Evolution von Viren Forscher sind Grippe-Erregern auf der Spur

Jährlich sterben etwa eine halbe Million Menschen an Grippe. Ein deutsch-amerikanisches Forscherpaar könnte nun im Wettlauf gegen die Erreger einen wichtigen Erfolg erzielt haben.

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Den Grippeviren auf der Spur. Quelle: ZB

Köln Wissenschaftler aus Köln und New York haben gemeinsam ein Modell erarbeitet, um die Evolution von Grippeviren von einem Jahr auf das nächste vorauszusagen. Dieses könnte künftig dabei helfen, passendere Grippeimpfstoffe herzustellen.

Es handele sich bei seiner Arbeit um Grundlagenforschung, sagte der Kölner Professor Michael Lässig. „Bis man beweisen kann, dass das Modell tatsächlich zu verbesserten Impfstoffen führt, ist es noch ein langer Weg.“ Der Physiker und die Biologin Marta Luksza von der Columbia University in New York stellen ihre Ergebnisse im Fachjournal „Nature“ vor.

„Luksza und Lässig konnten vorhersagen, welche Virenstämme die optimale Kombination aus Innovation und Erhaltung haben“, heißt es in der Pressemitteilung der Universität zu Köln. Grundlage dafür sei das von Charles Darwin beschriebene Evolutionsprinzip, wonach nur die fittesten Individuen überleben. Aber was bestimmt die Fitness eines Grippevirus?

„Bekommt ein Mensch die Grippe, wird er als Individuum für den Rest seines Lebens gegen diesen Grippestamm immun“, sagte Lässig. Das bedeute, jeder Grippestamm könne jeden Menschen nur einmal infizieren. Würde sich der Grippestamm also nicht verändern, gingen ihm nach und nach die Wirte aus, da er jeden nur einmal nutzen könne. Das Virus verändere also ständig seine Eigenschaften. Damit kann das menschliche Immunsystem das Virus nicht mehr erkennen und der Mensch bekommt wieder eine Grippe.


Systematische Auswahl von Impfstämmen möglich

„Erfolgreiche Mutanten sind jedoch auch konservativ, sie müssen alle wichtigen Funktionen des Grippevirus erhalten“, schreibt die Kölner Uni. Lässig ergänzt: „Anhand von Genomdaten können wir vorhersagen, welches Virus eine höhere Fitness hat als andere.“

Die Methode ermöglicht nach Uni-Angaben eine neue, systematische Auswahl von Impfstämmen. Inwieweit das zu verbesserten Impfstoffen führt, wird sich jedoch erst nach weiteren umfangreichen Tests mit weltweiten Influenza-Daten zeigen.

Es gehe bei der Forschungsarbeit auch um die grundsätzliche Frage, ob aus der Evolutionsbiologie eine vorhersagende Wissenschaft gemacht werden könne, sagt Lässig. „In einigen glücklichen Fällen ja, sicher aber nicht für alles.“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet die Evolution der Grippeviren seit 60 Jahren und wählt jeweils auf dieser Grundlage Grippe-Stämme für die Produktion von Impfstoffen aus. Da sich das Virus schnell verändert, ist dies eine schwierige Herausforderung für die weltweite Gesundheitsvorsorge. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin hatte beispielsweise der Grippe-Impfstoff für die Saison 2012/2013 nur eine „moderate“ Wirksamkeit in Deutschland.

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