Im größten Betrugsfall der Wall-Street-Geschichte ist der Finanzjongleur Bernard Madoff zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dies teilte das zuständige Bundesgericht in Manhattan heute mit. Der geständige 71-Jährige soll Anleger um riesige Summen geprellt haben. Nachgewiesen wurden bislang 13 Milliarden Dollar, möglicherweise beläuft sich der Schaden aber auf bis zu 65 Milliarden. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert, die Verteidigung auf zwölf Jahre plädiert. Madoff hatte sich im März schuldig bekannt, Anleger über Jahre hinweg mit einem gigantischen Schneeballsystem betrogen zu haben. In dem System, das er seit über 20 Jahren betrieben haben soll, versprach er Anlegern konstant hohe Gewinnausschüttungen, die er laut Anklage mit dem Geld neuer Investoren finanzierte.
Die Staatsanwaltschaft wollte den 71-jährigen Madoff bis zu seinem Lebensende hinter Gittern sehen. Der Betrug sei in Umfang und Dauer einzigartig, begründete sie ihre Forderung in den Gerichtsunterlagen. Madoff hatte sich im März schuldig bekannt.
Späte Reue
Das Bundesgericht in Manhattan, dem über 100 Briefe geprellter Anleger vorliegen, trat heute zusammen. Vor der Urteilsverkündung sollten etwa zehn Betrugsopfer zu Wort kommen. Auch Madoff wollte sich äußern - reuig, wie sein Anwalt Ira Lee Sorkin ankündigte. Er werde über die Scham sprechen, die er empfinde und den Schmerz, den er verursacht habe.
Die Staatsanwaltschaft legte Madoff insgesamt elf verschiedene Straftaten zur Last, darunter Wertpapierbetrug, Fälschung von Briefen, Computerbetrug, Geldwäsche, Meineid, Falschaussage vor der US-Börsenaufsicht SEC sowie Diebstahl von Geldern aus einem Fonds für Mitarbeiter. Laut US-Regierung führte Madoff Ende November rund 4800 Kundenkonten, auf den 64,8 Milliarden Dollar angelegt waren.
170 Milliarden Dollar sind geflossen
Die genaue Summe, die Madoff sich seit den 80er Jahren erschlichen hat, ist bislang nicht ermittelt. Rund 13 Milliarden Dollar konnten die Ermittler mehr als 1300 Kundenkonten zuordnen. Laut den Gerichtsunterlagen liegt allein diese Summe schon 32-Mal über der Richtlinie für lebenslange Haft. Angebracht wäre deswegen eine Verurteilung zu 150 Jahren. Der Staatsanwaltschaft zufolge flossen mehr als 170 Milliarden Dollar durch das Madoffsche Betrugssystem. Im November, wenige Wochen vor Madoffs Verhaftung im Dezember, standen in den Büchern seiner Investment-Firma Anlagen über rund 65 Milliarden Dollar, für die er keine Sicherheiten gekauft hatte.