Arbeitgeberranking Wo junge Talente am liebsten arbeiten

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Teil der Familie

Botschaften, die bei jungen Talenten offenbar ankommen: Um elf Positionen auf Platz 14 ist Deutschlands größter Getränkeproduzent in der Gunst der Wirtschaftswissenschaftler geklettert. „Ich bin einfach stolz darauf“, sagt Baumann, „Teil der Coke-Familie zu sein.“

Neben einer emotional aufgeladenen Unternehmenskultur bietet der Brausehersteller eine strukturierte, langfristige Karriereplanung. Am Ende der Traineezeit besprechen die angehenden Mitarbeiter mit ihren Chefs ihre Entwicklung in den kommenden fünf bis acht Jahren.

Bei Stefan Seiss etwa ist die Rechnung aufgegangen. Der heute 47-Jährige hat an der TU München Brauwesen und Getränketechnologie studiert. 1996 startete er als Trainee und wurde nach Stationen im weltweiten Coke-Imperium im Mai dieses Jahres Vorstand für Supply Chain Management.

Die beliebtesten Arbeitgeber junger Ingenieure

Erfolgsgeschichten, mit denen das Unternehmen in der entsprechenden Zielgruppe hausieren geht: Coke-Vorstände geben sich nahbar, halten Reden bei Bachelor-Abschluss-Feiern und laden Hochschul-Alumni ins Headquarter nach Berlin ein.

Inspiration gefragt

„Gerade für die Wirtschaftswissenschaftler ist solch ein inspirierender Managementstil wichtig“, sagt Universum-Manager Lake. „Die jungen Berufstätigen wünschen sich von ihrem Arbeitgeber die Förderung und Entwicklung von Talenten, eine offene Gesprächskultur mit Feedback sowie einen guten Führungsstil mit klaren Entscheidungen und Zielen.“

Und verlässliche Perspektiven: Attraktiv ist ein Arbeitgeber inzwischen auch, wenn er sichere und stabile Arbeitsplätze bietet – kein Kriterium hat unter jungen Talenten bei der Wahl des Arbeitgebers in den vergangenen zwölf Monaten so Karriere gemacht wie die Jobsicherheit.

„Die Arbeitsmarktkatastrophe der Neunzigerjahre, das Platzen der Internet-Blase, die Finanzkrise, die Umweltkatastrophen – diese Generation hat in ihrer prägenden Jugendzeit erlebt, dass nichts mehr sicher ist“, sagt Generationenforscher Klaus Hurrelmann, Professor an der Hertie School of Governance.

Darauf legen junge Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Arbeitnehmers Wert

Kein Wunder also, dass etwa Audi genau auf diese Sicherheit setzt: Die Volkswagen-Tochter aus Ingolstadt wächst stark und sagt das auch. In diesem Jahr hat Audi 3000 neue Mitarbeiter eingestellt und mit den beiden deutschen Standorten Ingolstadt und Neckarsulm eine Beschäftigungssicherung für die kommenden vier Jahre vereinbart.

Das macht den Autobauer nicht nur wie in den vergangenen Jahren üblich bei Ingenieuren, Ökonomen und studierten Programmierern zum beliebtesten Arbeitgeber. Selbst bei den so sicherheitsbewussten Naturwissenschaftlern hat Audi 14 Plätze aufgeholt und liegt nun auf Platz 16.

Der promovierte Physiker Martin Brennberger ist einer von ihnen. „Als Physiker decke ich ein sehr breites Spektrum ab, hinterfrage die Dinge mehr und kann mich schnell und intensiv in neue Gebiete einarbeiten“, sagt der 37-Jährige über seine Arbeit als Naturwissenschaftler unter Ingenieuren. „Bei Audi setze ich Projekte schnell um. Das liegt mir. In der Wissenschaft dauert es dagegen oft über 20 Jahre, bis man Ergebnisse sieht.“

Während seines Studiums lernte Brennberger auf einer Exkursion den Audi-Windkanal kennen. Er blieb, forschte und schrieb erst seine Diplom- und dann die Doktorarbeit über die dröhnenden Geräusche, die Schiebedächer und Spalte bei bestimmten Geschwindigkeiten verursachen.

Acht Jahre arbeitete er am Windkanal und betreute auch andere naturwissenschaftliche Doktoranden. 2011 übernahm er als Konzeptleiter die technische Verantwortung für die Modelle der D-Reihe vom Projektstart bis zum Konzeptentscheid, der Übergabe des Projekts an die Serienentwicklung.

Sichere Zukunft

„Es gefällt mir, dass ich mich auf meinen Job konzentrieren kann und weiß, dass ich im Unternehmen eine sichere Zukunft habe“, sagt Brennberger.

Rückversicherungsstrategie nennt Forscher Hurrelmann diesen Wunsch, die scheinbar unvereinbaren Gegensätze aus absoluter Selbstbestimmtheit und Arbeitsplatzgarantie zu verbinden.

Auch für Entwicklungsingenieur Dittrich kommt der Wechsel seines Arbeitgebers erst mal nicht infrage. In den ersten Jahren arbeitete er als Diplomand – das Diplomarbeitsthema hybride Antriebe hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen – und als externer Mitarbeiter für ZF Friedrichshafen. „Als ich dann 2011, nach drei Jahren, einen unbefristeten Vertrag bekommen habe, wusste ich: Jetzt bin ich angekommen – ein großartiges Gefühl.“

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