Angst vor Inflation Ansturm auf die Filialen der Goldhändler

Die Angst vor der Inflation und die Euro-Krise treiben den Preis des Edelmetalls auf ein neues Rekordhoch. Experten halten für das laufende Jahr sogar Preise bis 2 000 Dollar für möglich. Mittlerweile erwärmen sich ganz neue Käuferschichten für Barren und Münzen. Die Lager sind leer, lange Wartezeiten drohen.

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Goldbarren bei einem Münchner Händler: Die Rekordjagd des Edelmetalls ist kaum aufzuhalten. Quelle: dpa

FRANKFURT. Die Feinunze Gold ist so teuer wie nie zuvor. Am Freitag kosteten 31,1 Gramm in der Spitze knapp 1 249 Dollar. Erst dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Aktuell liegt der Kurs bei 1 236 Dollar. Nachdem Hedge-Fonds-Manager wie John Paulson bereits vor einiger Zeit stark in das Metall investiert haben, kaufen jetzt auch deutsche Privatanleger massiv.

Die Angst vor den Folgen explodierender Staatsschulden, insbesondere einer möglichen Inflation, treibt die Hausse. In Europa kommen die Sorgen um die Zukunft des immer schwächer werdenden Euros hinzu. Gold gilt in solchen Zeiten als klassisches Krisenmetall - und heute vor allem als krisenfeste Währung.

"Der Ansturm der Kunden bei uns ist jetzt sogar höher als zur Zeit der Lehman-Pleite im Herbst 2008", sagt Robert Hartmann, Geschäftsführer bei Pro Aurum in München. Gekauft werden Gold und Silber, sei es in Barren oder als Münzen. "Man merkt, dass in den letzten Tagen neue Käuferschichten aufgeschreckt wurden, die bisher gar nichts mit Gold zu tun hatten", sagt Hartmann.

Wegen des Runs müssen Käufer mit Wartezeiten von ein bis drei Wochen für die Lieferung der Ware kalkulieren. Nach Darstellung der Händler kämpfen bei den Anlagemünzen die wichtigen Prägeanstalten in Australien, Kanada, Südafrika und Österreich wegen der starken Nachfrage mit Engpässen, ebenso die Barrenlieferanten wie Umicore und Heraeus.

Die rasant wachsende Nachfrage in der vergangenen Woche ist auch gestützt durch kritische Kommentare von Größen der Finanzwelt. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann meldete Zweifel an, ob Griechenland seine Schulden tilgen könne. Paul Volcker, der frühere Leiter der US-Notenbank und Berater von US-Präsident Barack Obama, sorgte sich um die Überlebensfähigkeit der europäischen Gemeinschaftswährung.

Die noch relativ jungen Gold gedeckten Fonds heizen die Nachfrage zusätzlich an. Sie bieten Investoren einen schnellen Ein- und Ausstieg in das Metall. Das sehen viele Anleger als Vorteil gegenüber einer aufwändigeren Transaktion mit physischer Ware. Am Freitag erreichte der größte dieser Fonds ein neues Rekordvolumen.

Laut einer Umfrage der Agentur Bloomberg unter Händlern, Analysten und Investoren könnte der Goldpreis in diesem Jahr noch 1 500 Dollar erreichen. James Turk, Gründer der Gold-Handelsplattform Goldmoney, fühlt sich durch die aktuelle Entwicklung bestätigt: "Ich sehe den Preis bis zum Jahresende bei 1 800 bis 2 000 Dollar."

Ähnlich denkt man beim unabhängigen Vermögensverwalter Flossbach & von Storch. "Unterhalb von 2 000 Dollar ist Gold nicht überbewertet", sagt Anlagestratege Philip Vorndran. "Für uns ist das Metall einfach ein Wertaufbewahrungsmittel in turbulenten Zeiten."

Nach der beschleunigten Hausse warnen einige Analysten vor Euphorie. Unter den Finanzinstituten hält zum Beispiel die Fortis Bank zumindest eine kurzfristige Konsolidierung für möglich. Edel Tully von der UBS hat sein Ein-Monats-Preisziel auf vergleichsweise bescheidene 1 300 Dollar erhöht. Auf Sicht von drei Monaten prognostiziert er einen Rückgang auf 1 200 Dollar.

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