Aktienmarkt Absicherung in fragilen Marktphasen

Die Rally an den Aktienmärkten ist ins Stocken geraten und die Angst vor Kursverlusten ist zurück. Experten sehen den Dax weiter fallen. Jetzt können Reversezertifikate trotz ihrer Gewinnbegrenzung ihre Stärken ausspielen.

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Fallender Dax: Vor allem technische Indikatoren sagen eine anhaltende Kurskorrektur des deutschen Leitindex voraus. Quelle: Reuters

DÜSSELDORF. Trotz der jüngsten Korrektur an den Aktienmärkten notieren die Leitindizes S&P 500, Euro Stoxx 50 und Dax immer noch knapp 60 Prozent über ihren Tiefständen von 2009. Anleger befinden sich nun in einem Dilemma - vor allem vorsichtige Zeitgenossen, die den Börsen lange Zeit nicht trauten, beharrlich einen Bogen um Aktien machten und den bis Anfang Januar immer weiter steigenden Kursen hinterher trauern. Für sie lohnt es sich der Einstieg auf dem nun etwas niedrigeren Niveau womöglich kaum mehr.

Zwar sehen die führenden Kreditinstitute laut einer Auswertung des Handelsblatts den deutschen Leitindex bis Ende 2010 im Durchschnitt auf einem höheren Niveau bei 6 340 Zählern. Gemessen an einem Dax-Stand von 5 532 Punkten entspricht das einem möglichen Plus von rund 14 Prozent.

Doch vor allem Chartanalysten schlagen Alarm, denn aktuell sagen viele technische Indikatoren Kursverluste voraus. So arbeiteten sich die Börsen vom Frühjahr 2009 bis Jahresende schrittweise und bei nur mäßigen Börsenusätzen nach oben, während im Januar 2010 ein rasanter Verfall mit hohen Umsätzen einsetzte. Zwischenzeitliche Erholungen verpufften schnell wieder.

"Die Börsen hängen nach ihrem Rücksetzer fest", sagt Achim Matzke, Charttechniker bei der Commerzbank, und deutet dies "tendenziell negativ". Auffällig sei, dass während der Korrektur wichtige Aktienindizes auf ihre 100-Tage-Linie rutschten, also den Kursdurchschnitt der vergangenen 100 Handelstage durchbrachen. Viele Anleger orientieren sich daran und verkaufen, sobald die Kurse unter diese Marke sinken.

"Viele Indikatoren signalisieren, dass sich die Abwärtsbewegung noch mehrere Monate fortsetzt", sagt Klaus Deppermann von der BHF-Bank. Er empfiehlt den Anlegern, in die Erholung hinein zu verkaufen. Denn bis Mai könne der Dax auf 4 550 Punkte fallen. Damit wäre ein Großteil der vorangegangenen Aufwärtsbewegung dahin. Nach einer anschließenden längeren Zwischenerholung müssen Anleger im Frühjahr 2011 laut Deppermann sogar mit noch niedrigeren Kursständen rechnen.

"Anlegern, die Renditen im zweistelligen Bereich auch bei deutlichen Marktrückschlägen suchen, bieten selbst Produkte mit Risikopuffer wie Discountzertifikate keinen hinreichenden Schutz", sagt Björn Döhrer, Zertifikate und Partner-Experte bei der EDG AG. Bei unterjährigen Laufzeiten und Discounts von zehn Prozent und mehr seien momentan kaum mehr als zehn Prozent Zwölf-Monats-Rendite drin. "Für eine fallende Markterwartung besser geeignet sind Reverse-Bonuszertifikate auf den Dax", rät Döhrer.

Wichtig: Die ausgewählten Reverse-Papiere verfügen zusätzlich über eine Gewinnbegrenzung. Die Bonusrendite entspricht der Maximalrendite. Von Kurseinbrüchen unter das Bonuslevel hinaus profitieren Käufer leider nicht. Im Gegenzug ist aber der Sicherheitspuffer deutlich größer als bei Reverse-Bonuszertifikaten ohne Gewinndeckel.

So winkt beispielsweise bei einem der beiden Produkte von Goldman Sachs, die bis Mitte Dezember 2010 laufen, eine Rendite von fast zwölf Prozent, solange der Dax bis dahin die Marke von 6 700 Zählern nicht knackt (WKN: GS19FY). Wagemutigere Pessimisten haben mit zwei weiteren Reverse-Zertifikaten die Chance auf deutlich höheren Gewinn: Rund 17 Prozent annualisierte Rendite sind mit dem zweiten Produkt der Amerikaner erreichbar (GS19FT) und mehr als 23 Prozent mit der Variante der BNP Paribas (BN4A0L). Ein weiterer Vorteil der aufgeführten Papiere: Im Gegensatz zu den meisten derzeit gehandelten Reverse-Zertifikaten weisen sie kein beziehungsweise kein hohes Aufgeld auf, das als zusätzlicher Verlust anfällt, falls sie die Barriere unerwartet reißen.

Grundsätzlich eignen sich die Reverse-Papiere für Investoren, die mit einem weiter fallenden oder moderat steigenden Dax rechnen. Denn die Zertifikate reagieren auf Kursbewegungen des Basiswerts tendenziell in die entgegengesetzte Richtung. Das Absicherungsniveau liegt zur Emission über dem Referenzkurs des Basiswerts und nicht wie bei herkömmlichen Bonuszertifikaten darunter. Solange der Basiswert nicht über diese Barriere steigt, bekommen Anleger mindestens den Bonusbetrag ausgezahlt. Eine höhere Rendite gibt es, wenn der Basiswert unter das Bonuslevel fällt.

Riskant wird es für Anleger nur, wenn die erwartete Schwächephase an den Börsen ausbleibt: "Steigt der Dax über die Barriere des Zertifikats, bildet der Bonusbetrag nicht mehr die Mindestrückzahlung. Selbst ein Totalverlust ist dann möglich, falls der Dax anschließend weiter zulegt", warnt Experte Döhrer.

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