Anleihen Papier mit Haken

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Vor Ablauf Geld zurück

Darauf zu setzen, dass BASF die Cognis-Anleihen nicht schnellstmöglich kündigt, ist eine hochriskante Wette. „Wir haben die Absicht, die ausstehenden Finanzschulden von Cognis umzuschulden“, sagte BASF-Chef Jürgen Hambrecht vor Analysten. Insgesamt stecken über zwei Milliarden Euro in verschiedenen Cognis-Anleihen.

Für Anleger kommt es auf die im Wertpapierprospekt aufgelisteten Kündigungskonditionen an – und die sollten Investoren, nicht nur bei Cognis, immer schon vor dem Kauf genau studieren. Das Regelwerk kündbarer Anleihen ist kompliziert – mal hat der Käufer ein Kündigungsrecht und verzichtet dabei beim Kauf der Anleihe auf Rendite, mal kauft sich der Verkäufer das Recht zur vorzeitigen Kündigung und zahlt einen Renditeaufschlag. „Es gibt keine zwei gleich konstruierten Anleihen“, sagt Jochen Schlachter, Kreditanalyst bei UniCredit.

Anleger sollten das Angebot nicht annehmen

So können Investoren im Fall einer Übernahme, sobald ein Unternehmen vom neuen Eigner kontrolliert wird, ihre Anleihen zurückgeben. Auch bei Cognis gibt es eine solche „Change of Control“-Klausel. 30 Tage nachdem die Kartellbehörden der Übernahme durch BASF zugestimmt haben, müsste Cognis Anleihebesitzern dann ein Rücknahmeangebot machen und 101 Prozent plus der aufgelaufenen Zinsen bezahlen. Anleger müssen und sollten dieses Angebot allerdings nicht annehmen, 101 Prozent sind eindeutig zu wenig. Wahrscheinlicher ist, dass Cognis nach der Übernahme kündigt. Das muss mindestens 30 und maximal 60 Tage vor dem Rückzahltag passieren. Liegt der Rückzahltag vor dem nächsten Zinstermin Mitte Mai bekämen Anleger laut Prospekt 103,167 Prozent.

BASF dürfte sich darauf einlassen. Denn Zeit ist in diesem Fall Geld, zahlt BASF doch selbst für Anleihen mit Laufzeiten über 2014 hinaus weniger als fünf Prozent Zinsen. „Es macht für BASF keinen Sinn, die Anleihen weiter teuer zu bedienen, der Markt hat die Rückzahlung längst einkalkuliert“, sagt Schlachter. Die Cognis-Anleihen notieren aktuell noch über 104 Euro. Angesichts der hohen Zinsen und des garantierten Rückzahlungskurses von 103 Prozent scheint dies fair.

Wenn die Anleihe noch mindestens drei Monate laufen würde, könnten Anleger vor Kosten derzeit noch aufs Jahr gerechnet knapp vier Prozent einstreichen. Wird die Anleihe später als erwartet gekündigt, steigt die Rendite noch. Kündigt Cognis früher, fällt sie. Platzt die Fusion, womit zurzeit niemand rechnet, würde der Kurs einbrechen.

Anleihen mit Kündigungsrecht rentieren einige Zehntelpunkte höher als solche ohne. Wie hoch der Aufschlag ausfällt und ob dieser angemessen ist, lässt sich für Anleger mangels Vergleichsmöglichkeiten kaum nachvollziehen. Grundsätzlich gilt: Emittenten verschafft das Recht einen immensen Vorteil. Steigen die Zinsen, hat sich das Unternehmen relativ günstig verschuldet. Fallen sie, kann es kündigen und sich billiger refinanzieren.

Anleger dagegen tragen zwei Risiken: Zum einen könnte der Rückzahlungskurs zu tief unter ihrem Kaufkurs liegen, zum anderen müssen sie das plötzlich frei gewordene Geld neu investieren, zu deutlich niedrigeren Zinsen. Was den Unternehmen zum Vorteil gereicht, wird für Anleger zum Nachteil.

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