Euler Hermes Kreditversicherer sagt Hellas schwere Zeiten voraus

Die Aussichten für Griechenland sind alles andere als rosig – meinen die Experten des Kreditversicherers Euler Hermes. Die jüngst eingeführten Kapitalverkehrskontrollen beförderten Lieferengpässe, so die Einschätzung.

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Weil die griechische Zentralbank Auslandsüberweisungen erst genehmigen muss, ist der Import nach Griechenland fast vollständig zum Erliegen gekommen. Quelle: dpa

Berlin Rezession, langwierige Kapitalkontrollen, viele Insolvenzen: Der weltgrößte Kreditversicherer Euler Hermes sagt Griechenland schwere Zeiten voraus. „Insgesamt erwarten wir, dass das Bruttoinlandsprodukt in Griechenland in diesem Jahr um 1,5 Prozent sinken wird“, sagte Chefvolkswirt Ludovic Subran am Dienstag.

Gründe dafür seien die sinkende Binnennachfrage und „der durch die Kapitalkontrollen zunächst fast gänzlich unterbrochene Import“. Bislang hatte sein Unternehmen noch ein leichtes Wachstum erwartet. Komme es zum einem Austritt aus EU und Euro-Zone – einem Grexit – werde die Wirtschaftsleistung in den ersten zwölf Monaten sogar um 15 Prozent einbrechen.

„Die wirtschaftliche Lage in Griechenland hat sich durch die Ereignisse in den letzten Tagen für alle Branchen zugespitzt“, sagte Subran. Besonders die Kapitalkontrollen lähmten die Konjunktur. „Sie werden nach unseren Einschätzungen mindestens ein paar Monate in Kraft bleiben“, erläuterte Subran.

„Einmal eingeführt, ist es schwer, dies wieder zurückzunehmen wegen des generell fehlenden Vertrauens.“ Seit voriger Woche sind die griechischen Banken geschlossen. Täglich können die Griechen höchstens 60 Euro pro Konto abheben. Auslandsüberweisungen muss die Zentralbank genehmigen.

Das Zahlungsverhalten von Unternehmen werde sich erheblich verschlechtern, prognostiziert der zur Allianz gehörende Kreditversicherer. „Die Zahlungsfristen sind schon heute sehr lang“, sagte Subran. „Einige Branchen sind besonders anfällig für eine nicht ausreichende Finanzierung oder für Lieferengpässe aufgrund der eingefrorenen Importmöglichkeiten.“ Dazu gehören der Maschinenbau, die Öl-Industrie, Computer- und IT-Branche sowie der Automobilsektor. Dem Einzelhandel mache eine Kombination aus Lieferengpässen und einer sinkenden Nachfrage zu schaffen.

„Insolvenzen werden um voraussichtlich zehn Prozent ansteigen“, sagte Subran. Dabei sei die Zahl der Firmenpleiten ohnehin schon sehr hoch. Im Falle eines Grexit könnten die Insolvenzen im ersten Jahr sogar um bis zu 50 Prozent zunehmen, befürchtet der Experte.

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