beitrag der Kreativbranchen zum Bruttoinlandsprodukt wird in den kommenden Jahren noch weiter von derzeit sieben auf zehn Prozent steigen.

Einige Länder haben das Wachstumspotenzial längst erkannt. Großbritannien etwa hat schon 1997 eine Creative Industries Task Force gebildet.

Seitdem fördert das Kulturministerium die Musikbranche, das Wirtschaftsministerium berät Unternehmen der Kreativwirtschaft und das Bildungsministerium verankert entsprechende Inhalte in den Lehrplänen. Die Ergebnisse sprechen für sich: Die Kreativwirtschaft wächst in Großbritannien doppelt so schnell wie die Gesamtwirtschaft.

Deutschland indes hinkt wieder einmal hinterher. Zwar erwirtschaften die rund 210.000 deutschen Kreativen jährlich rund 60 Milliarden Euro – damit liegt die Branche direkt hinter dem Kreditgewerbe und der Automobilindustrie.

Allerdings hat die Bundesregierung erst in diesem Jahr eine Initiative gestartet. Allzu kreativ geht die Regierung dabei noch nicht vor. Geplant sind vorerst lediglich Branchengespräche und Workshops.

Projektwirtschaft ist mehr und mehr gefragt

Dabei könnte davon die gesamte Volkswirtschaft profitieren. Der US-Ökonom Richard Florida hat in seinem Bestseller „The Rise of the Creative Class“ im Jahr 2004 den Begriff der „kreativen Ökonomie“ geprägt hat.

Er konnte zeigen, dass wirtschaftliche starke Regionen vor allem kreative Menschen anziehen – und umgekehrt: Wer Geistesarbeiter wie Architekten, Ingenieure Wissenschaftler und Künstler an sich bindet, ist auch ökonomisch erfolgreich. In Deutschland, so eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, betrifft das vor allem die Ballungszentren München, Stuttgart und Hamburg.

Trend Projektwirtschaft.  Auch das wird kommen: Arbeitnehmer werden künftig öfter zeitlich begrenzt und in Teilprojekten zusammenarbeiten. Ist eine Aufgabe beendet, werden die Teams neu aufgestellt. Der Grund: Durch die globale Konkurrenz stehen die Konzerne zunehmend unter Zeitdruck. 

Die Lebenszyklen von Produkten verkürzen sich, die Neuentwicklung von Nachfolgeprodukten muss schneller gehen. Also werden alle Entwicklungsschritte rund um den Erdball verteilt. Bevor die Entwickler in London in den Feierabend gehen, schicken sie die Zwischenergebnisse nach New York – wo gerade ein neuer Arbeitstag anfängt. Von dort wandern sie virtuell nach Tokio und dann wieder zurück nach London.

Nach Prognosen von DB Research wird die Projektwirtschaft im Jahr 2020 15 Prozent der deutschen Wertschöpfung ausmachen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal zwei Prozent.

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