Axel Herberg im Interview "Reichlich Interesse"

Axel Herberg, Chef des Verpackungsspezialisten Gerresheimer, setzt auf das stabile Pharmageschäft – und den raschen Verkauf der Autoplastik-Sparte.

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"Reichlich Interesse"

Axel Herberg, Chef des Verpackungsspezialisten Gerresheimer

WirtschaftsWoche: Herr Herberg, Sie bauen den ehemaligen Massenglas-Hersteller Gerresheimer zum Pharmazulieferer um und wollen die Autoplastik-Sparte mit rund 70 Millionen Euro Umsatz verkaufen. Gibt es Käufer?

Herberg: Es ist ausreichend Interesse da, ich erwarte eine erfolgreiche Transaktion. Wir werden die Bücher öffnen und mit mehr als zehn Interessenten in die nächste Verhandlungsrunde gehen – das sind Firmen aus der Branche ebenso wie Finanzinvestoren. Im ersten Quartal 2009 sollte der Verkauf unter Dach und Fach sein.

Seit 1999 wechselte Ihr Eigentümer mehrfach, zudem haben Sie Ihr Geschäft völlig neu ausgerichtet. Kehrt ab 2009 Ruhe ein?

Nach dem Verkauf wird die Neuordnung abgeschlossen sein. Dann kommen über 80 Prozent des Umsatzes aus dem Pharmageschäft, der Rest aus der Kosmetik. Aber es wird bei uns nicht viel ruhiger, wir werden weiter ausgesucht akquirieren. Außerdem haben wir in Tschechien für zwei Kunden eine Fabrik für Insulin-Injektionsstifte aufgebaut, die Produktion läuft an.

Lohnen die Investitionen angesichts der drohenden Konjunkturflaute? Wie stark wird Gerresheimer die Wirtschaftsschwäche spüren?

Unsere Märkte sind so stabil, dass es kaum kurzfristige Störungen gibt. Der Fokus auf Pharma und Life Science bringt uns stabiles Wachstum. Unsere Produkte sind kein nettes Extra, sondern notwendig: Eine Spritze lässt niemand weg, weil die Wirtschaft schlecht läuft. Und unser Kosmetikgeschäft liegt im mittleren Preissegment, wir liefern zum Beispiel Deo-Roller. Hier sehe ich überhaupt keine Nachfrageschwäche. Wir bleiben dabei: Der Umsatz soll 2009 um neun bis elf Prozent steigen, auf gut eine Milliarde Euro.

Allerdings sind die Energiepreise gestiegen, und die Gewerkschaften fordern mehr Lohn. Bringen höhere Kosten Ihre Gewinnmarge unter Druck?

Obwohl der Ölpreis drei Jahre lang gestiegen ist, hat sich unsere operative Marge verbessert. Sie wird im laufenden Jahr bei rund 19,5 Prozent vom Umsatz liegen. Ich erwarte keine Belastung durch Energiepreise und Löhne. Gestiegene Kosten können wir durch Einsparungen, höhere Produktionsmengen und die Weitergabe höherer Preise an die Kunden auffangen.

Können Sie höhere Preise durchsetzen? Immerhin liefern Sie teils an große Pharmakonzerne mit starker Marktmacht.

Auf die Verpackung entfällt nur ein Prozent Anteil vom Pharma-Gesamtwert. Viel wichtiger sind hier deshalb Qualität und Sicherheit. Daher gibt es immer eine Möglichkeit, sich zu einigen – und sei es über die Abnahme höherer Stückzahlen.

Viele Unternehmen stellen sich nach Rekordjahren auf schwächere Zeiten ein. Sie auch?

Im Gegenteil: Wir werden bei der Marge weiter zulegen. Denn wir erhöhen die Produktionsmenge und damit die Auslastung. Außerdem verschieben wir den Produktmix weiter hin zu profitableren Produkten, wie zum Beispiel Spritzen. Das wird zu einer weiteren Margensteigerung von der heutigen Basis von gut 19 Prozent führen. Dabei haben wir mit Life Science ein Geschäft, das mit 11,5 Prozent deutlich unter dem Schnitt liegt. Hier sehe ich das größte Steigerungspotenzial in den nächsten Jahren auf über 16 Prozent.

Der Aktienkurs liegt bei aber nur bei 33 Euro – fast 20 Prozent unter dem Preis, den Investoren beim Börsengang vor gut einem Jahr gezahlt haben.

Wir haben alles erfüllt, was wir beim Börsengang versprochen haben – bei Wachstum, Akquisitionen und der Integration übernommener Geschäftsteile. Viele Fonds sind seit dem Börsengang engagiert, die Aktie wird nur zu wenig gehandelt, der Aktienumsatz ist recht dünn. Das hat unsere Aufnahme in den MDax verhindert.

Locken Sie Anleger mit einer Dividende?

Grundsätzlich wollen wir weiterhin Dividenden zahlen. Gibt es allerdings andere Verwendungsmöglichkeiten in Form interessanter Akquisitionen, werden wir das auf den Prüfstand stellen, vorausgesetzt sie steigern den Wert für die Aktionäre.

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