André Driver und Carsten Bengsch "Froh sind wir nicht"

Die Accessio-Vorstände André Driver und Carsten Bengsch über Kursstürze, drohende Insolvenzen und Falschberatungsvorwürfe gegen das Wertpapierhandelshaus.

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André Driver und Carsten Bengsch

WirtschaftsWoche: Herr Driver, Herr Bengsch, Ihr Geschäft, der Vertrieb von Wertpapieren und Zinsanlagen, ist in den ersten neun Monaten 2008 eingebrochen, die Provisionserträge um 31,4 Prozent gesunken. Hat sich diese Entwicklung fortgesetzt?

Driver: Die Entwicklung im Wertpapierhandelshaus Accessio, das entscheidend zum Umsatz des Mutterunternehmens Driver & Bengsch beiträgt, war im vierten Quartal deutlich erfreulicher. Genauere Zahlen veröffentlichen wir im Mai, wenn unser gebilligter Jahresabschluss vorliegt.

Sie haben das Wertpapierhandelshaus umbenannt, vom Konzernnamen Driver & Bengsch in Accessio. Sie haben im Januar neue befristete Zinsangebote gestartet, für die Sie seit März keine Kunden mehr aufnehmen. Wie viele Neukunden haben Sie damit gewonnen?

Bengsch: Wir haben eine nennenswerte Anzahl Kunden gewinnen können.

Wie viele?

Driver: Vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen wollen wir dazu keine Angaben machen.

Wie viele Kunden kaufen auch Wertpapiere und bleiben nicht nur beim Tagesgeld?

Driver: Ein Drittel der Kunden kauft auch Wertpapiere, zwei Drittel bleibt beim Tagesgeld. Das ist schon seit Jahren so.

Wie wollen Sie nun ohne hoch verzinste Angebote neue Kunden gewinnen?

Driver: Momentan konzentrieren wir uns auf unsere Bestandskunden, denen wir weitere Versicherungs- und Finanzprodukte verkaufen wollen. In der aktuellen Marktsituation mit stark sinkenden Zinsen macht es für uns keinen Sinn, ein Hochzinsangebot auf den Markt zu bringen.

Mit Bestandspflege alleine lassen sich kaum Umsatz und Ertrag aus den Vorjahren halten. Müssen Sie nicht wie in der Vergangenheit die provisionsträchtigen Genussscheine verkaufen?

Driver: Da wir derzeit keine Hochzinsangebote über Provisionseinnahmen mehr subventionieren müssen, ist dieses Geschäft nicht notwendig. Genussscheine von mittelständischen Unternehmen machen nur etwa zehn Prozent unserer Anschlussgeschäfte aus. Stattdessen haben wir den Kunden beispielsweise auch Garantiezertifikate verkauft. Wegen der Finanzkrise bieten wir künftig keine Genussscheine und nachrangige Anleihen mehr an.

Sie selbst haben Genussscheine im Gegenwert von 13 Millionen Euro herausgegeben. Sind die Ausschüttungen auf diese Wertpapiere sicher?

Bengsch: Als börsennotiertes Unternehmen können wir hierzu erst Angaben machen, wenn der gebilligte Jahresabschluss vorliegt.

Wohin sind die 13 Millionen Euro geflossen? Haben Sie damit Anleihen und Genussscheine anderer Unternehmen gekauft?

Bengsch: Teilweise. Allerdings keine von Unternehmen, deren Wertpapiere wir vertrieben haben. Das Geld ist auch ins Eigenkapital unserer Tochterunternehmen geflossen. Zusätzlich haben wir den Bargeldbestand erhöht und eine Beteiligung an der VBank, einem Servicedienstleister, erworben.

Was die Anleger derzeit auch umtreibt, sind der Insolvenzantrag der HPE Hanseatic Private Equity sowie die hohen Verluste des Kunststoffunternehmens Pongs & Zahn. Wertpapiere beider Unternehmen haben Sie vertrieben.

Bengsch: Wir bedauern aufrichtig diese negativen Entwicklungen und Verluste, die ein Teil unserer Kunden erlitten hat. Beim zuständigen Gutachter haben wir angefragt, wie es mit den HPE-Anleihen weitergeht, haben aber bisher keine Antwort.

Driver: Pongs & Zahn schüttet schon seit letztem Jahr nicht mehr auf seine Genussscheine aus. Wir meinen, dass das Unternehmen dazu verpflichtet ist, und wir versuchen, die Ansprüche der Kunden durchzusetzen. Bislang liegt noch kein Urteil vor.

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