Europawahl Mit Bruce Willis und Julia Roberts in den Wahlkampf

Es sind die Stimmen deutscher Schauspieler, aber man denkt an Julia Roberts und Bruce Willis. Angela Merkels Partei macht im Radio Action à la Hollywood für die Europawahl: „Sie wählen bitte die CDU.“

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Die CDU startete einen Monat vor der Europawahl Radio-Werbespots mit den deutschen Synchronstimmen der US-Schauspieler Bruce Willis (Manfred Lehmann) und Julia Roberts (Daniela Hoffmann). Quelle: Reuters

Berlin Bruce Willis wirbt jetzt für die CDU – denkt man fälschlicherweise zumindest im ersten Moment. In dem Radio-Spot ist seine deutsche Synchronstimme zu hören, der Schauspieler Manfred Lehmann. Und nein, trotz des bedrohlichen Untertons hat das alles nichts mit „Stirb langsam“ zu tun – einem der wohl bekanntesten Stücke des US-Actionstars Willis. Der Text geht so: „Haaallo, ich will Ihnen mal einen Rat geben. (...) Am 25. Mai ist Europawahl. Da gehen Sie bitte wählen und zwar die CDU. (...) Haben Sie das?!“

Aus CDU-Sicht eine berechtigte Frage. Denn bei der Wahl 2009 fuhr sie mit 30,7 Prozent ihr zweitschlechtestes Ergebnis seit der ersten Europawahl 1979 ein. Und die Wahlbeteiligung in Deutschland lag bei den vergangenen drei Abstimmungen über das EU-Parlament deutlich unter 50 Prozent.

Für den 25. Mai hat sich die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel das Ziel 40 plus X gesetzt – allerdings mit der CSU zusammen. Bei der Bundestagswahl kamen sie gemeinsam auf 41,5 Prozent (CDU: 34,1; CSU: 7,4) – das beste Ergebnis seit 1994.

In den vier Wochen bis zur Europawahl wird Merkel etwa 20 Mal gemeinsam mit dem CDU-Spitzenkandidaten David McAllister in Hallen und auf Marktplätzen für ihre Partei werben. Zweimal soll der Spitzenkandidat der europäischen Konservativen, Jean-Claude Juncker, kommen. Kernpunkte des Wahlprogramms sind die Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik.

Die Botschaft: Merkel hat Deutschland sicher durch die europäische Euro- und Schuldenkrise gebracht. An ihrem Kurs, finanzschwachen Staaten Reformen und Sparmaßnahmen abzuverlangen, um deutsches Steuergeld zu schützen, soll sich nichts ändern.

Ändern soll sich aber der mancherorts vorherrschende Eindruck, der CDU-Wahlkampf könne nicht so richtig peppig werden. Um Inhalte geht es in den 30-Sekunden-Wahlwerbespots der CDU zwar nicht. Aber die Partei verspricht sich mit einem Hauch von Hollywood Aufmerksamkeit.


Erst in letzter Sekunde fällt der Parteiname

Und nicht nur Bruce Willis' deutsche Stimme ist zu hören, sondern auch eine, die vielen Deutschen spätestens seit „Pretty Women“ vertraut ist: die von Julia Roberts. Während er eher einen Befehl zu geben scheint, die CDU zu wählen, plappert sie erst einmal fröhlich über verlorene Zeit. Synchronsprecherin und Schauspielerin Daniela Hoffmann erzählt von einem „So-Wie-Immer-Tag“, einem Tag, der genauso gut fehlen könnte.

Um dann zum ganz großen Wurf auszuholen: „Machen wir doch mal einen Tag zu etwas Besonderem – zu etwas, was die Welt verändert. Ich gehe wählen, und Sie bitte auch – am 25. Mai bei der Europawahl.“ Erst in letzter Sekunde fällt der Parteiname.

Die Spots werden nach CDU-Angaben 43 Mal im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgestrahlt – Auftakt war am Donnerstagvormittag auf MDR Jump – und ab Mitte Mai rund 280 Mal im privaten Rundfunk. Was die CDU dafür Hoffmann und Lehmann zahlt, sagt sie nicht. Von beiden Seiten war auch nicht zu erfahren, ob Willis und Roberts von der Parteiwerbung wissen, und ob mit den beiden deutschen Stimmen noch für andere Parteien geworben wird, so wie auch für Katzenfutter (Hoffmann) und einen Baumarkt (Lehmann).

Und wer hat sich in der CDU für die beiden entschieden? Aus dem Konrad-Adenauer-Haus heißt es: „Wie bei allen wesentlichen Wahlkampf-Elementen wurde die Entscheidung in Abstimmung mit der Parteivorsitzenden getroffen.“ Bleibt die Frage, ob Merkel lieber „Stirb langsam“ in der Folge eins, zwei oder drei oder „Pretty Women“ schaut. Julia Roberts deutsche Stimme ist aber übrigens auch in „Ice Age 2“ zu hören. Da spricht Daniela Hoffmann das Mammut Ellie.

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