Alte Bücher Kostbares zum Blättern

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Grundsätzlich gilt: Das Buch sollte makellos erhalten sein, sowohl der Einband als auch das Papier. Es sollten keine Seiten fehlen. Je bedeutender das Buch und je seltener, desto besser. Ein berühmter Vorbesitzer steigert ebenso den Wert wie eine seltene Signatur des Autors.

Wer Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts sammelt, muss sicherstellen, dass der Original-Schutzumschlag vorhanden ist. So absurd es für Nichtsammler erscheinen mag, in vielen Fällen macht der Schutzumschlag 95 Prozent vom Wert eines Buches aus. Bringt es etwa eine gut erhaltene Erstausgabe von John Steinbecks „The Grapes of Wrath“ von 1939 mit Schutzumschlag derzeit locker auf 17 000 Dollar, gibt’s für ein Exemplar ohne Schutzumschlag nur 500 Dollar. Der Grund ist einfach: Viele Käufer damals hatten den Schutzumschlag einfach weggeworfen. Exemplare mit Umschlag sind entsprechend selten.

Moderne Klassiker wie Steinbeck haben in den letzten Jahren massiv an Wert zugelegt. Eine Erstausgabe von Ian Flemings erstem James-Bond-Buch „Casino Royal“ aus dem Jahr 1950 kostete 1990 um die 2000 Pfund Sterling, heute sind es 30 000. Die wohl größte Erfolgsstory moderner Literatur legte J. K. Rowlings „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“ aufs Parkett. Eine der 1997 gedruckten 500 Erstausgaben ist heute bereits 30 000 Pfund wert. Skurril: In Großbritannien und den USA kostet manche Erstausgabe im Antiquariat bereits das Zehnfache des regulären Ladenpreises, während dieselbe Ausgabe noch in den Regalen von manchem Buchhändler steht.

Sammlung mit rotem Faden

Zu einem bei Sammlern begehrten Klassiker werden vor allem Bücher, die eine Generation geprägt haben. „Die meisten Sammler finden zu ihrer Leidenschaft, wenn sie älter werden“, sagt Antiquar Harrington. Und sie sammeln vor allem das, was sie in ihrer Jugend gelesen haben. In der heutigen englischsprachigen Sammlergemeinde sei das etwa J. D. Salinger mit seinem „Fänger im Roggen“ von 1951. Wer jetzt Erstausgaben von Büchern sammelt, die in den Achtzigerjahren die Jugend am stärksten bewegt haben, erwirbt sich nach dieser Logik die besten Chancen auf Wertsteigerung. Mittelfristig dürften die Preise künftig erscheinender Bücher schnell steigen. Denn digitale Lesegeräte wie Amazons Kindle oder Apples iPad verdrängen den massenweisen Druck von Erstausgaben.

Eine gute Investmentstrategie ist es, der eigenen Sammlung ein außergewöhnliches Motto zu geben. Man kann einen Autor sammeln, berühmte verfilmte Literatur, Kochbücher, Computerliteratur. Je einzigartiger die Sammlung, desto größer die Chance, dass man sie eines Tages komplett mit Aufschlag verkaufen kann. Antiquar Tenschert bietet mehrere Komplettsammlungen an. Für eine Sammlung mit 1500 französischen Werken des 18. Jahrhunderts etwa werden 15 Millionen Euro fällig.

Auch lohnt es, vorausschauend zu kaufen. Wer vor dem Charles-Darwin-Jahr 2009 oder dem Mark-Twain-Jahr 2010 Erstausgaben der Autoren erstanden hatte, konnte sie im Jubiläumsjahr mit Aufschlag verkaufen. Günstiger als im Antiquariat kaufen Anleger oft auf Auktionen, bei denen sich auch die Profis eindecken.

„Das Wichtigste aber ist“, sagt Antiquar Schäfer, „dass Sammler Spaß an ihren Büchern haben.“ Die Rendite kommt dann meist ganz von allein.

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