Eigenkapitalregeln Banken wollen mit Kapitalerhöhungen Milliarden einsammeln

Die von den G20-Staaten geforderten höheren Eigenkapitalquoten für Banken könnten den Finanzbedarf deutscher Banken um Milliarden erhöhen. Branchenkenner rechnen deshalb mit großen Kapitalerhöhungen. Von der Möglichkeit, ihre Bilanzen mithilfe des Bad-Bank-Modells zu entlasten, machen die Institute hierzulande jedoch kaum Gebrauch.

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Die Frankfurter Bankenskyline Quelle: dpa

In einer Studie hat die Investmentbank JP Morgan die Konsequenzen einer der geforderten strengeren Eigenkapitalvorschriften für Europas Banken untersucht. Demnach fehlen börsennotierten Banken in Deutschland insgesamt bis zu 18,5 Milliarden Euro, um die erwarteten Untergrenzen für die Eigenkapitalausstattung zu erfüllen. Alle europäischen Banken zusammen müssten sich in den nächsten sechs Monaten rund 53 Milliarden Euro an frischem Kapital aufbringen: zur Hälfte für die Rückzahlung staatlicher Hilfen, zur Hälfte, um auf eine Kernkapitalquote von acht Prozent zu erreichen. Diese soll allerdings frühestens von 2011 an, spätestens aber ab Ende 2012 gelten.

Commerzbank mit 12-Milliarden-Lücke

Allein die Commerzbank habe eine Kapitallücke von 12,2 Milliarden Euro, um 2011 ohne staatliche Hilfe wieder auf acht Prozent Kapitalquote zu kommen. Ohne Kapitalzufuhr käme sie der Studie zufolge dann nur auf 3,8 Prozent. Vorstandschef Martin Blessing hat eine Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen, um die stille Einlage des Staates zurückzuzahlen. Analysten erwarten sie aber erst im Jahr 2011.

Auch die Postbank braucht JPMorgan zufolge 2,7 Milliarden Euro Eigenkapital. „Wir erwarten, dass die Postbank frisches Kapital aufnimmt, noch ehe die Deutsche Bank ihre Beteiligung weiter aufstockt. Der genaue Zeitpunkt hängt aber von der laufenden Transaktion ab“, heißt es in der Studie.

Für die Deutsche Bank selbst, die schon fast 30 Prozent an der Postbank hält, veranschlagen die Analysten einen Kapitalbedarf von 3,4 Milliarden Euro. Zwar liege ihre Kernkapitalquote mit 8,7 Prozent über der Schwelle, werde aber infolge der neuen Regeln bis 2011 auf 7,2 Prozent schmelzen. JPMorgan sagt für die Deutsche Bank seit längerem eine große Kapitalerhöhung voraus.

Schlechter als in Deutschland stehen der Studie zufolge nur noch Banken in Großbritannien und Irland da. Vor allem der Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds fehlen der Analyse zufolge mehr als 27,5 bzw. 16,5 Milliarden Dollar – den staatlichen Schutzschirm rausgerechnet.

Mehrere europäische Banken hatten sich zuletzt frisches Kapital beschafft, um ihre Kernkapitalquoten aufzustocken, so etwa die italienische HVB-Muttergesellschaft Unicredit (vier Milliarden Euro) und die norwegische DnB NOR (umgerechnet 1,6 Milliarden Euro). Während die in Osteuropa stark vertretene österreichische Erste Group Bank 1,36 Milliarden Euro brauche, säßen die Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS sogar auf überschüssigem Kapital, glauben die Analysten. Die spanische Großbank Santander rechnet aus dem Börsengang ihrer brasilianischen Tochter mit einem Buchgewinn von 1,43 Milliarden Euro, was die Eigenkapitalquote der Gruppe um 0,6 Prozentpunkte erhöhen soll. Bei dem Börsengang konnte die brasilianische Tochter umgerechnet rund 5,5 Milliarden Euro einsammeln.

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